Auswirkungen der Klimakrise auf NRW Hitze, Flut und gesundheitliche Folgen

Auswirkungen der Klimakrise auf NRW: Hitze, Flut und gesundheitliche Folgen
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Hitzewellen in Italien, Spanien und dem Südwesten der USA, Waldbrände auf Rhodos, Überschwemmungen im Ahrtal: Der Klimawandel ist schon längst Realität, die Wetterextreme nehmen zu. Die ärmsten Länder trifft er am stärksten, aber auch alle anderen bekommen die Auswirkungen der Erderwärmung bereits zu spüren. Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Liste der Folgen des Klimawandels bereits lang.

In allen Bereichen, ob Natur, Gesellschaft, Wirtschaft oder der Alltag: Der Klimawandel beeinflusst alle. Mittlerweile sprechen verschiedene Parteien lieber von der Klimakrise oder Klimakatastrophe, um die Auswirkungen nicht herunterzuspielen.

Landwirtschaft in NRW betroffen

Im Auftrag des NRW-Umweltministeriums hat das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) ein Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring für NRW erarbeitet. Die Folgen sollen so frühzeitig erkannt werden.

„Europäische Industriemetropole, drittgrößtes deutsches Agrarland, touristisches Reiseziel - kaum ein Bundesland vereint so viele unterschiedliche Wirtschaftsbereiche wie Nordrhein-Westfalen“, heißt es. Daher sind auch die Folgen entsprechend vielfältig.

Trockene Felder an einem Hügel. Ein Traktor pflügt ein Feld.
Hitzewellen können in der Landwirtschaft großen Schaden anrichten. © picture alliance/dpa

Vor allem die Landwirtschaft in NRW ist betroffen. Weil sie so stark vom Wetter abhängig ist, können zu wenig Regen, zu hohe Temperaturen oder aber auch zu starker Niederschlag einen negativen Einfluss auf die Ernte haben. Für die Fluss- und Seenfischerei besteht zudem ein erhöhtes Risiko von Fischsterben. Wenn Wassertemperaturen steigen, resultiert daraus ein Sauerstoffmangel. Außerdem ist wichtig, dass die Böden ausreichend mit Nährstoffen versorgt und Wasser- und Lufthaushalt reguliert sind. Der Klimawandel kann diese Funktionen stark beeinträchtigen.

Wald, Gewässer und Tiere

NRW verfügt mit rund 27 Prozent der Landesfläche über große Waldflächen und Holzressourcen. Auch diese sind bei Temperaturunterschieden empfindlich. „Gleichzeitig verändern sich durch die Zunahme gewaltiger Schadensereignisse wie Orkane oder Schädlingsbefall die Rahmenbedingungen der Forstwirtschaft.“

Vom Wald hin zum Gewässer. NRW besitzt viele Fließgewässer und stehende Gewässer. Diese können durch zu hohen Niederschlag zu Überschwemmungen und Flutkatastrophen, wie 2021 im Ahrtal, führen. Mehrere Menschen verloren ihr zu Hause und mindestens 135 ihr Leben.

Und auch Tiere leiden stark unter den Folgen des Klimawandels. „Eine Studie des NRW-Umweltministeriums zeigt: Mehr als ein Viertel der untersuchten rund 1.200 Tierarten, jede Achte der rund 1.900 betrachteten Pflanzenarten und 18 der 48 untersuchten Lebensräume (38%) haben bereits negativ auf die Klimaerwärmung reagiert - oder werden voraussichtlich in Zukunft darunter leiden.“

Gesundheit, Verkehr, Energie, Tourismus

Die Auswirkungen der Klimakrise beeinflussen auch die Gesundheit des Menschen. Von harmloser Schlappheit bis zu ernstzunehmenden Hitzeschlägen: Vor allem das Herz-Kreislauf-System des Menschen ist durch die Hitze belastet. Ältere und erkrankte Menschen müssen nochmal mehr auf ihre Gesundheit achten. In ländlichen Regionen sollen außerdem die Zeckenpopulationen und die von ihnen übertragenen Krankheiten zunehmen.

Durch vermehrten Niederschlag sind Menschen auch im Verkehr weniger sicher. Stürme können diesen beeinflussen. Umgeworfene Bäume versperren Straßen oder Gleise, beschädigen Stromleitungen.

Umgefallener Baum auf Straße
Stürme und Beeinträchtigungen im Verkehr häufen sich auch in NRW. © Wüllner/News4Video-Line

Auch der Energiesektor ist betroffen. „Insbesondere Hochspannungsnetze sind anfällig gegenüber Extremwetterereignissen, Stürmen und Schneelasten, was die Versorgungssicherheit in größeren Gebieten beeinträchtigen kann.“ Ebenfalls müssen die vielen Industriebetriebe, die im Rhein- und Ruhrgebiet häufig zentral liegen, die Klimafolgen berücksichtigen. Sturm, Starkregen und Hochwasser können Gefahren für die Anlagen darstellen.

Im Sauerland ist die Tourismusbranche von der Klimakrise betroffen. Durch weniger Schneefälle kommen weniger Menschen zum Skifahren in die bergige Region.

In Städten können sich sogenannte Hitzeinseln bilden. Das betrifft vor allem die über acht Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen, die in Großstädten leben. Auch Überschwemmungen können dort zunehmen.

Protestaktionen der „Letzten Generation“ in NRW

Laut einer aktuellen Studie seien die Hitzewellen ohne den von Menschen gemachten Klimawandel so gut wie unmöglich. Das geht aus einem Bericht der Initiative World Weather Attribution hervor. Extrem hohe Temperaturen über einen langen Zeitraum seien keine Seltenheit mehr.

Auf die Folgen der Klimakrise machte in den letzten Monaten die „Letzte Generation“ auch in NRW immer wieder aufmerksam und kritisierte die Politik. Anfang Juli klebten sich die Protestierenden auf der Landebahn des Düsseldorfer Flughafens fest.

Polizisten stehen auf dem Flugfeld und versuchen Aktivisten der Gruppe Letzte Generation am Flughafen vom Asphalt zu lösen, nachdem sie sich festgeklebt haben.
Die „Letzte Generation“ klebte sich zuletzt am Düsseldorfer Flughafen fest und blockierte den Verkehr. © picture alliance/dpa

Die Protestaktionen der Gruppe kann man kritisieren. In manchen Fällen treffen diese womöglich die Falschen. Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit sind und nicht weiterfahren können, weil die Straße blockiert ist oder Leute, die gerade im Flieger in den Sommerurlaub sitzen und nun nicht abheben können. Dennoch machen die jungen Menschen auch darauf aufmerksam, dass die Klimakrise nicht nur ärmere oder südliche Länder betrifft, sondern bereits jetzt auch Deutschland.

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