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Ärger über Rüdiger Weiß: „Von so jemandem möchte ich mich nicht vertreten lassen“
Briefkopf-Affäre
Der Ärger über das Verhalten des Landtagsabgeordneten Rüdiger Weiß (SPD) in der Briefkopf-Affäre ist groß. Der Parteinachwuchs fordert unverhohlen Weiß‘ Rücktritt.
Die Briefkopf-Affäre des Landtagsabgeordneten Rüdiger Weiß (SPD) aus Bergkamen hat seit ihrem Bekanntwerden am vergangenen Donnerstag viele Reaktionen ausgelöst. Von einem irreparablen Vertrauensverlust sprechen nicht nur entsetzte Wählerinnen und Wähler in Leserbriefen und sozialen Netzwerken, sondern auch einstige Parteifreunde.
Besonders klare Worte fand am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion der Vorsitzende der Jusos im Kreis Unna, Philipp Kaczmarek. Er habe dazu eine ganze einfache Meinung, sagte Kaczmarek: „Von so jemandem möchte ich mich nicht vertreten lassen, nicht im Kreis Unna und auch nicht in Düsseldorf.“ Weiß ist Abgeordneter für den Wahlkreis Unna III/Hamm II im Landtag NRW, aber auch Fraktionschef der SPD im Stadtrat von Bergkamen.
Juso-Chef: „So viele Rosen können Sie gar nicht züchten“
Für sein Verhalten in der Briefkopf-Affäre hat er um Entschuldigung gebeten, doch das reicht aus Sicht des Juso-Chefs nicht aus. „So viele Rosen können Sie gar nicht züchten, wie Sie da verteilen müssten, um diesen Schaden irgendwie wieder gutzumachen“, sagte Philipp Kaczmarek.
Er habe mit vielen Menschen, natürlich auch aus dem Kreis der Jusos, in den vergangenen Tagen gesprochen. „Da ist eine Riesen-Verärgerung und eine maximale Distanzierung“, gibt Kaczmarek den Tenor wieder. Im Wahlkampf, den die Jusos traditionell in vorderster Front auf der Straße für die Partei führen, sei die Sache für alle ehrenamtlichen Helfer ein massives Problem. „Jeder muss sich persönlich dafür rechtfertigen, weil es am Ende doch wieder heißt, die Politiker sind alle so“, schilderte Kaczmarek.
Dass Rüdiger Weiß bislang außer einer wortreichen Entschuldigung keine Konsequenzen gezogen hat, dafür hat der Juso-Vorsitzende kein Verständnis. Für ihn gebe es dazu keine zwei Meinungen. „Wir haben Bundestagsabgeordnete, die um Kurzarbeitergeld ringen und um Hilfen für die Reisebranche, und dann kommt so was. Sich dann auch noch hinzustellen und für sich selbst mit schwierigen Zeiten zu argumentieren, da bin ich fast vom Stuhl gefallen, als ich das gelesen habe“, so Kaczmarek weiter.
Der Sozialdemokrat Weiß hatte unter anderem gesagt, dass er es ungerecht fand, dass die Reisevermittlerin auf seinen Wunsch nach einem Entgegenkommen von 50 oder 100 Euro bei der geleisteten Urlaubsanzahlung „in diesen schwierigen Zeiten“ nicht einging. Unter anderem fiel in Bezug auf das Schreiben mit Landtags-Briefkopf der Satz: „Mein Ziel war einfach zu dokumentieren, dass man nicht jemanden vor sich hat, dem man einfach irgendwas vorsetzen kann.“
Philipp Kaczmarek sagt, er erwarte als Juso jetzt „ein klares Handeln von unserer Mutterpartei und klare Konsequenzen von Rüdiger Weiß.“
Parteichef Oliver Kaczmarek: „Meine Einschätzung hat sich bestätigt“
Sein Namensvetter, der SPD-Unterbezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek (SPD), äußert sich zumindest öffentlich zurückhaltender. Schon am Donnerstag, als die Affäre bekannt geworden war, hatte er gesagt: „Rüdiger Weiß hat einen politischen Fehler begangen – und zwar einen großen.“ Und er müsse daraus Konsequenzen ziehen und sich vor den Gremien der Partei erklären.
Diesen Sitzungen, so Oliver Kaczmarek am Montag, wolle er nicht vorgreifen. Die Äußerungen von Weiß und das Bekanntwerden weiterer Details der Affäre bestätigten erstmal seine Einschätzung, dass es sich um einen großen politischen Fehler handelt und nicht um einen kleinen. Nach den SPD-Gremien in Bergkamen werde sich zeitnah auch der Unterbezirksvorstand mit der Sache befassen, kündigte Oliver Kaczmarek an.