Fast drei Jahrzehnte nach einem brutalen Mord in Wattenscheid hat die Polizei den mutmaßlichen Täter festgenommen. Ein 58-jähriger deutsch-polnischer Staatsbürger wurde am 8. Januar 2025 nach seiner Auslieferung aus Großbritannien in Deutschland einem Richter vorgeführt. Der Fall gilt damit als aufgeklärt, obwohl die Tat bereits 1996 geschah.
Mord am 2. März 1996
In der Nacht zum 2. März 1996 wurde ein 55-jähriger Mann in Bochum-Wattenscheid Opfer eines Messerangriffs. Der Mann hatte kurz zuvor eine Gaststätte verlassen, als er gegen 0.10 Uhr auf offener Straße mit zahlreichen Messerstichen niedergestochen wurde. Trotz sofortiger Hilfe verstarb er noch am Tatort. Der Täter flüchtete unerkannt.
In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler damals blutige Kleidung und ein Tatmesser in einer Mülltonne. Neben des Bluts des Opfers wurde DNA einer bislang unbekannten Person nachgewiesen. Trotz intensiver Ermittlungen, öffentlicher Aufrufe und Berichterstattung – unter anderem in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY Ungelöst“ – blieb der Mordfall jahrzehntelang ungelöst.
Durchbruch durch DNA-Abgleich im Jahr 2022
Ein entscheidender Fortschritt gelang im Jahr 2022, als ein automatisierter, schengenweiter DNA-Abgleich eine Übereinstimmung mit einem in Großbritannien lebenden Mann ergab. Der Verdächtige, ein deutsch-polnischer Staatsbürger, lebte zur Tatzeit in Dortmund und hielt sich auch in Bochum auf. Daraufhin beantragten die deutschen Behörden einen internationalen Haftbefehl, der im September 2022 zur Festnahme des Mannes in Großbritannien führte.
Nach seiner Festnahme legte der Beschuldigte Rechtsmittel gegen die Auslieferung ein, was zu einer fast zweijährigen Verzögerung führte. Am 8. Januar 2025 wurde der Mann schließlich nach Deutschland ausgeliefert. Zielfahnder des Landeskriminalamts NRW holten ihn aus der Haft in Großbritannien ab. Nach seiner Ankunft in Düsseldorf wurde er der Staatsanwaltschaft Bochum überstellt, wo ihm ein Richter den Haftbefehl wegen Mordes verkündete.
Stimmen zum Ermittlungserfolg
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul zeigte sich erfreut über den Ermittlungserfolg: „Die Arbeit der BAO Cold Case unter der Leitung des LKA NRW trägt weiter Früchte. Kein Täter soll sich nach einer solch grausamen Tat sicher sein, dass wir ihn nicht kriegen – auch nicht nach so langer Zeit. Jeder geklärte Fall bedeutet Gewissheit und Klarheit für die Betroffenen.“
Auch Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann von der Staatsanwaltschaft Bochum lobte die beharrliche Arbeit der Ermittler: „Langer Atem zahlt sich aus. Der Fall zeigt, wie wichtig nationale und internationale Zusammenarbeit ist.“