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Auf Netflix: Gary Oldman brilliert in „Mank“ als Säufer und Schandmaul
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Oscar-Preisträger Gary Oldman spielt in David Finchers „Mank“ ein Schandmaul in Hollywood. Die Netflix-Produktion in Schwarz-Weiß setzt beim Zuschauer einiges an Kinowissen voraus.
Wer war das Genie hinter „Citizen Kane“? Bei David Fincher ist es nicht Orson Welles, sondern Drehbuchautor Herman Mankiewicz, den Fincher in „Mank“ porträtiert, einer Netflix-Produktion, die Finchers wohl ambitioniertestes Projekt überhaupt darstellt.
Cineasten im Vorteil
Der Regisseur von „Fight Club“ und „Sieben“ wagt sich auf Arthouse-Terrain: „Mank“ ist ein Film, der beim Zuschauer einiges an Kinowissen voraussetzt, Cineasten sind klar im Vorteil.
Nach einem Skript seines Vaters Jack erzählt Fincher die Entstehungsgeschichte von „Citizen Kane“, dem Meisterwerk, das Welles‘ Ruhm als Wunderkind begründete. Nur dass der Lorbeer hier an Mank geht, gespielt von Gary Oldman. Der brilliert als Hollywoods enfant terrible, als ein scharfzüngiges Schandmaul, das sich weigert, nach der Pfeife der Studiobosse zu tanzen.
Dass er ein Schluckspecht ist, verzeiht man ihm. Nicht aber, dass er Filmmogul Louis B. Mayer und Medienzar Randolph Hearst öffentlich düpiert. Als Welles ihm das Drehbuch zu „Citizen Kane“ anträgt, ist Mank schon ein Außenseiter der Traumfabrik.
Fake News auf Zelluloid
Gezeichnet vom Suff diktiert Mank einer Sekretärin (Lily Collins) seine Abrechnung mit Hearst, der im Film Kane heißt. Was ihn aufbrachte, zeigen Rückblenden, die sich zum Sittenbild Hollywoods verdichten.
Per Fake News auf Zelluloid beeinflusst Hearst die Wahl in Kalifornien, Trump und die Gegenwart lassen grüßen.
„Mank“ punktet mit bissigen Dialogen, mondäner Ausstattung, schöner Schwarzweiß-Fotografie und Darstellern wie Charles Dance als Hearst und Amanda Seyfried als seinem Protégée.
Gary Oldman überzeugt, aufwühlen und abholen kann der Film uns nicht. Eine Milieustudie von intellektueller Kühle, geistig hoch-, emotional aber unterentwickelt.