Wo nur schwimmt Arielle herum? Meereskönig Triton (mit Rauschebart wie Poseidon: Javier Bardem) ist sauer, immer dieser Eigensinn seiner Tochter. Sagte er nicht, sie solle in der Nähe bleiben?
Und wo tummelt sich sein Kind, das in Wirklichkeit eine junge Frau ist? Natürlich bei den verbotenen Schiffswracks, wo ein Hai ihr nachstellt und gleich zu Beginn von „Arielle, die Meerjungfrau“ für Nervenkitzel sorgt.
In der Länge aufgebläht
In der Länge aufgebläht
Die neue Arielle kommt als Realfilm daher, als in der Länge reichlich aufgeblähtes Remake des Zeichentrick-Klassikers von 1989. Die gezeichnete Arielle hat Disney damals aus der Patsche geholfen, als das Konzerngeschäft mau lief, weil Experimente („Taran und der Zauberkessel“) an der Kinokasse floppten.
Rund läuft es auch jetzt nicht im Haus mit der Maus. Der Streaming-Dienst expandiert nicht wie gewünscht, erneut wird eine Meerjungfrau zum Hoffnungsträger, denn nach Kinoauswertung wandert der Film zur Abo-Plattform Disney plus. Kinohits kann man sowieso gebrauchen.
Schauspielern und Trickwesen
Der musicalerprobte Rob Marshall („Chicago“) führt jetzt Regie, die zweifach oscarprämierte Musik des Originals ist um einige Lieder aufgestockt, viele Szenen werden eins zu eins mit Schauspielern und Trickwesen nachgestellt.
Was im Vorfeld für Aufregung sorgte, war aber, dass die neue Arielle Halle Bailey dunkle Haut hat. Na, und? So ist es halt in Zeiten, wo jeder den Beweis erbringen will, in Sachen Ethnie vöööllig unbefangen zu sein.
Ein Faible für Landwesen
Was gibt es gegen eine Arielle zu stänkern, die so bezaubernd und märchentauglich aussieht wie Halle Bailey? Ein Traum von einer Prinzessin. Dass sie – dem Vernehmen nach – singen kann, hört man auf Deutsch nicht. Es regiert Musical-Biederstrick deutscher Zunge, mäßig toll gereimt und Konsonanten-holprig.
Die Schöne aus dem Meer hat ein Faible für das Leben der Landwesen und verguckt sich in einen Menschen, passenderweise einen Prinzen.

Prima als Fiesling
Arielle wünscht sich Beine und würde gern tanzen. Wie es im Märchen so geht, bekommt sie beides, dazu den Prinz. Obwohl die Seehexe (prima als Fiesling: Melissa McCarthy) alles tut, um diese Liaison zu verhindern.
Was Arielle an Prinz Eric (Jonah Hauer-King) findet, ist aber ein Rätsel. Hauer-King fehlt jedes Feuer, er wirkt blass und linkisch, die Liebes-Chemie bleibt reine Behauptung.
Stolze 135 Filmminuten
Arielles tierische Freunde sind ein fast fotorealistisch animierter Tölpel (der leider rappen muss) und die Krabbe Sebastian, quasi ihr Leibwächter.
Trick-Sequenzen im Meer können „Avatar 2“ nicht das Wasser reichen, sind aber malerisch. Stolze 135 Filmminuten sind lang, zu lang. Dennoch: Das wird ein Hit.
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