
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Ausstellungen: Was man nach dem Lockdown noch sehen kann und was nicht
Museen
In vielen Museen müssen wegen der Verlängerung des Lockdowns Ausstellungen abgebaut werden, die schon monatelang geschlossen waren. Traurig. Doch viele Direktoren finden kreative Lösungen.
Christine Vogt hat sich über die Verlängerung des Lockdowns bis zum 14. Februar geärgert. Die Direktorin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen musste die Ausstellung „Räuber Hotzenplotz, Krabat und die Kleine Hexe“ am 10. Januar schließen. Die attraktive Schau war nach ihrem Start am 13. September nur einige Wochen zu sehen. „Dieses Projekt hat zum ersten Mal die wichtigsten Illustratoren des Kinderbuchautors Otfried Preußler vereint“, sagt Vogt.
Aber die nächste Ausstellung über Schuhe in der Kunst war schon terminiert, die Leihgaben kamen ins Haus. Deswegen fand Vogt eine kreative Lösung: Räuber Hotzenplotz reist jetzt ins Bilderbuchmuseum Troisdorf und noch in weiteres Haus, dann kommt er wieder. Vogt: „Wir zeigen die Schau Ende 2022 noch einmal.“
Zwei Wiederholungen
Denselben Weg geht auch die Krippen-Ausstellung in Telgte. Die Traditions-Schau war nur drei Tage geöffnet. Sie wird deshalb ab 6. November 2021 wiederholt. „Wir haben die Künstlerinnen und Künstler über unseren Plan informiert, und alle freuen sich, dass die Ausstellung in diesem Jahr dann zur Weihnachtszeit gezeigt wird“, teilte Museumsleiterin Anja Schöne den Westfälischen Nachrichten mit.
Zwei smarte Lösungen, um auf den gerade verlängerten Lockdown zu reagieren. Denn die Museumsleute sind realistisch. „Von einer Öffnung im Februar gehen wir nicht aus“, meint Rouven Lotz, künstlerischer Leiter des Schumacher-Museums in Hagen. Er konnte die laufende Fritz-Winter-Schau bis September 2021 verlängern.
Das Angermuseum in Erfurt als nächste Station rückt weiter nach hinten. „Damit haben wir noch die Sommermonate“, sagt Lotz. Die geplante Ausstellung „Roma“ mit Emil Schumachers Bilder aus der Ewigen Stadt wird bald fertig sein. Lotz: „Dann zeigen wir etwas Frisches, sobald die Museen öffnen dürfen.“
„Lebensecht“ läuft länger
Das Hagener Osthaus-Museum gleich nebenan kann seine Ausstellungen ebenfalls verlängern. „Es ist ein Hin und Her. Wir sind ständig am Planen und Umbauen“, berichtet Tayfun Belgin, Direktor des Museums. Fest steht: Die Ausstellung „Lebensecht. Hyperrealistische Skulpturen“ wird über den 31. Januar hinweg bis zum 4. April zu sehen sein.
Die Schau „Magische Räume“ von Chen Zhiguang, durch die Ameisen-Skulpturen aus Metall krabbeln, bleibt bis zum 11. April offen – genauso wie die Ausstellung „75 Jahre Osthaus Museum Hagen.“ Auch Belgin vermutet, dass sich weitere Eröffnungstermine verschieben werden. Fest stehe, dass die Ausstellung zu 275 Jahre Stadtgeschichte Hagen am 3. September beginnen wird.
Ebenfalls länger zu sehen ist die Ausstellung zu Bildhauer Stephan Balkenhol im
Lehmbruck-Museum in Duisburg. „Wir verlängern die Schau bis nach Pfingsten. Wir hoffen, dass die Besucher spätestens im April für dann knapp zwei Monate besuchen können“, sagte Söke Dinkla, Direktorin des Museums.
Abgebaut werden muss die Ausstellung „Nach Norden“ auf Haus Opherdicke in Holzwickede. Sie war bereits bis 7. Februar verlängert worden, was nun auch nichts mehr genutzt hat. Die Schau war am 8. März 2020 eröffnet und nach fünf Tagen wieder geschlossen worden, durfte aber von 12. Mai bis 2. November 2020 wieder öffnen. Besucher mussten sich anmelden, jeweils 18 Personen durften eine Stunde lang ins Haus, 4000 Gäste kamen.
Künstlerischer Spaziergang
„Das Telefon hat bei uns praktisch durchgeklingelt“, erinnert sich Kuratorin Sally Müller. „Da hat man gesehen, wie kulturinteressiert die Menschen sind.“ Für die neue Ausstellung „Die Versöhnung von Mensch und Natur“ über den Künstler Herbert Rolf Schlegel, die am 28. Februar starten soll, hat das Team vorgebaut. Die Künstlerin Johanna Steindorf bietet zusätzlich einen Audio-Walk durch das grüne Umfeld.
Am Herrenhaus selbst wird ein QR-Code draußen zu sehen sein, sodass Besucher mit einem Smartphone den künstlerischen Spaziergang völlig kontaktlos mitmachen können.

Wird abgebaut: Die Thomas-Ruff-Schau in der Düsseldorfer Kunstsammlung muss Platz machen für Beuys. © dpa
Abgebaut werden muss auch die Ausstellung über den Fotografen Thomas Ruff im Düsseldorfer K 20. „In der Klee-Halle wird dann die Schau zu Joseph Beuys aufgebaut. Daher können die Fotos von Ruff nicht länger hängen bleiben“, bedauert Pressesprecherin Susanne Fernandes-Silva. Die Beuys-Schau beginnt am 27. März.
Ausstellung zu Andy Warhol verlängert
Andere Ausstellungen könnten je nach Länge des Lockdowns noch auf Probleme zusteuern. Die spektakuläre Präsentation „Andy Warhol Now“ im Kölner Museum Ludwig hat noch niemand vor Ort gesehen, sie konnte bis 18. April verlängert werden.
Das Duisburger Museum Küppersmühle würdigt Konzeptkunst-Ikone Hanne Darboven. Die Schau hat ebenfalls im Lockdown begonnen, sie geht bis 21. März. „Wir hoffen, dass wir die Ausstellung noch länger zeigen können. Entschieden ist noch nichts“, sagt Christoph Wortmann von der Stiftung Kunst und Kultur, die das Ganze organisiert.
Kippenberger im Aufbau
Gleiches Problem, nur anders herum: Die beiden Martin-Kippenberger-Schauen im Folkwang-Museum und in der Villa Hügel in Essen werden gerade aufwendig aufgebaut. Am 7. Februar sollte eigentlich die Eröffnung sein. „Die Schau wird am 4. Februar fertig, das war ursprünglich der Termin der Pressekonferenz“, sagt Sprecherin Yvonne Dänekamp.

Wird aufgebaut: Die große „The Happy End of Franz Kafka‘s ,Amerika‘“ entsteht derzeit im Essener Folkwang-Museum. Wann die Schau öffnen kann, ist ungewiss. © Foto Brian Forrest
Da beide Ausstellungen bis 2. Mai terminiert sind, ist noch nichts verloren. „Erst einmal geht der Lockdown bis 14. Februar. Dann würden wir nur zwei Wochen verlieren“, betont Dänekamp. „Wir fahren auf Sicht. Was bleibt uns anderes übrig?“
Kultur ist eine Reise ins Abenteuer, und ich verstehe mich als Ihr Reiseführer. Welche Ausstellung in der Region ist super? Vor welchem Theaterstück muss ich warnen? Da nützt ein Magisterabschluss in Germanistik und Kunstgeschichte von der Ruhr-Uni Bochum nur bedingt. Mir hilft mehr, dass ich seit 1990 Journalistin und ein 1963 in Essen geborener Ruhrgebiets-Fan bin. Mein Ziel: Dass Sie mit unseren Tipps ihre Freizeit gut gestalten.

Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
