Balkon, Garten, Glasfaser: Wie Corona den Wohnungsmarkt verändert hat
Mieten und Vermieten
Für viele Deutsche gilt wieder die Homeofficepflicht. Im zweiten Corona-Jahr haben sich jedoch viele bereits damit arrangiert und bei ihren Wohnverhältnissen Veränderungen herbeigeführt.

An den sich ändernden Anforderungen an Mietwohnungen lässt sich deutlich ablesen, wie sich das Arbeiten und tägliche Leben während der Pandemie verändert hat. © Jan Baborák/Unsplash.com
Mitten im zweiten Corona-Winter sehen sich viele deutsche Haushalte wieder mit Einschränkungen und Arbeit im Homeoffice konfrontiert. Die weltweite Corona-Pandemie hat neue Formen des Arbeitens und der Kinderbetreuung hervorgebracht und verändert gleichzeitig, wie Menschen in Zukunft leben wollen. Das geht auch aus einer Umfrage des Vermietungsportals SmartMiete hervor.
Demnach haben sich bei vielen Menschen die Kriterien bei der Wohnungssuche durch die Pandemie verändert – zumindest jeder Fünfte der befragten Mieterinnen und Mieter gab dies an. Zu den wichtigsten Kriterien gehören jetzt neben Balkon und Garten auch ein ruhiges Umfeld außerhalb der Innenstadt. Ebenso ein wichtiges Kriterium ist nach wie vor wegen Homeoffice ein schnelles Internet und auch mehr Platz für das Arbeiten zu Hause.
Nah am Arbeitsplatz – das war einmal
„An den sich ändernden Anforderungen an Mietwohnungen lässt sich deutlich ablesen, wie sich das Arbeiten und tägliche Leben während der Pandemie verändert hat“, sagt Daniel Biene, Geschäftsführer von SmartMiete. Auf die Frage, welche Kriterien bei der Wohnungssuche vor der Pandemie ausschlaggebend waren, nannten 29 Prozent schnelles Internet als Auswahlkriterium.
Seit Beginn der Pandemie sehen 38 Prozent der Befragten schnelles Internet als wichtiges Kriterium bei der Wohnungssuche an. Vor Corona war die Nähe zum Arbeitsplatz 42 Prozent der Befragten wichtig – seitdem ist der Wert auf 33 Prozent gesunken.
Laut Daniel Biene steckt in dieser Entwicklung vor allem für Vermieterinnen und Vermietern von Objekten außerhalb der Metropolen eine Chance. „Wenn die Internetanbindung stimmt, werden Wohnungen attraktiv, die vor zwei Jahren noch wesentlich geringere Nachfrage hatten. Das lässt sich auch bei den Immobilienkäufen beobachten – das Umland wird immer attraktiver.“
Hinzu kämen Faktoren wie Balkon und Garten. „Wenn eine Ausgangssperre droht und Hobbys nicht mehr ausgeübt werden können, wird die Möglichkeit, auf den Balkon oder in den Garten gehen zu können, immer wichtiger“, ergänzt Biene. Auch das ruhige Umfeld werde zu einem wichtigen Kriterium, wenn Mieter und Mieterinnen nicht mehr den ganzen Tag außerhalb des Haushalts arbeiten, sondern im Homeoffice sind.
Mieten oder kaufen?
4 Prozent der Befragten gaben an, dass sie aktuell aus finanziellen Gründen einen Umzug planen. 9 Prozent suchen eine neue Wohnung, da sie künftig mehr im Homeoffice arbeiten wollen. Wer umziehen will, steht vor der Frage: mieten oder kaufen?
Der Weg von der Mietwohnung ins Eigenheim beginnt gerade in den Metropolen häufig mit der Suche nach einer größeren Wohnung. Ob es sich lohnt, angesichts der aktuellen Mietpreise eine Immobilie zu kaufen oder zu mieten, hat jüngst eine Analyse der Plattform ImmoScout24 dargelegt, in der Wohnflächen von Kaufobjekten für 400.000 Euro mit vergleichbaren Mietobjekten für 1500 Euro Kaltmiete in den sieben größten Metropolen und deren Umland eingeflossen sind. Je nach Region fällt das Ergebnis sehr unterschiedlich aus.
Für 1500 Euro lässt sich beispielsweise in Berlin eine durchschnittlich 87 Quadratmeter große Stadtwohnung mieten. Dagegen lässt sich laut der Analyse in der Bundeshauptstadt mit einem Monatsbudget von 1500 Euro in der Regel ein Kaufobjekt für 400.000 Euro finanzieren – mit etwa 76 Quadratmetern könnten Käufer rechnen. Unterm Strich bekommt man also deutlich weniger Wohnraum bei einer Eigentumswohnung als bei einer vergleichbaren Mietwohnung.
Etwas besser sieht es außerhalb von Berlin aus: Hier erhalten Kaufinteressenten für 400.000 Euro 92 Quadratmeter und damit immerhin 16 Quadratmeter mehr für ihr Geld. Wer stattdessen nach Einfamilienhäusern zum Kauf schaut, kann in der Preisklasse in Berlin mit 110 Quadratmetern Wohnfläche und im Speckgürtel mit 146 Quadratmetern Eigenheim rechnen, so die Analyse.
Das Angebot unterscheidet sich enorm: Im Berliner Umland finden sich für einen Preis bis 400.000 Euro ungefähr zehnmal so viele Einfamilienhäuser wie im Stadtgebiet. Genau umgekehrt liegt das Verhältnis bei Eigentumswohnungen, von denen zehnmal mehr in der Stadt wie im Umland angeboten werden.
Erweiterung des Suchradius
Wer meint, dass Berlin einem Immobilienkäufer nur wenig für sein Geld bietet, der muss bei den Daten zur Metropolregion München tief durchatmen. Der Immobilienmarkt in München bietet laut der Analyse einem Suchenden für 1500 Euro mit rund 71 Quadratmetern die kleinsten Mietwohnungen im Metropolenvergleich. Auch bei den Eigentumswohnungen für 400.000 Euro gibt es nur wenig an Wohnfläche: Im Schnitt sind es lediglich 52 Quadratmeter.
Wer hingegen ein Einfamilienhaus im Münchner Stadtgebiet sucht, muss geduldig sein, es wird so gut wie gar nichts angeboten. Und auch außerhalb Münchens sind Häuser unter der Marke von 500.000 Euro selten. Wenn es welche gibt, haben diese im Schnitt 125 Quadratmeter Wohnfläche. Eigentumswohnungen im Umland werden in dieser Preisklasse hingegen mit rund 74 Quadratmeter angeboten.
Wer sich von den Daten und Zahlen bei der Suche nach dem Eigenheim nicht abbringen lässt, könnte den Rat von Thomas Schroeter von ImmoScout24 beherzigen: „Mit einer Erweiterung des Suchradius um die Metropolen herum bieten Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen im Umland oftmals deutlich mehr Platz als Mietwohnungen im Stadtgebiet“ – auch wenn der Traum von den eigenen vier Wänden nebst Balkon und Garten preislich für viele Suchende wohl immer weniger realistisch werden dürfte.