Aldi prescht vor – aber: „Alle Läden sollten spätestens um 18 Uhr schließen“

Meinung

Aldi schließt Läden früher, um Strom und Gas zu sparen. „Gut so“, sagt unser Autor, „das reicht aber nicht“. Er fordert eine generelle Kürzung der Ladenöffnungszeiten. Und nicht nur das.

NRW

, 20.10.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

In den Krankenhäusern geht die Angst vor einem Blackout um. Sollte der Strom flächendeckend ausfallen, könnten 21 Prozent der Kliniken den Betrieb mit Notstromaggregaten nur für wenige Stunden, 59 Prozent maximal für einige Tage aufrechterhalten. Dann müssten sie geräumt werden. Ein unvorstellbares Chaos bräche aus. Ein Normalbetrieb wäre nur in 14 Prozent der Kliniken möglich. Das perfekte Szenario für einen Horrorfilm.

Diese nüchternen Daten sind die erschreckenden Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts, über die das Handelsblatt am Dienstag berichtete. Viele Energieexperten halten einen flächendeckenden Blackout zwar für unwahrscheinlich, aber es gibt noch andere ernst zu nehmende Stimmen, die Alarm schlagen.

So spielten die vier großen deutschen Netzbetreiber Amprion, Tennet, 50 Hertz und Transnet BW, die die überregionale Versorgung mit Strom sicherstellen, in einem Stresstest gerade erst drei Szenarien durch. Egal, welche Annahmen sie zugrunde legten, alle vier kamen immer zum selben Ergebnis: Die Versorgungssituation im Winter werde „äußerst angespannt“. Daran ändert auch die vom Kanzler verordnete, um ein paar Monate verlängerte Laufzeit von allen drei noch aktiven Atomkraftwerken kaum etwas.

Auch die Gefahr von Cyber-Attacken ist real

Bei alledem ist die durchaus reale Gefahr von Cyber-Attacken auf unsere Stromnetze, die es regional bereits gegeben hat, noch nicht einmal eingepreist. Es ist eine reale Gefahr, wenn auch wahrscheinlich eher mit regionalen als mit flächendeckenden Folgen.

Abhilfe kann nur ein extrem beschleunigter Ausbau regenerativer Energien schaffen. Der aber dürfte nur mittelfristig für eine wirkliche Entlastung sorgen. Kurzfristig dagegen helfen nur drei Dinge: Sparen, Sparen, Sparen. Und das gilt für alle Bereiche unseres Lebens.

Aldi Nord hat angekündigt, ab November viele Läden um 20 Uhr zu schließen, um Energie zu sparen. Eine kluge Entscheidung, aber sie reicht bei weitem nicht aus.

„Niemand müsste nackt herumlaufen, wenn Läden früher schlössen“

Warum ändern wir nicht kurzfristig das Ladenschlussgesetz und begrenzen die Öffnungszeiten für eine gewisse Zeit generell ab sofort drastisch? Wie wäre es mit einer Öffnungszeit von täglich 9 bis 18 Uhr und samstags bis maximal 16 Uhr? Sonntagsöffnungen würden für eine begrenzte Zeit ganz untersagt. Ich bin sicher, niemand müsste nackt durch Stadt laufen oder verhungern, nur weil die Läden nicht mehr so lange offen sind.

Oder: Warum gibt es nicht endlich ein Tempolimit? Kann irgendjemand der FDP mal erklären, dass die Mehrheit der Deutschen von ihrem völlig aus der Zeit gefallenen Auto-Lobbyismus einfach nur noch genervt ist?

Oder: Warum werden nicht generell nachts alle Ampeln abgeschaltet? An jeder Kreuzung stehen für solche Fälle Schilder, die den Verkehr regeln.

Wenn Weihnachtslichter unsere Krankenhäuser bedrohen

Oder: Warum werden nicht endlich abendliche Flutlichtspiele beim Fußball verboten?

Oder: Warum wird nicht die öffentliche Weihnachtsbeleuchtung in den Städten in diesem Jahr verboten? Wie können wir uns an stimmungsvollsten Weihnachtslichtern erfreuen, wenn sie die Gefahr erhöhen, dass Krankenhäuser uns nicht mehr versorgen können?

Bei alledem geht es aber nicht nur um das, was die Öffentlichkeit, was andere tun können. Jede und jeder einzelne von uns muss und kann Strom und Gas sparen. Nur ein paar Beispiele: Man kann Wäsche auch bei etwas niedrigeren Temperaturen waschen, der Backofen muss nicht immer vorgeheizt werden, Wäsche kann man auch auf einem Ständer oder an der Leine statt im Trockner trocknen. Geräte auf Stand-by verbrauchen auch Strom. Alte Glühbirnen lassen sich gegen LED-Leuchtmittel tauschen.

Ich bin sicher, uns allen werden noch viele weitere Sparmöglichkeiten einfallen. Stärken wir den von uns gewählten Politikerinnen und Politikern den Rücken, damit sie auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Und wir selbst sollten alle zu Energiespar-Detektiven! Das hilft nicht nur der gesamten Gesellschaft und damit uns allen, sondern wird auch noch belohnt – abzulesen auf der nächsten Strom- und Gasrechnung.

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