Blackbox im Auto Unfallüberwachung wird ab 2024 Pflicht

Blackbox im Auto: Unfallüberwachung wird ab 2024 Pflicht
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Eine sogenannte Blackbox kennt man bisher nur aus Flugzeugen. Damit sollen die Ereignisse vor und kurz nach einem Absturz ausgelesen werden. Einen solchen technischen Zusatz soll es zukünftig auch in Autos geben. Die „Event Data Recorder“ - kurz EDR - werden in Deutschland ab 2024 zur Pflicht, aber nicht für alle.

Bisher kann die Polizei nach einem Unfall nur auf die Aussagen der Autofahrer und möglicher Zeugen zurückgreifen. Waren nur zwei Personen beteiligt, kann es schonmal zu widersprüchlichen Aussagen kommen. Die Unfallüberwachung im Auto soll die Rekonstruktion nach einem Crash vereinfachen.

Ganz neu ist der EDR im Auto nicht, bereits seit Juli 2022 muss er in neuen Fahrzeugtypen verbaut sein, um überhaupt die Genehmigung zu erlangen. Ab dem kommenden Jahr ist die Blackbox im Auto dann bei allen neu zugelassenen Pkw vorgeschrieben, ebenso für Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Alle anderen Fahrzeugklassen folgen ab 2026 und 2029.

Blackbox im Auto: Was ist ein Event Data Recorder (EDR)?

Ein Event Data Recorder - zu deutsch Ereignisdatenspeicher - ist ein kleines Gerät, das in Fahrzeugen installiert wird, um Informationen zu einem Unfall zu sammeln. Es ist vergleichbar mit einem Flugschreiber (umgangssprachlich auch Blackbox genannt) in Flugzeugen.

Der EDR zeichnet kontinuierlich die Fahrzeugdaten auf. Er speichert sie aber nur bei einem Unfall auf, und auch nur über eine kurze Zeitspanne von fünf Sekunden vor und 300 Millisekunden nach dem Crash. Einen Unfall kann das Gerät an unterschiedlichen Auslösern erkennen.

Wie wird die Unfallaufzeichnung ausgelöst?

Der EDR sitzt meistens am Airbag-Steuergerät. Das hat einen einfachen Grund: Damit der Airbag im Falle eines Unfalls auslöst, laufen im Steuergerät die Daten der Beschleunigungssensoren ein. Der EDR kann und soll ebenfalls auf diese Daten zurückgreifen. Außerdem zeichnet die Blackbox den Unfall auf, wenn der Airbag ausgelöst wird.

Andere Auslöser für die Unfallaufzeichnung können zum Beispiel Geschwindigkeitsänderungen, Lenkwinkel und Gurtstraffungen sein. Bei der Geschwindigkeit muss allerdings eine deutliche Veränderung vorhanden sein. Der EDR springt erst dann an, wenn sich die Geschwindigkeit von mehr als 8 km/h innerhalb von 150 Millisekunden ändert.

Ein weiterer Auslöser für den EDR ist die Motorhaube. Die wird zum Beispiel bei einem Unfall mit einer Kollision mit einem Fußgänger aktiviert.

Welche Daten speichert die Blackbox im Auto?

Laut ADAC speichert der EDR die Fahrdynamik vor und nach dem Unfall sowie die Informationen der Rückhaltesysteme. Die Daten werden ausschließlich lokal im Fahrzeug gespeichert und sind nur über eine Schnittstelle im Auto oder im Airbag-Steuergerät abrufbar. Ein Online-Zugriff ist nicht möglich.

Diese Daten werden vom EDR gespeichert:

  • Daten vor dem Unfall: Geschwindigkeit, Gaspedalstellung, Status der Bremse, Motordrehzahl, Aktivität von ABS und Stabilitätskontrolle, Lenkwinkel
  • Daten nach dem Unfall: Geschwindigkeitsänderung in Längs- und Querrichtung
  • Informationen zu Rückhaltesystemen: Anschnallstatus von Fahrer und Beifahrer, Auslösezeitpunkt der Airbags

Das Auslesen der Daten übernimmt ein Sachverständiger, und auch nur auf Anweisung eines Richters oder Staatsanwaltes. Je nach Sachlage der Strafverfolgung kann ein Fahrer oder Halter des betroffenen Fahrzeugs das Auslesen des EDR nicht verhindern.

Wie ist das mit dem Datenschutz?

Aufzeichnung der Fahrtaktivitäten? Klingt nach Überwachung. Davor muss man allerdings keine Sorgen haben. Schließlich werden die Daten nicht dauerhaft gespeichert, erst recht nicht, wenn es zu keinem Unfall kommt. Ohne Zustimmung des Fahrers oder Halters - mit Ausnahme einer richterlichen Anordnung - darf auch niemand die Daten des EDR auslesen.

Auf der anderen Seite muss Autofahrern klar sein, dass bei jeder HU-Prüfung oder jedem Werkstatt-Aufenthalt ein Auslesen der EDR Daten theoretisch möglich ist, warnt der ADAC.

Um die in Deutschland geltenden Datenschutzgesetze einzuhalten, dürfen EDR keine personenbezogenen oder personenbeziehbaren Daten speichern.

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