Sicher, in einer Welt vor unserer Zeit waren Asterix und Obelix eine Institution, eine Säule in Sachen Humor mit Hintergrund, Comics, die auch die gewisse Dosis Geschichtswissen vermittelten. Was Pädagogen ermunterte, den Comic auch ins Lateinische zu übersetzen. Aber das ist lange her.
Nach den Alben kamen die Animationsfilme, insgesamt acht, später vier Realfilme mit Darstellern wie Gottfried John als Caesar, Gerard Dépardieu als Obelix, Christian Clavier in der Rolle des Asterix.
Freischwebende Fantasie
Jetzt schieben die Franzosen einen weiteren Streifen mit neuen Gesichtern nach, er heißt „Asterix und Obelix im Reich der Mitte“ und startet am 18. Mai im Kino. Mit den historischen Bezügen ist es vorbei, wenn es das Gallier-Duo nach China verschlägt – ebenso Caesar und seine Legionen.
Die Handlung ist also eine freischwebende Fantasie, das Heft gleichen Namens war lediglich ein Comic zum Film. Das nährt den Verdacht, hier solle mit einer Weltmarke auf Teufel-komm-raus Kasse gemacht werden. Und zwar mit Blick auf den asiatischen Markt.

Kaufmännisches Kalkül
Womöglich in der Annahme, die Chinesen müssten sich gebauchpinselt fühlen, dass Frankreichs National-Ikonen auch bei ihnen vorbeischauen. Kaufmännisches Kalkül beiseite, das ist beim Film gang und gäbe, die Frage lautet eher: Wie steht es um Qualität und Unterhaltungswert des fünften Asterix-Realfilms?
Leider nicht sehr gut, schade drum. Bei den Vorläufern war auch nicht alles Gold, doch die Formkurve knickt weiter nach unten ab. Der Streifen in der Regie des neuen Asterix-Darstellers Guillaume Canet (Drehbuch: Canet und Julien Hervé) macht nichts besser oder origineller, aber vieles schlechter und einfallsloser als frühere Realfilme.
Probleme beim Kostüm
Das beginnt gleich beim Kostüm: Canet trägt ein bescheuert kleines Helmchen, das sich nie und nimmer auf einem Kopf halten kann. Und wo Depardieu für den Obelix seine pfundige Körperlichkeit einbrachte, steckt mit Lellouche ein erkennbar Schlanker in der Hose. Die Hüften sind mit Stoff gepolstert, was seine Silhouette beim Laufen befremdlich schaukeln lässt.
Ärgerlicher ist es, wie der Film jede Wahrscheinlichkeit von Raum und Zeit nonchalant wegwischt und so tut, als sei es ein Katzensprung vom Mittelmeer nach China. Caesar (Vincent Cassel) macht rasante Fortschritte mit seinen 80.000 Mann. Schwupp, das war Persien, hier kommt China.

Dünn hergeleitete Story
Die Herleitung der Geschichte ist mehr als dünn. Asterix und Obelix geleiten eine chinesische Prinzessin (Julie Chen) in ihre Heimat, wo ein Fiesling ihre Mutter gefangen hält. Caesar folgt - doch warum eigentlich?
Die Gags sind Asterix-Standards (Piraten, Römerkloppe, Namen wie Genmais, Antivirus, Biopix) oder plumper Comedy-Quatsch. Brieftauben machen Handy-Laute, die Musik fährt gern Pop-Schnulzen auf. Gaststars haben Tradition in Asterix-Filmen, Zlatan Ibrahimovic ist sicher einer der talentfreiesten. Pierre Richard als Miraculix rettet hier auch nichts mehr.
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