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„Barbaren“ – Eine deutsche Netflix-Serie mit Weltformat
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In der deutschen Netflix-Serie „Barbaren“ legen sich germanische Stämme mit der römischen Armee an. Es endet in der bekannten Varusschlacht. Der Sechsteiler hat das Format für den Weltmarkt.
„Als die Römer frech geworden, zogen sie nach Deutschlands Norden. Weh, das ward ein großes Morden.“ Ein Heldenlied des 19. Jahrhunderts besingt die Varus-Schlacht.
„Barbaren“ heißt die deutsche Netflix-Serie zum gleichen Thema, die man durchaus in einem Atem mit dem Mittelalter-Hit „Vikings“ nennen darf: Produktionsdesign und Schlachtgetümmel haben Format, das „Storytelling“ macht aus Fakten und Fiktion eine Mischung, die passgenau das Genre des modernen Sandalenfilms bedient.
Abenteuer und Tragik
Hinter dem Sechsteiler stehen mit Arne Nolting, Jan Martin Scharf und Andreas Heckmann die Macher vom „Club der roten Bänder“, die zwar im Historienfilm debütieren, aber als Autoren wissen, wie man Spannung aufbaut. Mit Arminius (gut: Laurence Rupp) haben sie eine Figur, deren verbürgtes Leben Abenteuer und Tragik pur liefert.
Ein Cherusker, als Kind nach Rom entführt. Ein Offizier, der in Germanien die eigenen Leute knechten soll, zerrissen zwischen den Welten. Das könnte man nicht besser erfinden. Er wechselt die Seite, als er merkt, dass er für Rom immer ein Mensch zweiter Klasse bleiben wird.
Die psychologische Auskleidung des Personals bleibt Autorenfantasie, wirkt aber nachvollziehbar. Das Drehbuch dichtet Arminius zwei Freunde aus der Kindheit an, Thusnelda (Jeanne Goursaud) und Folkwin (David Schütter). Sie werden ihren Dreierbund erneuern.
Germanische Jeanne d‘Arc
Thusnelda fungiert als germanische Jeanne d‘Arc, als sie die Stämme zum Kampf aufstachelt und behauptet, die Götter hätten zu ihr gesprochen. Sexy Amazonen machen sich immer gut. Arminius‘ Heimatdorf wird zum Intrigantenstadl, wo der Römerfreund Segestes (Bernhard Schütz) sein Volk mehr als einmal hintergeht.
Ronald Zehrfeld ist dabei, Sophie Rois gibt eine Waldhexe, Nikolai Kinski spielt den Übersetzer des Varus. Die Germanen sprechen modernes Deutsch („Was soll das Gefasel“), die (italienischen) Darsteller der Römer ein wunderbar flüssiges Latein.
Dass die Inszenierung sich an Brutalitäten weidet, gehört zur DNA des Genres, die hier etwas sklavisch, aber perfekt durchbuchstabiert wird.