Burgruinen, Barock-Schlösser und versteckte Kuriositäten: Direkt vor der Haustür verbergen sich in der Region Orte mit spannenden Geschichten. Diese Fünf sollten Sie gesehen haben.
von Kevin Kallenbach
Dortmund, Lünen, Nordkirchen, Unna, Dorsten
, 08.06.2020, 18:03 Uhr / Lesedauer: 4 minMit der Zeit können einem die eigenen vier Wände schon mal auf den Kopf fallen. Ein Tapetenwechsel wäre da angebracht. Aber es muss nicht gleich eine Weltreise sein, um etwas Neues zu entdecken. Auch NRW bietet interessante Ausflugsmöglichkeiten, die spannende Geschichten zu bieten haben.
Als Karl der Große bei Dortmund siegte: Die Hohensyburg
Tief im Dortmunder Süden, nicht weit von der gleichnamigen Spielbank entfernt, liegt mit der Hohensyburg eine der ältesten Burgruinen des Ruhrgebiets. Frühe Aufzeichnungen sprechen bereits im Jahr 775 von einer Burg an der Stelle, wo die Lenne in die Ruhr mündet - hier führte Karl der Große zermürbende Schlachten mit den verfeindeten Sachsen.
Ein Wunder soll - einer Sage zufolge- dem ersten deutschen Kaiser geholfen haben, seine Feinde zu besiegen. Über der Burgkapelle erschien demnach ein Lichtzeichen in Form eines Schildes. Verängstigt ob dieser Erscheinung warfen die Angreifer daraufhin ihre Waffen weg und flohen.
In der Nähe der Ruine befindet sich zudem das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, von dem man eine atemberaubende Aussicht auf das Ruhrtal hat.
- Anfahrt: Auf der A1 nimmt man die Ausfahrt Hagen Nord und folgt dann der Beschilderung in Richtung Spielbank Hohensyburg. Vom Parkplatz der Spielbank ist der Weg zur Burgruine ausgeschildert.
- Parkplätze: Es kann auf dem Parkplatz der Spielbank geparkt werden. Von 9 bis 13 Uhr ist da Parken hier umsonst, von 13 bis 19 Uhr kostet es 2 Euro sein Auto hier abzustellen, ab 19 Uhr 4 Euro.
- ÖPNV: Bahnhof Dortmund-Hörde/ Bus 442/Bushaltestelle Syburg (ab 6.25 Uhr alle 20 Minuten) oder Bus 432/Haltestelle Syburg (ab 11.32 Uhr alle 15 Minuten) 15 Minuten entfernt.
Die Hohensyburg
Ein englischer Garten im Münsterland: Der Schlosspark Lembeck
Auf der Grenze zum Münsterland liegt am nördlichen Rand Dorstens das Wasserschloss Lembeck. Obwohl bereits in Urkunden aus dem 12. Jahrhundert von einem „Oberhof in der Lehmbecke“ gesprochen wird, stammt das Schloss in seiner heutigen Form aus dem 17. Jahrhundert.
Nachdem das Geschlecht der von Westerholt – die Familie von Lembeck starb 1526 in männlicher Linie aus – in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges von ihrem Familiensitz fliehen musste, nutzte der Enkel der damaligen Exilanten Dietrich Conrad Adolf von Westerholt 1674 die Chance auf einen Neuanfang. Fast 20 Jahre, bis 1692, wurde der Familiensitz im Barockstil um- und ausgebaut. Auch heute ist das Schloss noch im Privatbesitz, der jetzige Eigentümer, Ferdinand Graf von Merveldt, lebt sogar noch auf dem Schlossgelände.
Von Anfang Mai bis Ende Juni lohnt sich vor allem der Rhododendron-Garten des Schlosses. In den 1960er Jahren vom damaligen Schlossgärtner Heinrich Nottelmann begonnen, stehen in dem nach ihm benannten Garten zu dieser Zeit 150 verschiedene Rhododendron-Arten in Blüte.
- Preise: Der Eintritt kostet für Erwachsene 4,50 Euro, für Kinder ab drei Jahren drei Euro und für Kinder ab elf Jahren 3,50. Familienticket für 13 Euro.
- Anfahrt: A31 Ausfahrt Schermbeck, über die B58 auf Wulfener Straße abbiegen
- Parkplätze: Kostenfreier Parkplatz direkt am Schloss.
- ÖPNV: Bahnhof Wulfen/ Bus 209 (ab 7.36 Uhr stündlich) /Bushaltestelle Lembeck Schloss 1 Minute entfernt
Das Wasserschloss Lembeck
Das „Versailles Westfalens“: Schloss Nordkirchen
Von der UNESCO als „Gesamtkunstwerk von internationalem Rang“ eingestuft, ist das im 18. Jahrhundert stammende Schloss Nordkirchen eine der wenigen komplett erhaltenen Barockanlagen Deutschlands. Es wird nicht ohne Grund das „Versailles Westfalens“ genannt, kann man doch allein im Schlosspark ebenso wie bei dem Vorbild aus Frankreich nahezu eine Checkliste an landschaftarchitektonischen Merkmalen dieser Epoche abarbeiten.
1702 vom Münsteraner Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg in Auftrag gegeben, gingen die Bauarbeiten 30 Jahre lang. Der Auftraggeber selbst erlebte die Vollendung seines Traumschlosses nicht mehr, sein Bruder Ferdinand beendete diese offiziell 1734.
Das Großprojekt hinterließ jedoch einen gewaltige Schuldenlast, die die von Plettenbergs fast in den Ruin stürzte. Nachdem es im Laufe der kommenden Jahrhunderte deshalb immer wieder den adligen Besitzer wechselte und sich Phasen der Sanierung und des Verfalls abwechselten, mietete 1949 das Land NRW das Schloss Nordkirchen und erwarb es im Jahr 1958. Seitdem ist hier die Fachhochschule für Finanzen des Landes beheimatet.
- Anfahrt: A1, Ausfahrt Ascheberg, über die B 58 in Richtung Ascheberg
- Parkplätze: Kostenfreier Parkplatz direkt am Schloss
- ÖPNV: Bahnhof Capelle/ Bus – R 53 (ab 7.06 Uhr stündlich)/ Bushaltestelle Capeller Torhaus 1 Minute entfernt
Das Schloss Nordkirchen
Ein Windmühlenturm und ein Tempel im Stil der Antike: Der Kurpark Königsborn in Unna
Allein der Name Königsborn gibt noch einen Hinweis auf die Ursprünge des Kurparks. An diesem Ort wurde nämlich ab den 1730er Jahren Salz aus einer Sole-Quelle (Born) für den preußischen König Friedrich I. gefördert. Dafür brauchte es zur damaligen Zeit in der Regel viel Muskelkraft, entweder von Arbeitern oder Pferden. In Unna setzte man jedoch schon früh auf die mechanischen Kräfte einer Windmühle, um die Effektivität des Salzabbaus zu steigern. Der Mühlenturm steht zusammen mit dem Wärterhäuschen der ehemaligen Saline heute immer noch.
Relikte wie Statuen, Wasserspiele und vor allem der Monopteros, ein antik-anmutender Rundtempel, verweisen zudem auf die Prunkzeit des Kurparks um 1818. Königsborn wurde damals mit seinem Solebad als Kurort überregional bekannt.
Heutzutage dient der Park vor allem als Naherholungsgebiet und hat vor allem für jüngere Besucher viel zu bieten. Zahlreiche Spielplätze sind über den gesamten Parkt verstreut und Gehege mit verschieden Tieren laden zum Beobachten und Streicheln ein.
- Anfahrt: A1/A44, Ausfahrt Unna-Zentrum, über B1 Richtung Unna weiter bis Feldstraße. Anschließend bis zur Hansastraße fahren und rechts abbiegen. Vierte Ausfahrt im Kreisverkehr nehmen und Friedrich-Ebert-Straße entlang, hinter der Kreuzung beginnt rechts der Kurpark.
- Parkplätze: keine Parkplätze in der Nähe
- ÖPNV: S-Bahnhof Unna-Königsborn: S4 (ab 6.17 Uhr alle 15 Minuten) 1 Minute entfernt
Der Kurpark Königsborn
Kuriose Köpfe: Die Kommunistenkurve im Seepark Lünen
Zwar lag Lünen nie hinter dem Eisernen Vorhang, dennoch hat die Lippestadt einen besonderen Draht zum Kommunismus - beziehungsweise zu deren Köpfen. 1996 stand die Landesgartenschau schon in den Startlöchern, aus der ehemaligen Industriebrache rund um das Horstmarer Loch sollte der Seepark werden.
Zeitgleich wurden in den nahen Hüttenwerken der Firma Kayser (heute Aurubis) Metallschrott aus der früheren DDR eingeschmolzen - unter diesem befanden sich auch die Büsten führender Köpfe des untergegangenem kommunistischen Systems.
Die damalige Bürgermeisterin Lünens, Christina Dörr-Schmidt, erfuhr von dem feurigen Schicksal, dass den Genossen drohte und kam auf die Idee, aus ihnen ein Kunstinstallation in der kommenden Gartenschau zu machen.
So fanden die Büsten ihren etwas versteckten Platz im heutigen Seepark. Um wem es sich im Einzelnen bei den Herren handelt, ist übrigens ein Mysterium. Einzig Wladimir Lenin ist deutlich zu erkennen. Der Rest stellt selbst für Kenner ein Rätsel dar.
- Anfahrt: A2, Ausfahrt Dortmund-Lanstrop über Friedrichshagen. Rechts auf Preußenstraße abbiegen. Ab hier ist der Weg zum Parkplatz ausgeschildert.
- Parkplätze: Kostenpflichtiger Parkplatz auf der Scharnhorststraße: 3 Stunden parken kostest hier 2 Euro, der ganze Tag 24 Euro. 10 Minuten bis zum Park
- ÖPNV: Bahnhof Lünen-Preußen: RB51 (ab 7.07 Uhr jeweils stündlich sowie um .46) und RB50 ( ab 7.34 stündlich). 15 Minuten entfernt.
Die Kommunistenkurve im Seepark Lünen
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Geboren in Dorsten, nach kurzem studienbedingten Besuch im Rheinland jetzt wieder in der Region. Hat Literatur- und Theaterwissenschaften studiert, findet aber, dass sich die wirklich interessanten Geschichten auf der Straße und nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen.
