Tolga Civak, Kapitän des VfK Weddinghofen, sitzt nach dem Relegationsspiel Mutter Seelen alleine auf dem Platz und ringt um Fassung nach der 2:9-Niederlage gegen GS Cappenberg.

Tolga Civak, Kapitän des VfK Weddinghofen, sitzt nach dem Relegationsspiel mutterseelenallein auf dem Platz und ringt um Fassung nach der 2:9-Niederlage gegen GS Cappenberg. © Kevin Michaelis

Bittere Tränen bei Weddinghofen-Urgestein Tolga Civak: „So eine lustlose Mannschaft“

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Tolga Civak und der VfK Weddinghofen haben es vorerst verpasst, den Abstieg in die Kreisliga B abzuwenden. Nach dem Debakel gegen GS Cappenberg spricht der Spielführer sehr emotional Klartext.

Weddinghofen

, 14.06.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Schumann Arena in Königsborn am frühen Sonntagabend: Eine halbe Stunde nach dem Abpfiff des Relegationsspiels zwischen dem VfK Weddinghofen und GS Cappenberg. Der VfK wurde gerade mit 2:9 deklassiert, die Grün-Schwarzen bleiben dadurch A-Ligist. Tolga Civak, Kapitän von Weddinghofen, sitzt völlig niedergeschmettert auf dem Kunstrasen. Alleine. Er weint bitterlich - es sind die schlimmsten Minuten seiner 28-jährigen Fußballergeschichte mit dem Verein.

Eigentlich möchte er gar nicht sprechen. Der Kopf ist gesenkt, seine Schultern hängen tief runter dem Boden entgegen. Dann blickt er kurz rüber: Seine Augen, die durch die Tränen mittlerweile rot angeschwollen sind, sprechen Bände. Civak wirkt leer. So hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt. Nicht mit ihm und schon gar nicht mit seinem Herzensklub. Seine Kapitänsbinde hat er längst abgelegt, sie liegt etwa einen halben Meter von ihm entfernt. Auch die Fußballschuhe hat er ausgezogen.

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Civak holt noch einmal tief Luft. Man merkt ihm an, dass er versucht, sich und das Geschehene zu sortieren. In ihm ringt es um Fassung. Mit leiser, kleinlauter Stimme spricht er dann doch: „Ich habe schon vieles mitgemacht, aber so etwas noch nicht. So eine lustlose Mannschaft, kein Ehrgeiz. Ich fasse es nicht.“

Kapitän des VfK Weddinghofen stellt alles infrage

Und er redet trotz einiger Seufzer weiter: „Es liegt an der Einstellung. Die meisten kommen nicht zum Training. Und ohne Training kann man nichts aufbauen. Wir sind überhaupt keine Mannschaft.“ Danach wird es wieder still. Der Kapitän des VfK muss immer wieder kurze Pausen einlegen, um nicht noch weitere Tränen zu vergießen.

Tolga Civak fordert in dieser Situation mehr Anspielmöglichkeiten von seinen Mitspielern.

Tolga Civak fordert in dieser Situation mehr Anspielmöglichkeiten von seinen Mitspielern. © Kevin Michaelis

Anschließend führt er fort und geht dabei hart ins Gericht mit der gezeigten Leistung des Teams. „Ich komme selbst aus Weddinghofen und bin seit 28 Jahren dabei. Einigen Spielern ist das, glaube ich, scheißegal, ob wir absteigen oder in der Liga bleiben. Einfach nur so, als wäre es ein gemütlicher Hobbykick. Auch beim Training, da ist kein Ehrgeiz drin. Das ist Mannschaftssport und kein Einzelsport. Die Identifikation fehlt bei vielen. Jeder muss sich jetzt erst einmal an die eigene Nase packen.“

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Civak wird immer redseliger und betreibt nun auch Ursachenforschung für die desolate Saison: „Gegen Herringen oder VfL Mark, da spielst du guten Fußball, aber dann kommen so Teams wie Stockum, bei allem Respekt, aber das Spiel musst du einfach gewinnen. Gegen solche Mannschaften musst du punkten. Wir führen in anderen Spielen und geben es doch noch aus der Hand. Einige denken dann, das Spiel ist zu Ende, schalten ab und dann bekommst du noch die Gegentore.“

A-Ligist darf noch auf den Kamener SC hoffen

Doch wie geht es jetzt weiter für Weddinghofen? Klar ist, dass der VfK trotz der Niederlage im Relegationsspiel noch nicht final in die Kreisliga B abgestiegen ist. Denn jetzt kommt alles auf den Kamener SC an. Schafft der KSC es, sich in beiden Spielen gegen Bielefelder Vertreter SC Halle durchzusetzen und doch noch in die Bezirksliga aufzusteigen, dann würden auch die Bergkamener in der A-Liga bleiben.

Nach dem Abpfiff ist die Mannschaft vom VfK Weddinghofen bedient. Den Spieler steht die Enttäuschung über das verlorene Spiel buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

Nach dem Abpfiff ist die Mannschaft vom VfK Weddinghofen bedient. Den Spieler steht die Enttäuschung über das verlorene Spiel buchstäblich ins Gesicht geschrieben. © Kevin Michaelis

„So oder so müssen wir zusehen, dass wir jetzt mindestens sechs oder sieben neue Spieler kriegen“, meint Civak. Er werde auf jeden Fall weitermachen. „Ich habe schon vieles mitgemacht, viele Kollegen von mir sind schon gewechselt und haben ihm Nachhinein gesagt, wieso spielst du da noch, du machst dich selbst kaputt. Das macht es mich auch, vor allem seelisch. Aber ich kämpfe“, so der kleingewachsene Außenverteidiger.

Tolga Cirak und Stefan Feldmann zeigen Stärke

Kurz vor dem Ende des Gesprächs mit unserer Sportredaktion kommt dann auch noch Stefan Feldmann, Trainer des VfK, hinzu. Auch er wirkt angesichts der sportlichen Tatsachen sichtlich mitgenommen. Civak und Feldmann klatschen sich beide ab, jedoch ohne ein Wort zu sagen. Aber ganz nach dem Motto: Trainer und Kapitän halten zusammen. Den Weg aus dem „Fußball-Schlamassel“ schaffen wir für Weddinghofen nur gemeinsam.

Feldmann geht wieder. „Stefan gibt immer alles. Der tut mir auch schon leid. Aber was willst du machen? Wir müssen die Mannschaft irgendwie wieder aufraffen. Schon schade, dass man sich so abschlachten lässt. Wir hatten uns viel vorgenommen. Bis zur Roten Karte, dann war es quasi vorbei. Vielleicht ist Ajdin da etwas zu motiviert gewesen“, so Civak. Ajdin Oruc hatte beim Stand von 1:3 in Mitten des ersten Durchgangs nach einem Foul an ihm nachgetreten und wurde daraufhin vorzeitig zum Duschen geschickt.

Der Rest ist ohnehin Geschichte. Tolga Civak hält es jetzt nicht mehr länger aus auf dem Platz. Er steht auf und geht mit gesenktem Kopf in eine ungewisse Fußballzukunft mit dem VfK Weddinghofen.