Blick in eine hiesige Ferkelaufzucht: Die Schweinehalter aus der Region hoffen, dass die Afrikanische Schweinepest nicht aus dem Emsland ins westliche Münsterland hinüberschwappt.

Blick in eine hiesige Ferkelaufzucht: Die Schweinehalter aus der Region hoffen, dass die Afrikanische Schweinepest nicht aus dem Emsland ins westliche Münsterland hinüberschwappt. © Horst Andresen

Afrikanische Schweinepest rückt näher – Fälle im südlichen Emsland

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Die Furcht vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist bei den Landwirten im Kreis Borken seit dem Wochenende greifbar. Denn erstmals ist sie bei Hausschweinen im südlichen Emsland festgestellt worden, also nicht weit entfernt von Höfen in Gronau und Umgebung.

von Horst Andresen

Kreis Borken

, 06.07.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Borkener Markus Weiß, selbst Sauenhalter und seit dem Frühjahr Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, appelliert auf Anfrage an seine Berufskollegen: „Wir müssen die Hygiene und Sicherheit in den Betrieben hochhalten!“ Die ASP ist für Menschen ungefährlich und nicht ansteckend, für Schweine jedoch tödlich.

Konsequent auf Sauberkeit achten

Gegenmaßnahmen, die seit Langem gelten – wie das Tragen von Schutzanzügen – sollten Weiß zufolge geprüft und vielleicht verschärft, Futtersilos und Stallungen müssten saubergehalten werden. „Darauf muss konsequent geachtet werden“, betont der Kreisvorsitzende. „Das macht aber sowieso jeder Kollege.“

Bisher seien keine Kontakte zwischen Betrieben aus der Region und dem Emsland bekannt, sagt auf Anfrage Karlheinz Gördes, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Auch das Kreisveterinäramt richte einen dringenden Appell an alle hiesigen Betriebe, Hygiene und Schutzmaßnahmen unbedingt einzuhalten.

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Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) sagte auf Anfrage, dass um den betroffenen Hof in Emsbüren (nordöstlich des Autobahnkreuzes Schüttorf gelegen) mit 280 Sauen und 1500 Ferkeln in dessen Umkreis Blutproben aus Schweinebeständen genommen würden. Die Sperrzone reicht bis in den Landkreis Grafschaft Bentheim. „Alle sind aufgeregt“, sagt Pressesprecher Hans-Heinrich Berghorn. „Die Kreise Steinfurt und Borken liegen ja nah‘ dran. Wir werden alles Menschenmögliche tun, damit es keinen Flächenbrand gibt.“

Die Landesumweltämter Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens tauschten sich aus. Er hoffe, dass es hier nicht zu Keulungen (Tötung ohne weitere Verwertung) komme: „Das geht unter die Haut.“ Der WLV habe damit gerechnet, dass die ASP „irgendwann auch auf Hausschweinbestände übergreifen würde“.

Belgier konnten die ASP eindämmen

Bisher waren von der Tierseuche Wildschweine betroffen gewesen. Nachgewiesen wurden Infektionen seit 2014 in östlichen Mitgliedstaaten der EU und dann auch in Belgien. Es wird vermutet, dass die ASP dorthin über Essensreste gelangt ist, die Lkw-Fahrer aus dem Osten kommend auf Parkplätzen weggeworfen hatten. Die Belgier konnten die ASP eindämmen.

Weiß und der WLV verweisen darauf, dass zur Bekämpfung der Seuche eine kreisübergreifende Wildtierseuchenvorsorge-Gesellschaft gegründet worden ist. „Material und Personal werden vorgehalten, damit im Fall der Fälle schnell gehandelt werden kann“, erklärt Weiß. „Da sind wir gut aufgestellt.“ So sei geplant, um Seuchengebiete Zäune zu ziehen. Allerdings wäre das ein Schutz gegen Wildschweine.

Jetzt sind erstmals Hausschweine betroffen. Weiß hat 2006 auf dem eigenen Hof in Borken-Gemenwirthe die Schweinepest mit Tausenden Keulungen mitmachen müssen. Damals wurden im Kreis Borken 92.000 Schweine in 185 Betrieben gekeult. In der Region gibt es Kammerzahlen zufolge gut 1300 Schweinehalter mit gut einer Million Tieren. Markus Weiß würde sich liebend gern nicht an das Jahr 2006 zurückerinnern. Doch der Landwirt stellt fest: „Das bleibt hängen. So einen Tag vergisst man sein Leben lang nicht.“