Air Berlin meldet Insolvenz an
Fluggesellschaft
Air Berlin konnte sich zuletzt nur noch in der Luft halten, weil der arabische Großaktionär Etihad finanzielle Mittel zuschoss. Diese Geldquelle ist nun versiegt - die Fluggesellschaft hat Insolvenz angemeldet. Was heißt das für die Passagiere?

Air Berlin hat Insolvenz angemeldet.
Der Flugbetrieb werde aber fortgeführt, teilte Air Berlin am Dienstag mit. Nachdem Hauptaktionär Etihad erklärt habe, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen, sei man „zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Air Berlin PLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“, hieß es in einer Pflichtmitteilung an die Börse.
Vor diesem Hintergrund hätten sie beim zuständigen Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, teilte Air Berlin mit. Bei dieser Variante des Insolvenzverfahrens würde das Management des Unternehmens weiter die Geschäfte führen.
CEO Thomas Winkelmann confirms: All flights operated by airberlin & NIKI will continue as planned and our flight schedule remains valid! pic.twitter.com/gbR1vSqMg4
— airberlin (@airberlin)
Verhandlungen mit Lufthansa
„Es werden Verhandlungen mit Lufthansa und weiteren Beteiligten zur Veräußerung von Betriebsteilen geführt“, teilte Air Berlin weiter mit. Die Bundesregierung unterstütze Air Berlin mit einem Übergangskredit abgesichert durch eine Bundesbürgschaft, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.
Die Bundesregierung stellte nach eigenen Angaben einen Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro zur Verfügung. „Der Flugbetrieb von Air Berlin kann in vollem Umfang fortgeführt werden. Eine Einstellung des Flugbetriebs wird so vermieden“, hieß es bei Air Berlin.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass der Flugbetrieb so zumindest für drei Monate aufrecht erhalten werden kann, wie Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) am Dienstag sagte. Zugleich äußerte sie sich zuversichtlich, dass in den nächsten Monaten eine Übernahme von Teilen der Airline durch die Lufthansa gelingen könnte. Zypries schloss aus, dass der Bund Schulden von Air Berlin übernehmen könnte, um eine Übernahme zu ermöglichen. Auf die Frage nach möglichen weiteren Krediten des Bundes für Air Berlin sagte sie, über diese Frage werde entschieden, wenn es an der Zeit dafür sei.
Die Lufthansa teilte mit, sie unterstütze gemeinsam mit der Bundesregierung die Restrukturierungsbemühungen der Fluggesellschaft. „Damit wird unter anderem gewährleistet, dass die von Air Berlin geleasten Flugzeuge, die aktuell für Eurowings und Austrian Airlines fliegen, wie bisher weiterbetrieben werden können.“ Die Verhandlungen über den Erwerb von Teilen der Air-Berlin-Gruppe böten auch die Möglichkeit zur Einstellung von Personal. „Lufthansa beabsichtigt, diese Verhandlungen zu einem schnellen und positiven Ergebnis zu führen.“
Nach bedeute die Unterstützung der Bundesregierung folgendes:
- Die Flüge von Air Berlin und Niki finden weiterhin statt
- Die Flugpläne bleiben gültig
- Gebuchte Tickets behalten ihre Gültigkeit
- Alle Flüge seien weiterhin buchbar
Air Berlin fliegt seit Jahren Defizite ein, 2016 lag der Verlust bei 780 Millionen Euro. Die Lage verschärfte sich Ende März mit der Umstellung auf den Sommerflugplan. Flugausfälle und Verspätungen häuften sich danach.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) teilte mit, die Nachricht sei „für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Air Berlin, die seit Bestehen der Airline eine hervorragende Arbeit leisten, ein Schock“. Etihad lasse Air Berlin „fallen wie eine heiße Kartoffel, obwohl neue Investoren Interesse signalisiert haben“, kritisierte VC. „Hier zeigen die Investoren vom Golf ihr wahres Gesicht.“
Rote Zahlen seit 2008
Air Berlin ist mit dem Boom der Billigflieger groß geworden. Erfolg hatte Deutschlands zweigrößte Airline zunächst mit Flügen von Berlin nach Mallorca. 2002 nahm sie Linienflüge in europäische Städte ins Programm. Nach einem radikalen Expansionskurs geriet das Unternehmen in eine Krise. Seit 2008 schreibt Air Berlin - mit einer Ausnahme durch den Verkauf des Vielfliegerprogramms - rote Zahlen. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust rund 782 Millionen Euro, der Schuldenberg wuchs auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Jahrelang hielt der arabische Großaktionär Etihad, der 29,2 Prozent der Anteile besitzt, die Airline mit Finanzspritzen in der Luft.
dpa