Bahnstreik: Viele Züge fahren trotzdem 59 Prozent haben kein Verständnis für Lokführerstreik

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Viele Züge fahren trotz Bahnstreik in NRW

Update 24.1., 9.28 Uhr: Trotz Bahnstreik fahren viele Züge in NRW. Der Grund: 48 Prozent der Bahnen werden überhaupt nicht von der Deutschen Bahn betrieben, sondern von anderen Betreibern, wie National Express, Eurobahn oder Transdev. Das ergibt die jüngste Statistik des Kompetenzzentrums für 2023, wie die Rheinische Post berichtet.

„40 Prozent der Züge oder auch mehr werden wohl unterwegs sein“, vermutet Kai Schulte laut dem RP-Bericht. Schulte ist Leiter des Kompetenzzentrums Integraler Taktfahrplan in NRW (KC-ITF-NRW). Das Zentrum vergleicht die Pünktlichkeit von Regionalzügen und S-Bahnen für die Landesregierung.

Nur 52 Prozent der S-Bahnen und Regionalzüge in NRW würden von der Deutschen Bahn betrieben. In der Summe bedeute dies, dass wohl deutlich mehr als 40 Prozent der Züge fahren, weil sie von anderen Unternehmen betrieben werden.

59 Prozent haben kein Verständnis für Lokführerstreik

Update 24.1., 9.20 Uhr: Der sechstägige Streik der Lokführergewerkschaft GDL stößt einer Umfrage zufolge in der Bevölkerung überwiegend auf Ablehnung. 59 Prozent haben kein Verständnis dafür, wie eine Erhebung von YouGov ergibt. 34 Prozent haben demnach Verständnis für den Ausstand.

Das Institut befragte nach eigenen Angaben 4124 Personen in Deutschland ab 18 Jahren. Die Ergebnisse sind demnach repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Die GDL bestreikt bis einschließlich Montag die Deutsche Bahn. Hintergrund ist der Tarifkonflikt mit dem Konzern.

Bahnstreik in NRW von Mittwoch bis Montag

Erstmeldung: Erst wenige Tage nach dem Ende des letzten Streiks hat die Lokführergewerkschaft GDL hat die Beschäftigten der Deutschen Bahn zum nächsten Streik aufgerufen. Dieser werde im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2 Uhr beginnen und bis kommende Woche Montag, 18 Uhr andauern, teilte die Gewerkschaft mit.

Die Gewerkschaftsmitglieder bei der für Güterverkehr zuständigen DB Cargo seien bereits ab Dienstag, 18 Uhr zum Streik aufgerufen. Wie die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite mitteilt, wird der Fern,- Regional,- und S-Bahn-Verkehr der DB bundesweit massiv beeinträchtigt sein.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat mit scharfer Kritik auf die Streikankündigung reagiert. „Ich habe null Verständnis für diese Form der Tarifauseinandersetzung“, sagte der FDP-Politiker im ZDF-Morgenmagazin. Seiner Meinung nach nimmt der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL zunehmend destruktive Züge an. „Ich glaube auch nicht, dass Herr Weselsky sich und seiner Gewerkschaft mit diesem Stil einen Gefallen tut”, fügte Wissing mit Bezug auf den GDL-Vorsitzenden hinzu.

Weselsky betonte in einer kurzen Pressekonferenz: „Wir treten in Verhandlungen ein über alle Elemente. Wenn das nicht gewährleistet ist, treten wir eben nicht in Verhandlung.“ Somit will Weselsky auch andere Gesellschaften in die Verhandlungen mit einbeziehen.

Er zitiert DB-Vorstand Martin Seiler aus einem Interview mit der Süddeutschen „Die bisherigen Tarifabschlüsse der GDL sind ein PR-Gag“ und sagt weiter „Wer behauptet, dass Tarifabschlüsse für 10.000 von Eisenbahnern ein PR-Gag ist, der hat sie nicht mehr alle.“ Herr Seiler müsse sich die Frage stellen, ob er als Verhandlungsführer überhaupt geeignet sei. Ein Redakteur der Tagesschau ordnete nach der Pressekonferenz ein, dass es auch einen persönlichen Konflikt zwischen Weselsky und Seiler zu geben scheint.

DB hatte der GDL am Freitag ein neues Tarifangebot vorgelegt

Erst am Freitag hatte die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt, um die GDL wieder an den Verhandlungstisch zu holen. Darin ist unter anderem auch eine Option zu einer Stunde weniger Arbeitszeit für Lokführer und Zugbegleiter ab dem 1. Januar 2026 enthalten. Für neue Verhandlungen reichte dies aber offenbar nicht aus. „Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn AG erneut gezeigt, dass sie ihren bisherige Verweigerungs- und Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt - von Einigungswillen kein Spur”, hieß es in der GDL-Mitteilung.

Die DB verteidigt ihr Angebot an die GDL. „Die DB setzt auf Kompromisse, die GDL verschärft maßlos den Konflikt”, teilte ein Sprecher mit. Wer bei einem neuen Angebot noch nicht einmal an den Verhandlungstisch komme, der handle absolut unverantwortlich, hieß es.

Vierter Streik im laufenden Tarifkonflikt

Der nun angekündigte Arbeitskampf wäre der vierte im laufenden Tarifkonflikt. Der Deutschen Bahn zufolge wird der Streik erneut zu erheblichen Beeinträchtigungen im gesamten deutschen Bahnbetrieb führen. „Die DB wird wie beim letzten Streik für den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr der DB einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten anbieten”, teilte die Bahn mit. Wie schon zuvor sollen längere Züge mit mehr Sitzplätzen eingesetzt werden, „um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können”, hieß es. In NRW fallen viele Züge laut Notfahrplan aus.

Fahrgäste können ihre für den Streikzeitraum gebuchte Tickets erneut zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Bahn hat die Zugbindung aufgehoben. Reisen können auch dieses Mal wieder vorverlegt werden.

DB-Personalvorstand Martin Seiler kritisierte, dass die GDL Streiks nicht als letztes Mittel einsetze, sondern als Mittel der Selbstinszenierung.

Das am Freitag präsentierte Angebot der Bahn sieht 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 vor. Zudem ist die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie gleich nach einem möglichen Tarifabschluss vorgesehen. Die Laufzeit soll dem DB-Angebot zufolge bei 32 Monaten liegen.

Lokführern und Zugbegleitern bietet die Bahn darüber hinaus an, ab dem 1. Januar 2026 die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von 38 auf 37 Stunden zu reduzieren. Wer sich gegen die Absenkung entscheidet, bekommt gemäß dem Angebot stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. In Summe erhielten die Beschäftigten, die bei der aktuellen Arbeitszeit bleiben, mit dem Angebot brutto 13 Prozent mehr Geld als jetzt. Die GDL fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei 12 Monaten Laufzeit.

GDL will vor allem Arbeitszeitreduzierung für Schichtarbeiter

Viel wichtiger ist der Gewerkschaft den öffentlichen Aussagen zufolge aber eine Arbeitszeitreduzierung für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Schichtarbeiten seien vor allem für junge Leute wenig attraktiv und so müsse man andere Anreize schaffen, sagte Weselsky in der Pressekonferenz am Montag.

Die Forderung hält die Bahn in diesem Umfang für unerfüllbar, auch weil dann zu viel neues Personal gebraucht werde. Schon jetzt gibt es bei Lokführern und auch in anderen Bahn-Berufen einen Fachkräftemangel.

Der Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der GDL läuft seit Anfang November. Die GDL erklärte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert. Seit dem 24. November wurde daher nicht mehr verhandelt. Nach einer Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern sind auch unbefristete Streiks möglich.

dpa

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