„Blackfacing“ oder Spaß? Starkes Handeln der Feuerwehr im Kreis Unna kann Denken verändern

„Blackfacing“ oder dummer Spaß?: Starkes Handeln der Feuerwehr im Kreis Unna kann Denken verändern
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Hellweger-Anzeiger-Redakteur Marcus Land

Die Motive dafür, warum sich ein Mitglied der Jugendfeuerwehr sein Gesicht schwarz bemalte, als er vor einen Materialwagen gespannt wurde, sind nicht klar. Warum zwei erwachsene Betreuer des Pfingstzeltlagers in Schwerte diesen „Spaß“ mitmachten, kann auch nur gemutmaßt werden.

Dass weder der Jugendliche noch die Jungfeuerwehrmänner bei ihrem Tun rassistische Gedanken hegten, davon dürfen wir ausgehen. Dafür wirkt das Ganze doch zu sehr wie ein kindliches Spiel.

Unbehagen mit schwarz bemalten Gesichtern

Niemand der Beteiligten hat sich aber offenbar Gedanken darüber gemacht, welch verheerende Vorbildwirkung ein solcher Schabernack haben kann. Ein unkritisches Hinnehmen als Streich darf es nicht geben, eine Nachahmung mit böswilligen Absichten erst recht nicht.

Unbehagen hat zumindest einige Teilnehmer des Jugendlagers der Feuerwehren aus dem Kreis Unna ja doch gepackt, als sie den „Dunkelhäutigen“ in seiner Rolle als „Lasttier“ vor dem Wagen sahen.

Haben sie überempfindlich reagiert und aus einer Mücke einen Elefanten gemacht? Nein, sie haben vollkommen richtig gehandelt und den Vorfall den Vorgesetzten bei der Feuerwehr gemeldet.

Nicht wenige werden diese Reaktion dennoch befremdlich finden. „Das haben wir früher alles machen und sagen dürfen – und niemand hat uns dafür schief angeguckt“, heißt es dann meistens. Das stimmt. Aber das war eben „früher“.

Es gibt da dieses Paradebeispiel, an dem sich Ewiggestrige immer wieder ereifern: Schaumkuss würden sie niemals zu der Süßigkeit sagen, sondern weiterhin wie zum Trotz das N-Wort benutzen – wie früher halt.

Unrecht gegenüber Andersartigem

Dabei dürfen wir uns alle glücklich schätzen, dass unser Denken nicht auf dem Stand der Vergangenheit verharrt, nicht in den 1950er- und 1960er-Jahren, aber auch nicht in den 80ern oder 90ern. Früher hatte der Mann auch noch die Schlüsselgewalt in der Ehe und das fand die Mehrheit – der Männer – auch ganz normal.

Gut, dass wir denkende und lernende Wesen sind. Dass wir dabei sind zu erkennen, welche Ungerechtigkeiten wir Fremden, Andersartigen, ja selbst dem anderen Geschlecht angetan haben – so aber nicht weitermachen wollen. Auf den Schuhcreme-im-Gesicht-Fall der Feuerwehr bezogen: Denn selbst wer dem dunkelhäutigen Menschen nichts Böses will – er reduziert ihn doch auf ein äußeres Merkmal.

Der Prozess hört nie auf. Schon will sich eine „Mehrheit“ wieder abgrenzen von einer „Minderheit“, kann oder will nicht akzeptieren, dass es so etwas wie Transsexualität gibt, dass man ein Geschlecht „wechseln“ möchte.

Der Feuerwehr im Kreis Unna und dem Kreisbrandmeister muss man daher allergrößtes Lob dafür aussprechen, dass sie nach diesem „Kinderspiel“ von Schwerte ein Exempel statuiert haben – auch dieses starke Handeln trägt dazu bei, das Denken zu verändern.