Zuflucht in Stockum: Katerina Humenna und ihr kleiner Stanislav fühlen sich wohl und vor allem sicher im ländlichen Unnaer Osten. Peter Milbradt-Faß und seine Frau haben die 23-jährige Ukrainerin aufgenommen und helfen ihr nach Kräften.

Zuflucht in Stockum: Katerina Humenna und ihr kleiner Stanislav fühlen sich wohl und vor allem sicher im ländlichen Unnaer Osten. Peter Milbradt-Faß und seine Frau haben die 23-jährige Ukrainerin aufgenommen und helfen ihr nach Kräften. © Udo Hennes

Katja (23) mit Baby: Unna heißt Sicherheit vor russischen Raketen

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Eine junge Frau ist mit ihrem Baby aus der Ukraine nach Unna-Stockum geflohen. Sie ist dankbar für fürsorgliche Gastgeber und möchte nun Musik machen, um ihre Heimat zu unterstützen.

Stockum

, 26.08.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Katerina Humenna schaut lächelnd ihrem kleinen Sohn zu, der auf einer Decke im Garten herumkrabbelt. Der zehn Monate alte Stanislav ist ein fröhliches, zufriedenes Kind. Wer den beiden zuschaut, ahnt nicht, welchen Hintergrund es hat, dass sie das sommerliche Idyll in Unna-Stockum genießen: Sie fliehen vor dem Krieg.

36 Stunden Flucht mit Baby

Die 23-jährige Frau ist vor einem Monat angekommen. 36 anstrengende Stunden waren die Mutter und ihr Baby unterwegs, um am 20. Juli endlich am Hauptbahnhof Dortmund einzutreffen. Ulrike Faß und ihr Mann Peter Milbradt-Faß nahmen die beiden in Empfang. Die Stockumer hatten sich bereit erklärt, Flüchtlingen aus der Ukraine Unterschlupf zu gewähren. Sie haben selbst keine Kinder und genug Platz im Haus, auch ein Gästezimmer.

„Als der Krieg ausbrach, war uns schnell klar, dass wir etwas tun können – und wollen“, erinnert sich Peter Milbradt-Faß. Das Ehepaar meldete sich bei einer privaten Initiative, die die Unterbringung von Flüchtlingen organisiert – und nun haben sie „Katja“ und ihren kleinen „Stas“ im Haus. „Es ist wie eine Mischung aus Großfamilie und WG“, sagt der Stockumer. „Es ist sehr harmonisch. Wir verstehen uns gut.“

Dabei ist „Verstehen“ so eine Sache. Ulrike Faß‘ Schwester, die in Kamen lebt, beherrscht Russisch und ist hin und wieder zu Besuch. Doch ansonsten behelfen die Ukrainerin und ihre Gastgeber sich im Miteinander mit ein wenig Englisch und ganz viel Google-Übersetzer. Dennoch stimmt die Chemie. „Diese Menschen sind einfach wunderbar. Sie helfen mir bei allem“, sagt Katerina Humenna. Diese Hilfe bezieht sich vor allem auf Behördenangelegenheiten. So ist die Anmeldung bei der Ausländerbehörde auch mit langen Wartezeiten und Strapazen verbunden gewesen.

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Ehemann und Vater muss zurückbleiben

Katerina Humenna lebte in Winnyzia in der Zentralukraine, bis der russische Angriffskrieg zur Bedrohung wurde. „Ich hatte Angst, zu Hause zu bleiben“, erinnert sich die 23-Jährige. Sie floh Richtung Westen, vor allem, um ihren kleinen Sohn vor den russischen Raketen in Sicherheit zu bringen.

Wann die beiden wieder mit ihrem Ehemann beziehungsweise Vater vereint sein werden, weiß niemand. Der gelernte Koch gehört einer Einheit in der Territorialverteidigung an. Er war zwar bisher zum Glück nicht in kämpferische Auseinandersetzungen verwickelt, darf aber auch nicht ausreisen aus der Ukraine. Gibt es vielleicht bald eine Genehmigung, da er Vater eines kleinen Kindes ist? Katerina Humenna und ihre Unterstützer hoffen, wissen es aber noch nicht.

Benefizkonzert beim Dorffest in Mühlhausen

Die junge Frau ist ein kreativer Mensch, wie sie selbst sagt, und dem möchte sie Ausdruck verleihen. Demnächst möchte sie sich eine gute Kamera zulegen, um zu fotografieren. Musik hingegen soll einmal ihr Beruf sein. Katerina Humenna hat Musik studiert. Sie singt, spielt Klavier und komponiert eigene Lieder. An diesem Samstag, 27. August, tritt sie beim Dorffest in Mühlhausen auf, das um 11 Uhr am Philipp-Nicolai-Haus beginnt. Sie plant ein kleines Benefizkonzert mit Liedern bekannter ukrainischer Künstler. Was sie dabei an Spenden einnimmt, will sie einer Einheit der ukrainischen Streitkräfte zukommen lassen, zu der sie über ihren Cousin eine Verbindung hat.