
Das Ergebnis spielte in der Kreisliga-Partie keine große Rolle. Eine Rote Karte sorgte jedoch aber für Aufsehen. © Jens Lukas
Angriff auf Schiedsrichter: Acht Monate Sperre - in einem „minderschweren“ Fall
Fußball
Weil er einen Schiedsrichter attackiert hatte, darf ein Kreisliga-Fußballer die nächsten acht Monate nur zuschauen. Das Sportgericht wertete den Fall dennoch als „minderschwer“.
Acht Monate ist ein Fußballer aus dem Kreis Unna/Hamm zum Zuschauen verdammt. Er hatte den Schiedsrichter attackiert und dafür jetzt eine saftige Sperre erhalten.
Eigentlich war das Spiel in der Kreisliga D1 in Unna-Hamm eine klare Angelegenheit. Am 8. Mai fertigte die fünfte Mannschaft der SG Bockum-Hövel die Vierte der TuS Germania Lohauserholz-Daberg zu Hause mit 15:0 (10:0) ab. Doch wegen einer ungewöhnlichen Roten Karte hatte die Partie ein Nachspiel.
Verantwortlich dafür sind die Geschehnisse aus der 60. Minute. Beim Spielstand von 11:0 für Bockum-Hövel entschied der Schiedsrichter auf Strafstoß für die Heimmannschaft. Ein Spieler von Lohauserholz-Daberg war damit offenbar wenig einverstanden. Nachdem der Elfmeter verwandelt war, soll der Spieler den Ball in Richtung des Schiedsrichters geschossen haben, erklärt Dietmar De Sacco, der stellvertretende Vorsitzende des Kreissportgerichts, im Gespräch.
Der Ball habe den Unparteiischen nach dessen eigener Aussage gestreift, sagt De Sacco. „Nach der Rechts- und Verfahrensordnung ist das ein tätlicher Angriff auf den Schiedsrichter“, so der Sportrichter. Weil er vom Spieler jedoch nicht körperlich attackiert wurde, wertete das Gericht das in seinem Urteil als einen „minderschweren“ Fall. „Nach Ansicht des Sportgerichts hat er in Kauf genommen, dass der Ball den Schiedsrichter trifft.“ Deshalb habe es sich für die Mindestsperre entschieden, die bei sechs Monaten liegt.
„Mehr Fälle als vor zwei, drei Jahren“
Doch auch nach dem Platzverweis ließ der Spieler aus dem „Hölzken“ offenbar nicht locker. Nach der Roten Karte soll er dem Schiedsrichter noch eine Beleidigung zugerufen haben. Den genauen Wortlaut will De Sacco nicht wiederholen. „Aber es war gerechtfertigt, dass es dafür zwei Monate Sperre geworden sind“, sagt der Sportrichter. Deshalb griff nun zusätzlich zum Angriff auf den Schiedsrichter noch ein zweiter Paragraph - der für die Beleidigung des Unparteiischen. Die achtmonatige Sperre setzt sich so aus zwei Strafen zusammen.
Solche Ausraster sind jedoch keine Seltenheit. Der erste Vorsitzende des Kreissportgerichts, Michael Zahorodnyj, hatte erst jüngst über besorgniserregende Entwicklungen im Kreis gesprochen. Bei dem aktuellen Fall war Zahorodnyj als Vereinsmitglied von Lohauserholz-Daberg befangen. Doch auch sein Stellvertreter sieht die Entwicklung zu mehr Angriffen und folglich mehr Spielabbrüchen. „Das zeigt sich schon in der Statistik“, fügt De Sacco hinzu: „Wir haben jetzt mehr Fälle als vor zwei oder drei Jahren.“ Die vierte Mannschaft von Lohauserholz-Daberg hat sich mittlerweile aus der Kreisliga D1 zurückgezogen.