Ambulanten Pflegediensten fehlen 50.000 Mitarbeiter
Trend zu ausländischen Kräften
Als problematisch stuft Pflegewissenschaftler Prof. Michael Isfort die Personalsituation für ambulante Pflegedienste in Deutschland ein: „Das ist ein zentrales Problem der Branche, viele Betriebe haben offene Stellen." Ein weiteres Ergebnis seiner Forschung: Immer mehr Haushalte setzten auf Hilfe aus Osteuropa.
„Das ist ein zentrales Problem der Branche, viele Betriebe haben offene Stellen. "Wir gehen von 37 000 Vollzeitstellen aus. Aufgrund des hohen Grades an Teilzeitarbeit wären das 50 000 Pflegekräfte, die sofort in der ambulanten Pflege tätig werden könnten“, so Isfort, Studienleiter am Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung in Köln. Ein Hauptgrund für diesen Personalmangel seien die Ausbildungszahlen: „Diese wurden jahrelang nicht an die Bedarfe angepasst“, so Isfort.
Der Pflegewissenschaftler hat die Situation der ambulanten Pflegedienste auf Basis einer repräsentativen Befragung von Leitungskräften analysiert. Die Studie „Pflege-Thermometer 2016“ zeigt unter anderem, dass der Ersatzbedarf an Pflegekräften zukünftig hoch sein wird: Bereits jetzt sind ein Drittel der Mitarbeiter über 50 Jahre alt.
Die Studie hat neben der angespannten Personallage auch das Ergebnis gebracht, dass die Belastung der Arbeitskräfte zunimmt: „Leitungskräfte sehen, dass der Druck auf ihre Mitarbeiter gestiegen ist, unter anderem weil die Komplexität der Fälle zunimmt“, so Isfort. Dies zeige sich auch an deutlich gestiegenen Krankheitszeiten.
Ausländische Haushaltshilfen liegen im Trend
Ein weiterer Trend: Haushaltshilfen aus Mittel- und Osteuropa werden immer mehr nachgefragt. „Wir gehen bundesweit von 125.000 Haushalten aus, in denen eine solche Versorgung stattfindet“, so Isfort. Diese Einschätzung teilt auch Prof. Hildegard Theobald vom Fachbereich Gerontologie der Uni Vechta. „Das sind fast immer prekäre Beschäftigungsverhältnisse“, sagt sie.
Oft würden Migrantinnen engagiert, wenn es einen umfangreichen Betreuungsbedarf gibt, beispielsweise bei Demenzkranken. „Ich sehe das kritisch, denn besonders in solchen Fällen ist eine Fachausbildung der Betreuungskräfte nötig“, so Theobald.