Die US-Bundespolizei FBI hat einem Bericht zufolge den AfD-Europapolitiker Maximilian Krah im vergangenen Dezember zum Verdacht möglicher verdeckter Zahlungen aus russischen Quellen befragt. Krah – Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl im Juni – bestätigte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Dienstag, damals in New York am Flughafen gut eine Stunde lang von den Beamten vernommen worden zu sein. Er sei als Tourist und nicht mit seinem Diplomatenpass eingereist. In den Vereinigten Staaten hatte er eine Veranstaltung der jungen Republikaner besucht, bei der auch Donald Trump aufgetreten war.
Nach Informationen des „Spiegel“ und des ZDF-Magazins „Frontal“ sollen die US-Ermittler ihm unter anderem eine Chat-Nachricht vorgelegt haben. Wie Krah dem RND auf Anfrage mitteilte, drehten sich die Fragen seinen Angaben zufolge um die Ukraine und um den prorussischen Abgeordneten Oleg Woloschyn. Dabei sei ihm auch die jetzt vom „Spiegel“ genannte Nachricht vorgelegt worden. Er habe diese allerdings weder gekannt noch beantwortet, sagte Krah – vermutlich sei sie ihm damals auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram untergegangen. Er habe Woloschyn und dessen Frau zwar zu einem Opernball eingeladen, das Geld für die Karten habe Woloschyn ihm aber erstatten wollen. Das könnte der Hintergrund für die Befragung gewesen sein, schätzte Krah und betonte: Er habe keine Zahlungen von Woloschyn erhalten.
Indiz für verdeckte Zahlungen?
In dem Bericht über die Chat-Nachricht von Woloschyn heißt es, dieser habe Krah zugesagt, dass sein Problem mit den „Kompensationen“ für „technische Ausgaben“ gelöst worden sei. Weiter zitiert der „Spiegel“ aus der Korrespondenz: Von Mai an „wird es so sein, wie es vor Februar war“. Diese Aussage könnte demnach als Indiz dafür gewertet werden, dass der AfD-Politiker schon länger Zahlungen von Woloschyn empfangen haben könnte. Sowohl die US-Behörden als auch deutsche und belgische Ermittler überprüfen demzufolge den Fall.
Möglicherweise habe ihm Woloschyn Geld für eine Opernkarte zurückgeben wollen, vermutete der AfD-Politiker. Im Bericht von „Spiegel“ und „Frontal“ verweist Krah darauf, dass er nie auf diese Nachricht geantwortet habe, und mutmaßt, die Nachricht könne für jemand anderen bestimmt gewesen sein.
FBI kam vermutlich an Woloschyns Handy
Die US-Behörde könnte bei einer früheren USA-Reise an Chat-Nachrichten des kremlnahen Woloschyn gekommen sein. Dieser soll laut einem Bericht des „Time“-Magazins von zwei amerikanischen Beamten kontrolliert worden sein, nachdem er im Sommer 2021 auf dem Flughafen von Washington D. C. gelandet war. Demnach soll Woloschyn gesagt haben: „Sie haben mein Handy genommen, und sie haben alle Informationen ausgelesen.“ Im Dezember hätten die Beamten dann auch Krahs Handy ausgelesen, sagt der Europaabgeordnete dem RND.
Für Krah ist es das zweite Mal kurz hintereinander, dass er in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Bereits im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Bestechungsaffäre um seinen Parteikollegen Petr Bystron fiel Krahs Name. Bystron wird vorgeworfen, Gelder des prorussischen Mediums Voice of Europe erhalten zu haben. Bei dem Betreiber des Portals soll es sich um den Putin-Vertrauten Wiktor Medwedtschuk handeln, den Krah ebenso wie Woloschyn seit Jahren persönlich kennt.
Nach Ansicht tschechischer Ermittler soll die Plattform Voice of Europe Kandidaten zur Europawahl verdeckt finanziert haben. So könnten mehr als eine halbe Million Euro in die Taschen verschiedener Politiker geflossen sein. Voice of Europe streitet das ab und spricht in einer Stellungnahme von „wilden Spekulationen und absurden Vorwürfen“.