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Betrug im großen Stil: Wie ein Mann aus Recklinghausen zum illegalen Autodealer wurde
Landgericht Essen
Ein Mann aus Recklinghausen schließt sich einer kriminellen Autoverkäufer-Bande an. Vor Gericht erklärt er sich. Und es wird klar, wie er und seine Kollegen vorgingen.
Die Männer kennen sich schon seit der Kindheit, hatten sich jedoch aus den Augen verloren. Als sie sich später wiedertrafen, fuhr einer von ihnen mit schnellen Luxuswagen vor. Das machte Eindruck. Dass der plötzliche Reichtum auf kriminellen Auto-Geschäften basierte, war schnell klar.
Trotzdem wollten sie dabei sein – darunter auch ein Mann aus Recklinghausen. Seit Dienstag steht er in Essen vor Gericht.
Der 34-Jährige ist gelernte Kfz-Mechatroniker, hat in den letzten Jahren allerdings vor allem als Taxifahrer gejobbt. „Ich habe die Jungs mit den dicken Autos immer bewundert“, sagte er den Richtern zum Prozessauftakt. „So bin ich da reingerutscht.“
Gestohlene Luxuskarossen
Der Angeklagte hat bereits gestanden, bei dem Verkauf von Gebrauchtwagen mitgemischt zu haben, bei denen die Tacholeistung massiv nach unten manipuliert worden war. Manche der Fahrzeuge waren auch gestohlen und mit neuen Papieren ausgestattet worden.
Mitangeklagt ist noch ein früherer Freund, der noch viel tiefer in die Machenschaften verstrickt gewesen sein soll. Auch er hat bereits ein weitgehendes Geständnis abgelegt. Der mutmaßliche Hintermann ist bereits in einem früheren Prozess zu vier Jahren Haft verurteilt worden.
Mercedes, BMW, Porsche oder Audi: Die Fahrzeuge mit denen die Männer gehandelt haben, gehörten allesamt zur Oberklasse. Einmal wechselte sogar ein Fahrzeug für 95.000 Euro den Besitzer. Dass der Wagen zuvor in Bonn gestohlen worden war, hat der Käufer erst später gemerkt.
Die Fahrzeugpapiere schienen absolut echt zu sein. Doch auch sie waren offenbar nachträglich ausgefüllt worden. Die entsprechenden Blanko-Formulare sollen ebenfalls aus Diebstählen stammen. Der 34-jährige Recklinghäuser hat einen Teil der Fahrzeuge, die nun in der Anklage stehen, aufgekauft und an den bereits verurteilten mutmaßlichen Hintermann weiterverkauft.
„Wie ein Gorilla“
Der zweite Angeklagte kommt aus Moers. Er war für den Weiterverkauf zuständig und wurde offenbar vor allem für die Optik eingebunden. Der bereits verurteilte Dritte im Bunde wollte lieber im Hintergrund bleiben. „Er hat mich gefragt, ob ich ihn unterstützten kann, weil er selbst aussehe wie ein Gorilla“, hieß es in einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung. „Da hätten die Leute immer Angst gekriegt.“
Die Tachos der weiterverkauften Autos waren teilweise um bis zu 200.000 Kilometer nach unten gedreht worden. Auch die Servicehefte waren gefälscht und gegen die originalen ausgetauscht worden. In einem Fall sollen sich darauf die Fingerabdrücke des Recklinghäusers befinden. Der Prozess wird fortgesetzt.