Bierhoff kontert Kritik aus München und Dortmund
DFB-Teammanager Bierhoff hat Kritik aus München und Dortmund gekontert. Ein Streit um Marketingerlöse zwischen Clubs und Verband gefährde den Erfolg des deutschen Fußballs. Und: Echte Weltstars würden ohnehin nur im Nationaltrikot geboren.
Düsseldorf (dpa)
von Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa
, 02.09.2016, 20:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Teammanager Oliver Bierhoff wirft sich für die Nationalmannschaft in die Bresche. Foto: Ina Fassbender
Diese Kritik der Bundesliga-Riesen mochte Oliver Bierhoff nicht einfach so schlucken. Mit deutlichen Worten hat der Teammanager auf jüngste Aussagen aus München und Dortmund über die intensive Vermarktung der Fußball-Nationalspieler durch den DFB reagiert.
"Was mich stört, ist, dass der Eindruck erweckt wird, dass der DFB nur nimmt", sagte Bierhoff in Düsseldorf. Auch die Popularität der Stars aus München und Dortmund werde durch Einsätze im Nationaltrikot und besonders bei WM- und EM-Turnieren enorm gesteigert - und damit auch der Wert für die Vereine.
Zuletzt hatten Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den DFB als Rivalen um Sponsoren der Liga-Branchenführer bezeichnet. "Unser größter Konkurrent im Sponsoring ist nicht Borussia Dortmund - sondern die deutsche Nationalmannschaft!", hatte Rummenigge während der USA-Reise des Rekordmeisters in der Saisonvorbereitung gesagt.
Künftig werde man Sponsorentermine beim DFB für Konkurrenzprodukte der Bayern-Geldgeber nicht mehr akzeptieren, hatte Rummenigge angedroht und namentlich die Konkurrenzsituation des DFB-Sponsors Mercedes mit dem Münchner Automobilpartner Audi erwähnt.
Gesprächsbedarf hatte in der Sommerpause auch Watzke angemeldet. "Das kann nicht sein. Das funktioniert so nicht, und das werden wir dem DFB auch klarmachen. Diesen Wildwuchs müssen wir beschneiden", sagte der BVB-Chef.
Diese Sichtweise gefährdet laut Bierhoff den Erfolg des deutschen Fußballs, der auf dem Miteinander von Verband und Vereinen basiere. Auch die Clubs hätten einen Nutzen vom Einsatz ihrer Spieler im DFB-Trikot. "Die Popularität eines Spielers wird enorm gesteigert, durch die Spiele in der Nationalmannschaft", sagte Bierhoff. "Bei allem Respekt vor dem BVB", fügte der Teammanager an: Auch auf der Asienreise des Vizemeisters würden die Dortmunder Profis umjubelt, weil sie ein gutes Turnier spielten und nicht mit ihrem Club gegen Mainz 05.
Der DFB erlöse die Millionengewinne aus Werbeverträgen zudem nicht zum Selbstzweck, betonte Bierhoff, und auch nicht, um eine Dividende an Aktionäre auszuschütten. Letzteres war ein Seitenhieb in Richtung des börsennotierten BVB. Der Verband setze seine Gewinne vielmehr zur Ausbildung und Förderung des Fußball-Nachwuchses ein, von dem wiederum auch die großen Vereine profitierten.
DFB-Präsident Reinhard Grindel stellte derweil eine Lösung des Konflikts in Aussicht. "Wir haben geeignete Maßnahmen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe ergriffen, wie Vereine und DFB konstruktiv einen Weg finden. Der soll uns ermöglichen, unsere Arbeit an der Basis und in den Landesverbänden durch Sponsoring zu finanzieren und gleichzeitig die Interessen der Vereine nicht beschädigen", sagte er in einem Interview der "Westdeutschen Zeitung".
Bierhoff hatte betont, dass die die Clubs die gleichen Ziele hätten: "Es wird auch durch Studien der Liga gezeigt, dass Heroes gefragt sind. Die Vereine profitieren von der Vermarktung, und wir entwickeln die Spieler auch weiter", sagte Bierhoff. Echte Weltstars würden zudem nur durch Erfolge für Nationalmannschaften entstehen, fügte der Europameister von 1996 an.
Uwe Seeeler, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus seien vornehmlich durch Bilder im DFB-Trikot in Erinnerung. Seine früheren Top-Kollegen beim AC Mailand, George Weah (Liberia) und Andrej Schewtschenko (Ukraine), hätten dagegen keine Werbeverträge gehabt, weil sie nicht für große Nationalteams spielten, erzählte Bierhoff.