
Ein Streifenwagen fährt durch die Dunkelheit: Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber ist davon überzeugt, dass das Präsidium Recklinghausen auf einen größeren Stromausfall gut vorbereitet ist. © dpa / Guido Bludau
Blackout: So bereitet sich die Polizei Recklinghausen auf den Ernstfall vor
Energiekrise
Eine zehn Jahre alte Studie beschreibt, was bei einem flächendeckenden Stromausfall alles geschehen könnte. Das Präsidium in Recklinghausen geht seit Monaten alle möglichen Szenarien durch.
Umfangreiche Stromausfälle sind der Stoff, aus dem Romane gemacht sind. Es reicht aber auch, eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie zu lesen. Das hat vor rund zehn Jahren für den Bundestag abgeschätzt, was bei einem Blackout in Deutschland geschehen würde, wenn wirklich alles schiefgeht: Ampeln fallen aus, überall passieren Unfälle, die Straßen in den Großstädten sind verstopft. Plünderer ziehen durch die Städte.
Von der These, dass Anarchie ausbrechen könnte, hält Andeas Wilming-Weber nicht viel. Dass die Polizei bei einem großflächigen Stromausfall in besonderem Maße gefordert ist, um die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger im Vest aufrechtzuerhalten, davon ist allerdings auch der Sprecher des Polizeipräsidiums Recklinghausen überzeugt.
„Stand heute sind wir sehr gut aufgestellt“
Deshalb gibt es bei der Recklinghäuser Polizei, zuständig für den Kreis Recklinghausen und die Stadt Bottrop, einen Vorbereitungsstab „Kritische Infrastruktur“. Seit Monaten geht der Stab alle möglichen Szenarien eines Stromausfalls durch. „Stand heute sind wir sehr gut aufgestellt“, ist Wilming-Weber überzeugt.
Das Konzept der Polizei hat drei Schwerpunkte. Einer davon ist die Sicherstellung der Mobilität. Denn ohne Strom funktionieren auch die Tankstellen nicht. Die Recklinghäuser Polizei hat eine eigene - am Beisinger Weg in Recklinghausen. Die ist mittlerweile mit einem Notstromaggregat ausgerüstet worden. Nicht nur das Tanklager soll immer gut gefüllt sein, sondern auch die Tanks der Streifenwagen.
Es soll möglichst schnell viel Personal im Einsatz sein
Die Polizei geht im Ernstfall auch von einem erhöhten Personalbedarf aus - Schwerpunkt Nummer zwei. Der befasst sich mit der Frage, wie Polizeikräfte, die gerade keinen Dienst haben, alarmiert werden können. Ziel sei es, möglichst schnell viel Personal im Einsatz zu haben. Zum einen, um alle Wachen, die ebenfalls mit Notstrom abgesichert sind, offen zu halten und auch in der Fläche als Ansprechpartner präsent zu sein, wie der Polizeisprecher betont.
Der dritte Bereich, mit dem sich der Vorbereitungsstab befasst, ist die Sicherstellung der internen und externen Kommunikation. Denn bei einem großflächigen Stromausfall ist davon auszugehen, dass das Handynetz zusammenbricht und die Telefonleitungen lahm liegen. Diskutiert werde in diesem Zusammenhang auch über die Anschaffung von Satellitentelefonen, berichtet Andreas Wilming-Weber.
Wie bekommt man die Türen des Notgewahrsams auf?
„Es sind Kleinigkeiten, an die man denken muss“, betont der Polizeisprecher. Zum Beispiel: Wie bekommt man die strombetriebenen Türen des Notgewahrsams auf? „Wir haben für Vieles Lösungen gefunden und fühlen uns gut vorbereitet“, so sein Fazit.
Sich auf alle Eventualitäten einzustellen, empfiehlt Wilming-Weber auch der Bevölkerung. Sich etwa über die Standorte der Notfall-Infopunkte in der Nähe der eigenen Wohnung zu informieren (www.kreis-re.de/notfallinfo), ist ein Ratschlag der Polizei. Dort werden Notfall-Meldungen von Bürgern entgegengenommen und Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Wilming-Weber: „Jeder sollte den nächstgelegenen Standort kennen, denn wenn der Strom weg ist, kann man nicht eben im Netz noch danach suchen.“
Geboren 1960 in Haltern am See, aufgewachsen in Marl und jetzt wohnhaft in Dorsten: Ein Mensch, der tief verwurzelt ist im Kreis Recklinghausen und dort auch seit mehreren Jahrzehnten seine journalistische Heimat gefunden hat. Schwerpunkte sind die Kommunal- und Regionalpolitik sowie Wirtschafts- und Verbraucherthemen.