Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr wird die rechtspopulistisch-rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) eine große Parteiveranstaltung in Marl durchführen. Nach AfD-Angaben werden auf dem europapolitischen Treffen am 25. Mai im Eventzentrum.NRW an der Gräwenkolkstraße in Sinsen unter anderem die Parteivorsitzenden Tino Chrupalla, Alice Weidel sowie der Spitzenkandidat für die Europawahl Maximilian Krah sprechen.
Auch Mitglieder aus der Region eingeladen
Zur Einordnung: Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft zahlreiche Äußerungen des Rechtsextremisten Krah als völkisch-nationalistisch, islamfeindlich, fremdenfeindlich und verfassungsfeindlich ein. Der Pressesprecher der AfD bezeichnet den Charakter des Treffens gegenüber unserer Redaktion als „Wahlkampfveranstaltung“ für die Europawahl am 9. Juni. Nach seinen Angaben sollen auch AfD-Mitglieder und Funktionsträger aus unserer Region zu dem eintägigen Treffen eingeladen werden.
Der Stadtverbandsvorsitzende (Sprecher) der AfD Marl, Marcel Malyga hat nach eigenen Angaben noch keine offizielle Kenntnis von der Veranstaltung. Ihm liegt auch keine Einladung vor. „Das Treffen wird vom Bundesvorstand organisiert, nicht von uns“, so Malyga: „Ich habe die Halle nicht angemietet.“ Malyga bestätigt allerdings die Teilnahme des AfD-Bundesvorstands in Marl.

Über die Zahl der Teilnehmer gibt es keine offiziellen Angaben. Die Bundes-AfD hüllt sich darüber in Schweigen. Nach Angaben von Andreas Lesch, Sprecher der Polizei im Kreis Recklinghausen, ist der Polizei die Teilnehmerzahl bekannt, darf jedoch nicht veröffentlicht werden. Angesichts der prominenten Rednerliste und dem Fassungsvermögen der Eventhalle dürften es Hunderte sein.
„Die Partei“ hat schon Versammlung angemeldet
„Es ist jetzt noch zu früh, um über konkrete Einsatzszenarien für diesen Tag zu sprechen“, so Lesch. Vermutlich dürfte es am 25. Mai an der Gräwenkolkstraße so ähnlich zu gehen wie beim Marler AfD-Landesparteitag am 24. Februar 2024. Damals gab es Straßensperrungen mit intensiven polizeilichen Kontrollen, um Parteigänger und Gegendemonstranten auseinanderzuhalten. Aktuell hat nur „Die Partei“ bei der Polizei eine Versammlung zum 25. Mai an der Gräwenkolkstraße angemeldet.

Wieso gelingt es der in Teilen rechtsextremen Partei immer wieder, die Sinsener Halle zu belegen? Eigentümer Wolf-Dieter Jahn gibt im Gespräch mit unserer Redaktion vor, von der AfD-Veranstaltung in seinen Räumen nichts zu wissen und verweist auf den Pächter und Betreiber der Halle, Hüseyin Yigitoglu, der eigenverantwortlich die Belegung vornehme. Yigitoglu dagegen beteuert im Gespräch mit unserer Redaktion, die AfD auf Anweisung des Eigentümers in die Halle zu lassen.
„Leben davon, dass wir Halle vermieten“
„Grundsätzlich gibt es keinen Grund, eine Veranstaltung der AfD in Marl abzublocken“, sagt Wolf-Dieter Jahn: „Die AfD ist durch demokratische Wahlen groß geworden, da wollen wir niemanden benachteiligen“. Jahn macht zudem wirtschaftliche Gründe geltend: „Wir leben davon, dass wir die Halle vermieten“, so der Essener Immobilien-Investor: „Die Stadt Marl kassiert Grundsteuer, sie kassiert Gewerbesteuer, wir können es uns ganz einfach nicht leisten, der AfD den Stuhl vor die Tür zu stellen.“
Durch die Nutzung der Halle sowohl für orientalische Hochzeiten als auch für die AfD sieht Jahn sein Haus „multikulturell aufgestellt“. Dass die AfD in seiner Halle schon die Abschaffung des Verfassungsschutzes gefordert habe, sei nachvollziehbar, da diese Bundesbehörde auf Anweisung der regierenden Parteien handle. „Auch in der CDU gibt es Extremisten“, verteidigt Jahn den völkischen Flügel in der AfD. Zudem, so Jahn, berichten die Medien nicht objektiv über die AfD.
Hüseyin Yigitoglu indes ist es leid, bei jeder AfD-Veranstaltung in Marl als Sündenbock herhalten zu müssen: „Jeder zeigt mit dem Finger auf mich, aber alle wollen hier Geld verdienen.“ Der Hallenbetreiber weiter: „Ich bleibe dabei, ich habe Deutschland viel zu verdanken, aber wenn hier eine fremdenfeindliche Partei an die Macht kommt und man mich hier nicht mehr will, dann gehe ich eben.“