Update 16.7., 11 Uhr: Nach dem gescheiterten Attentat auf Donald Trump haben chinesische Unternehmen einem Bericht zufolge schnell reagiert. Laut der Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ waren nur wenige Stunden nach dem Vorfall T-Shirts auf großen chinesischen E-Commerce-Plattformen verfügbar. Diese sollen das Foto gezeigt haben, auf dem der Ex-Präsident mit blutverschmierter Wange und ausgestreckter Faust vor einer US-Flagge zu sehen war.
Auf der E-Commerce-Plattform Taobao wurden die ersten T-Shirt-Angebote demnach weniger als drei Stunden nach dem Vorfall in Pennsylvania online gestellt. Eine chinesische Verkäuferin berichtete der Zeitung, dass sie die T-Shirts zum Verkauf anbot, sobald sie die Nachricht gelesen hatte. Sie habe sofort mehr als 2000 Bestellungen erhalten. Andere Händler in China sprangen schnell auf und boten ebenfalls T-Shirts an.
Werbeartikel für US-Wahlkampf kommen aus China
Mittlerweile scheinen die Angebote jedoch aus bisher unbekannten Gründen wieder entfernt worden zu sein, wie eine Suche auf großen chinesischen Plattformen am Dienstag ergab. Auch eine Recherche des britischen Senders BBC ergab, dass die T-Shirts nicht mehr verfügbar waren. Das chinesische Internet wird von der Regierung streng zensiert. Auch Angebote in chinesischen Online-Shops können von den staatlichen Kontrollen betroffen sein.
Chinesische Unternehmen sind dafür bekannt, Werbeartikel für den US-Wahlkampf in großen Mengen herzustellen und in die USA zu verkaufen.
Der Attentatsversuch war in China auch Thema in den sozialen Netzwerken. Viele Nutzer schrieben, dass Trump durch sein Verhalten nach den Schüssen seine Chancen auf eine Wiederwahl verbessert habe. Andere Internet-Kommentatoren amüsierten sich dagegen über die lockeren Waffengesetze in den USA.
Update 16.7., 6 Uhr: Der Republikaner Donald Trump macht seinen Getreuen J.D. Vance zum Vizekandidaten für die Präsidentenwahl und holt damit einen Scharfmacher an seine Seite. Mit dem Duo ist trotz der Furcht vor einer Gewaltspirale nach dem Attentat auf Trump nicht mit gemäßigteren Tönen im Wahlkampf zu rechnen. Der einstige Trump-Kritiker Vance gilt mittlerweile als enger Verbündeter des früheren US-Präsidenten und ist mit seinen 39 Jahren ein aufstrebender Star in der Republikanischen Partei.
Kurz nach der Verkündung der mit Spannung erwarteten Personalie bestätigte der Parteitag in Milwaukee die Nominierung offiziell. Die Delegierten wählten zu Beginn der Großveranstaltung im US-Bundesstaat Wisconsin auch Trump zum Kandidaten für die Präsidentenwahl. Der Schritt galt nach dessen Sieg bei den parteiinternen Vorwahlen als Formalie.

Aufsehenerregender Auftritt Trumps bei Parteitag
Am späten Abend (Ortszeit) trat Trump erstmals nach dem Attentat wieder öffentlich auf. Der 78-Jährige trug eine Art weißen Verband am Ohr, reckte erneut die Faust in die Höhe und wurde in der Veranstaltungshalle von den Delegierten bejubelt. Er zeigte sich gemeinsam mit seinem sogenannten running mate Vance - auf eine Rede auf der Bühne verzichtete er. Diese wird in der deutschen Nacht zu Freitag erwartet.
Trump zeigt sich dankbar nach Attentat
Update 15.7., 9.30 Uhr: Der frühere US-Präsident Donald Trump hat sich nach einem vergleichsweise glimpflich verlaufenen Attentat auf ihn dankbar gezeigt. In einem Interview mit der Boulevardzeitung „New York Post“ sagte er: „Durch Glück oder durch Gott - und viele Leute sagen, es war Gottes Werk - bin ich noch hier“. Mit Blick auf das Attentat vom Samstag, bei dem er am Ohr verletzt wurde, sagte er der Zeitung weiter: „Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte tot sein. Ich sollte tot sein.“
Wie Trump in dem gemeinsamen Interview mit dem „Washington Examiner“ schilderte, rettete eine kleine Geste während der Wahlkampfveranstaltung ihm womöglich das Leben. Er habe just im Moment des Angriffs auf ein Plakat zum Thema Migration gezeigt und deswegen den Kopf leicht weggedreht gehabt. „Das wird mir erst langsam bewusst. Ich gucke selten von der Menschenmenge weg. Wenn ich es in dem Moment nicht getan hätte, na ja, dann würden wir heute nicht miteinander sprechen, oder?“
Unmittelbar vor dem Attentat aufgenommene Fotos zeigen, wie Trump sich leicht nach rechts dreht und mit der Hand in Richtung des Plakats zeigt. Dann traf ihn der Schütze nach eigenen Angaben mit einer Kugel am rechten Ohr.
Der Arzt im Krankenhaus hat gesagt, so etwas habe er noch nie gesehen, er sprach von einem Wunder“, zitierte die „New York Post“ Trump weiter. Der Republikaner habe während des Interviews einen weißen Verband über seinem rechten Ohr getragen, seine Mitarbeiter hätten aber keine Fotos erlaubt, berichtete die Zeitung.
Trump will nach Attentat auf Parteitag für Einheit werben
Update 15.7., 9 Uhr: Infolge des Attentats auf ihn will Ex-Präsident Donald Trump beim Parteitag der Republikaner nach eigenen Angaben für eine Überwindung der politischen Spaltung im Land werben. Er habe seine ursprünglich geplante und sehr angriffslustige Rede für den Parteitag der Republikaner verworfen, sagte Trump in einem Interview mit der Boulevardzeitung „New York Post“. „Ich will versuchen, das Land zu einen“, sagte Trump demnach. „Aber ich weiß nicht, ob es möglich ist. Die Menschen sind sehr gespalten“, sagte er.
Der viertägige Parteitag der Republikaner in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin beginnt heute. Trump soll dabei voraussichtlich am Donnerstag offiziell zum Kandidaten der Partei für die Präsidentschaftswahl im November gekürt werden und eine wichtige Rede halten.
Biden warnt vor Gewalt im US-Wahlkampf
Update 15.7., 6.30 Uhr: Vor der Nominierung Donald Trumps zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner hat US-Präsident Joe Biden mit Blick auf das schockierende Attentat auf den 78-Jährigen vor Gewalt im Wahlkampf gewarnt. „Wir lösen unsere Meinungsverschiedenheiten an der Wahlurne. So machen wir es - an der Wahlurne, nicht mit Kugeln“, sagte Biden bei einer seltenen Ansprache an die Nation aus dem Oval Office im Weißen Haus.
Die politische Debatte im Land sei sehr hitzig geworden. „Es ist Zeit, sie abzukühlen“, mahnte er. „Wir alle haben die Verantwortung, das zu tun.“ Gewalt sei nie eine Lösung, betonte Biden. „Wir sind keine Feinde.“ Trump landete unterdessen nur einen Tag nach den dramatischen Szenen in Pennsylvania im US-Bundesstaat Wisconsin, wo er als Kandidat für die Wahl im November offiziell nominiert werden soll.
There's no place in America for political violence.
— Joe Biden (@JoeBiden) July 15, 2024
No exceptions.
We cannot allow this kind of violence to be normalized. pic.twitter.com/taupQp1VnB
Update 14.7., 20.49 Uhr: Nur einen Tag nach dem Attentat auf ihn will der frühere US-Präsident Donald Trump zum Parteitag der Republikaner im Bundesstaat Wisconsin reisen. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber schrieb auf der Online-Plattform Truth Social, er werde noch am Sonntagnachmittag (Ortszeit) nach Milwaukee aufbrechen und seinen Zeitplan nicht durchkreuzen lassen.
Biden hält Ansprache an die Nation
Update 14.7., 20.26 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat nach dem Attentat auf seinen Amtsvorgänger und politischen Konkurrenten Donald Trump eine Ansprache an die Nation angekündigt und das Land zum Zusammenhalt aufgerufen. „Wir müssen als eine Nation zusammenstehen“, sagte Biden am Weißen Haus und verkündete, er wolle sich am Sonntagabend (in der deutschen Nacht zu Montag) in einer offiziellen Ansprache aus dem Oval Office dazu an die amerikanischen Bürger wenden.
Update 14.7., 19.42 Uhr: RND-Autor Karl Doemens erinnert in seinem Beitrag daran, wie Trump seinerzeit auf die Hammerattacke auf den Ehemann von Demokratin Nancy Pelosi reagiert hat: Er machte sich über ihn lustig. „Weiß jemand, wie es ihrem Mann geht?“
Update 14.7., 19.35 Uhr: Empörung hat ein Kommentar von Moderator und Satiriker Sebastian Hotz ausgelöst. Der unter dem Namen „El Hotzo“ bekannte Medienmacher veröffentlichte einen als Witz gemeinten Vergleich zwischen dem „letzten Bus“ und Trump, die eine Gemeinsamkeit hätten: „leider knapp verpasst“. Der Tweet ist inzwischen gelöscht. FDP-Mann Wolfgang Kubicki sieht einen Fall für die Justiz: „Ich gehe davon aus, dass die Staatsanwaltschaft sich mit diesem Tweet beschäftigen wird.“ Die öffentliche Billigung von schweren Straftaten sei selbst strafbar. Hotz schreibt weiterhin: „Absolut niemand zwingt einen, Mitleid mit Faschisten zu haben, man kann es ohne die geringste Konsequenz einfach lassen.“
absolut niemand zwingt einen Mitleid mit Faschisten zu haben, man kann es ohne die geringste Konsequenz einfach lassen
— E L H O T Z O (@elhotzo) July 14, 2024
Opfer war Feuerwehrmann, Familienvater und Trump-Anhänger
Update 14.7., 19.27 Uhr: Der bei einem Wahlkampfauftritt von Ex-US-Präsident Donald Trump im Bundesstaat Pennsylvania getötete Zuschauer war ein Feuerwehrmann und Familienvater. Das gab der demokratische Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, bekannt und sagte, er habe mit dessen Frau und Töchtern gesprochen. Der Mann sei „als Held gestorben“ und habe sich schützend über seine Familie gebeugt, als die Schüsse bei der Trump-Kundgebung gefallen sein. Er sei ein „begeisterter Anhänger“ Trumps gewesen.
Bei der Kundgebung in der kleinen Stadt Butler in Pennsylvania hatte am Samstagabend (Ortszeit) ein Mann auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber geschossen; Trump wurde am Ohr verletzt. Der 20-jährige Täter wurde getötet. Neben dem einen Mann im Publikum, der ums Leben kam, wurden noch zwei weitere Zuschauer verletzt. Shapiro sagte, ihr Zustand sei weiter kritisch.

Republikaner geben Joe Biden Schuld
Update 14.7., 19.18 Uhr: Trumps Republikaner instrumentalisieren bereits den Anschlag auf ihren Präsidentschaftskandidaten. Der Kongressabgeordnete Mike Collins schreibt bei X: „Joe Biden hat den Auftrag gegeben!“ „Die Demokraten wollten, dass das passiert“, sagte Abgeordnete Marjorie Taylor Greene. Das Klima im Wahlkampf war die vergangenen Wochen aufgeheizt, Debatten rhetorisch aufgeladen. Amtsinhaber Joe Biden hatte vor wenigen Tagen gesagt, um die Debatte um seine Eignung als Kandidat wegen seines Alters zu beenden, man solle Trump „in a Bullseye“, „ins Visier“ nehmen. Die Plattform hat den Kommentar mit dem Hinweis versehen, dass es keine Beweise für eine Beteiligung Bidens gibt und das Zitat aus dem Kontext gerissen ist.
Joe Biden sent the orders. https://t.co/pOc0XLxCwg
— Mike Collins (@MikeCollinsGA) July 13, 2024
Trump-Attentat: Lageplan zur Szenerie
Update 14.7., 19.10 Uhr: Mittlerweile sind mehr Details zum Anschlag auf Donald Trump bekannt. Schütze Thomas Matthew Crooks soll wohl auf dem Flachdach eines über 120 Meter entfernt gelegen haben, als er die Schüsse abgab. Die Opfer im Zuschauerbereich wurden demnach von Geschossen getroffen, die Trump verfehlten – und zwar hinter dem Ex-Präsidenten. Scharfschützen der Sicherheitskräfte waren auf einem Dach positioniert, allerdings sollen Bäume die Sicht auf Crooks verdeckt haben.

Update 14.7., 18.24 Uhr: Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump haben Ermittler im Auto des Schützen übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge Teile zum Bau von Bomben gefunden. Unter Berufung auf Ermittlungskreise hieß es, bei dem Mann sei auch Zuhause solches Material gefunden worden. Worum es sich dabei genau handelt, ist noch unklar.
Die „New York Times“ sprach von zwei „Sprengsätzen“ im Auto des mutmaßlichen Täters und einem dritten Fund am Wohnort. Auch das „Wall Street Journal“ sprach von Sprengsätzen. Der Sender CNN schrieb von „explosivem Material“, also Sprengstoff, und wieder andere Quellen von Teilen für den Bau von Bomben.
Das FBI hat den Schützen als Thomas Matthew Crooks (20) aus dem Bundesstaat Pennsylvania identifiziert. Den Berichten zufolge nutzte er für den Anschlag auf Trump ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15, das sein Vater gekauft hatte. Bislang gibt es keine Informationen zum Motiv.
Ursprüngliche Berichterstattung: Nach dem versuchten Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat die Bundespolizei FBI den mutmaßlichen Schützen identifiziert. Es sei Thomas Matthew Crooks, ein 20 Jahre alter Mann aus der Nähe von Pittsburgh in Pennsylvania. Zu Erkenntnissen über ein mögliches Motiv gab es weiterhin keine Informationen. Viele Fragen waren noch offen. Es gebe aber keinen Grund zur Annahme, dass die Bedrohung andauere, sagte ein Vertreter des FBI. Der Schütze, der mit einem Sturmgewehr abgefeuert haben soll, ist noch am Tatort getötet worden.
Donald Trump ist mitten im Satz, als die ersten Schüsse fallen. Der Ex-US-Präsident steht auf einer Bühne bei einem Wahlkampfauftritt in der Kleinstadt Butler im Bundesstaat Pennsylvania. Er fasst sich ans rechte Ohr, duckt sich dann zu Boden hinter sein Pult. Sofort stürmen mehrere Secret-Service-Agenten zu ihm, werfen sich über den Republikaner. Im Publikum bricht Panik aus. Menschen schreien, werfen sich ebenfalls zu Boden. Noch ein Schuss. Wieder tönen laute Schreie durch die Zuschauerränge.
Sekunden später richten die Sicherheitsleute Trump hinter dem Pult auf. Der 78-Jährige blutet am rechten Ohr, die Haare wirr, seine rote Kappe nicht mehr auf dem Kopf. „Lasst mich meine Schuhe anziehen“, sagt Trump mehrfach. „Sir, wir müssen zu den Autos“, entgegnet einer der Leibwächter, die einen Ring um ihn bilden. Die Agenten wollen sich mit ihm in Bewegung setzen, doch Trump ruft dazwischen: „Wartet, wartet, wartet, wartet.“ Dann reckt er aus dem Ring der Sicherheitsleute heraus seine Faust in die Höhe, schlägt sie dreimal nach vorne in die Luft, formt dazu nicht vernehmbar mit seinen Lippen ein Wort, das Anhänger später so interpretieren: „Kämpft!“
Das Foto von Trump mit Blut im Gesicht und der geballten Faust in der Luft geht um die Welt. Das versuchte Attentat auf den früheren Präsidenten und aktuellen republikanischen Präsidentschaftsbewerber gibt dem US-Wahljahr, das ohnehin eines ist wie keines zuvor, eine neue dramatische Wendung. Es verschärft die Spannungen in einem ohnehin tief gespaltenen Amerika und wirft in ganz neuem Ausmaß Ängste vor einer Spirale politischer Gewalt auf.
Possible gunshots at former President Trump's rally in Butler, PA. Secret Service escort Trump off the stage. pic.twitter.com/ckqyjF3S97
— CSPAN (@cspan) July 13, 2024
„Die Kugel bohrte sich durch die Haut“
Nach der Nachricht von den ersten Schüssen auf Trump überschlagen sich die Ereignisse. Am Ende ist der mutmaßliche Schütze tot, ebenso wie ein Zuschauer. Zwei weitere Menschen im Publikum werden schwer verletzt. Trump dagegen wird schnell in Sicherheit gebracht und kommt mit einer leichten Verletzung davon. „Ich wurde von einer Kugel getroffen, die den oberen Teil meines rechten Ohrs durchschlug“, schreibt er nach der Attacke auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. „Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, denn ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie sich die Kugel durch die Haut bohrte.“ Es habe stark geblutet, „und da wurde mir klar, was los war“. Sein Team versichert, es gehe ihm gut.
Trumps Wahlkampfkampagne veröffentlicht Stunden nach der Attacke auf der Plattform X auch ein Video, in dem der Präsidentschaftsbewerber in einem frischen Anzug, wohl frisiert aus seinem Privatflugzeug steigt. Dazu schreibt seine Vize-Kommunikationsdirektorin: „Stark und unverwüstlich. Er wird nie aufhören, für Amerika zu kämpfen.“ Die Botschaft der Trump-Leute: Dieser Mann ist unbesiegbar und durch rein gar nichts unterzukriegen. Und das nur zwei Tage, bevor die Republikaner in Milwaukee zu ihrem Krönungsparteitag zusammenkommen, um Trump offiziell als ihren Präsidentschaftskandidaten zu nominieren.
Strong and resilient. He will never stop fighting for America. pic.twitter.com/B9yR3SLQJV
— Margo Martin (@margommartin) July 14, 2024
Angst vor mehr Chaos und mehr Gewalt
Die Attacke löst in den USA und darüber hinaus einen Schock aus. Politiker beider Parteien in den USA, amerikanische Ex-Präsidenten, Regierungschefs anderer Länder - alle äußern sich entsetzt. Sie verurteilen den Angriff - und einige äußern Sorge, was dem Land nun bevorsteht.
Schon jetzt ist die Stimmung in den USA fragil. Teile der Gesellschaft stehen einander feindlich gegenüber, Drohungen gegen Politiker und andere Offizielle nehmen deutlich zu. Rund um die jüngste Präsidentenwahl 2020 kam es zu einem beispiellosen Gewaltausbruch, da Trump seine Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden nicht eingestand, sondern stattdessen seine Anhänger aufhetzte, bis diese schließlich gewaltsam das Kapitol stürmten. Damals kamen mehrere Menschen ums Leben. Es geht seit langem Angst um, dass es rund um diese Wahl im November erneut zu Gewalt und Chaos kommen könnte. Der Attentatsversuch gegen Trump bestätigt diese Befürchtungen nun auf düstere Weise - und könnte nur der Anfang von mehr sein.

Zündeleien aus dem Trump-Lager
Der Trump-Getreue J. D. Vance, der als möglicher Vizepräsidentenkandidat gehandelt wird, etwa beginnt sofort zu hetzen. Auf der Plattform X macht der republikanische Senator Biden persönlich für die Attacke auf Trump verantwortlich. Bidens Wahlkampagne sei komplett darauf ausgerichtet, Trump als autoritären Faschisten darzustellen, der um jeden Preis gestoppt werden müsse, schreibt er da. „Diese Rhetorik führte direkt zum versuchten Attentat auf Präsident Trump.“
Today is not just some isolated incident.
— J.D. Vance (@JDVance1) July 14, 2024
The central premise of the Biden campaign is that President Donald Trump is an authoritarian fascist who must be stopped at all costs.
That rhetoric led directly to President Trump's attempted assassination.
Was bedeutet die Attacke für den Wahlkampf?
Trump dürfte versuchen, den Schusswaffenangriff systematisch für seine Zwecke zu nutzen. Seit jeher inszeniert er sich als Märtyrer und als einen, den seine politischen Gegner mit allen Mitteln versuchen, aus dem Weg zu schaffen. Schon die vier Strafverfahren gegen ihn setzte er erfolgreich ein, um seine Anhänger zu mobilisieren und Spenden zu sammeln. Wenige Stunden nach den Schüssen in Butler verschickt sein Team dann die erste Wahlkampf-SMS mit den Worten: „Ich werde nie aufgeben“ - und einem direkten Link zur Spenden-Webseite. Wie kaum etwas anderes dürfte diese Attacke gegen Trump in seinem Lager eine Jetzt-erst-recht-Mentalität befeuern. Trump liegt in Umfragen ohnehin vor einem strauchelnden Biden. Die Attacke könnte dem Republikaner einen weiteren Schub an Wähler-Solidarität bringen.
Die Biden-Wahlkampagne muss sich dagegen erst mal neu sortieren. Scharfe politische Attacken gegen einen Gegner, der gerade Ziel eines Attentatsversuches geworden ist, verbieten sich. US-Medien berichten, das Wahlkampfteam des Demokraten habe seine gesamte ausgehende Kommunikation vorerst unterbrochen und wolle die Ausstrahlung von Wahlwerbespots „so schnell wie möglich“ stoppen. Es ist nicht leicht, nach einer Attacke dieser Art die richtige Tonlage im Wahlkampf zu finden.
Und was wird aus der Diskussion um Biden?
Biden hat eigentlich ganz andere Sorgen im Moment. Bis zu den Schüssen auf Trump sah es so aus, als könnte der Demokrat auf Druck seiner Partei hin jeden Moment hinschmeißen im Rennen gegen Trump. Der 81-Jährige steht wegen seiner mentalen Fitness schwer in der Kritik und hat es mit einer parteiinternen Rebellion zu tun. Doch das rückt angesichts der Attacke auf Trump nun vorerst in den Hintergrund.
dpa
Spekulationen um Bidens Gesundheit : Arzt und weißes Haus dementieren Parkinson-Gerüchte