„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ Ein öder Großkotz von Film

Von Kai-Uwe Brinkmann
„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“
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Einmal mehr greift das Gesetz der Serie. Nachdem „Ant-Man“ (2015) und „Ant-Man And The Wasp“ (2018) etwa 1,1 Milliarden Dollar in die Kassen von Marvel (also Disney) spülten, startet in dieser Woche die Fortsetzung „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ im Kino, wieder mit Paul Rudd in der Hauptrolle.

Es ist schon der 31. Spielfilm in Marvels Cinematic Universe (MCU), einem Kino-Kosmos sich überlappender Zeiten und Dimensionen, in dem alles möglich ist. So auch eine Reise in die Welt kleinster subatomarer Quanten-Partikel, die dem Streifen den Titel gaben.

Gespickt mit Effekten

Inszeniert von Peyton Reed, geschrieben von Jeff Loveness, gespickt mit Effekten und Trickpanoramen, flankiert von sattem Werbebudget steht „Quantumania“ für Marvels nächsten Versuch eines überfliegerischen Superhelden-Blockbuster-Spektakels.

Aber: Wer hoch hinaus will, kann tief fallen. Später mehr dazu. Am Anfang lässt sich die Geschichte noch erfrischend geerdet an: Im San Francisco der Gegenwart ist Scott Lang alias Ant-Man eine Berühmtheit, Leute wollen Selfies mit ihm, seit er an der Seite der Avengers die Welt gerettet hat.

„Quantum“-Raum

Scott bleibt gelassen, ist zufrieden in seiner Normalo-Existenz, lächelt es weg, wenn er mit „Tschüss, Spider-Man“ verabschiedet wird. Er hat ein Buch geschrieben über sein Heldendasein, auf Lesungen ermahnt er kindliche Fans zu Ehrlichkeit und Tugend.

Scott trifft die Familie seiner Kampfgefährtin Hope alias „The Wasp“ (Evangeline Lilly), Michael Douglas als Hank und Michelle Pfeiffer als Hopes Mutter Janet. Die beiden sind befreundet mit Scotts Tochter Cassie (Kathryn Newton). Im Keller von Wissenschaftler Hank hat die talentierte Cassie eine Maschine gebaut, die das Tor zum „Quantum“-Raum öffnen kann, einer unbekannten Welt winziger Nano-Teilchen.

Scott Lang (Paul Rudd) als Ant-Man
Unter geschlossenem Visier ist er beinahe unkenntlich. Mit Helm wird Scott Lang (Paul Rudd) zum Ant-Man. © dpa

Abenteuer zwischen den Atomen

„Nicht anschalten, die Maschine!“, warnt Janet noch. Zu spät. Das Teufelsding saugt einem nach dem anderen ein und spuckt ihn als Nano-Krümel wieder aus. Damit beginnt das Abenteuer zwischen den Atomen: bizarre Farben, Formen und Kreaturen.

Scott, Hope und Co. stehen in einem Wald wuchernder Zellen, zwischen Schleimpilzen, Schnecken, Quallen, Wimperntierchen. Ein exotisches Universum voll schwebender Felssäulen. Später entdeckt das Quintett humanoide Eingeborene, die in lebendigen Häusern wohnen, dazu Städte mit Flugmaschinen.

Auch Star Wars-Motive

Optisch hat man sich vom Weltenschöpfer James Cameron und „Avatar“ inspirieren lassen. Wo Cameron Ökosysteme mit Symbiosen und Nahrungsketten ausleuchtet, belässt es Marvel bei platter Abbildung. Hauptsache bunt. Wobei die Farben ins Surreale explodieren, bis dem Zuschauer „Augenkrebs“ droht.

„Star Wars“-Motive werden eingemeindet, es gibt eine ganze Sequenz (Auftritt: Bill Murray), die nach dem Vorbild der „Cantina“-Szenen konzipiert ist. Das riecht schwer nach Ideenarmut und Trittbrettfahrerei.

Großkotz von Film

Die Dramaturgie folgt der abgegriffenen Blaupause, die schon in frühen Helden-Comics angelegt ist: Superschurke „Kang, der Eroberer“ muss gestoppt werden.

Wehe, er kriegt den magischen Dingsbums! Duelle, Duelle, Duelle. Heerscharen greifen an. Gewimmel, Getümmel, Getöse, dazwischen familiäres Gesäusel. Es nervt, es langweilt. Ein öder Großkotz von Film, der mit der Wiederkehr des ewig Gleichen aufwartet.

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