Es klingt alles vernünftig, was Schulministerin Dorothee Feller am Mittwochvormittag in Düsseldorf gesagt hat: Sie könne verstehen, dass Schüler und Lehrer „echt sauer“ seien, erklärte Feller, denn sie sei es selbst. Und sie versprach muslimischen Schülern, dass sie ihr Zuckerfest feiern können und das Recht hätten, die eigentlich von Mittwoch auf Freitag verlegte Klausur an einem anderen Termin nachzuschreiben.
So weit, so gut also? Nein! Die Ministerin-Erklärung kann das Desaster nicht wieder gut machen, das das Schulministerium am Dienstag angerichtet hat – also an dem Tag, an dem es wirklich drauf angekommen wäre, für die Schüler und Lehrer da zu sein. Da aber glänzte das Ministerium mit Wegducken. Offizielle Informationen zur frühzeitig kolportierten Download-Panne waren für die Öffentlichkeit bis weit in den Abend nicht zu bekommen, obwohl Medienanfragen seit dem frühen Nachmittag vorlagen.
Was aber viel schlimmer ist, als Journalisten zu ignorieren: Die Beamten um Ministerin Feller ließen diejenigen gnadenlos im Stich, für die sie die Verantwortung tragen. Bis in den tiefen Abend hinein mussten Tausende Lehrer und Zehntausende Abiturienten darauf warten, was im Düsseldorfer Elfenbeinturm wohl entschieden wird. Erst gegen halb neun ließ man sich dazu herab, die E-Mail mit der Entscheidung zu verschicken, die Klausuren zu verschieben. Ein Skandal, der die Bedürfnisse der Abiturienten komplett ignorierte.
Es zeigt sich wieder einmal deutlich: Das NRW-Schulministerium ist unfähig, Krisen zu managen. Aus seinem realitätsfernen Verhalten in der Corona-Pandemie hat das Ministerium nichts, aber auch gar nichts gelernt. Damals wurden neue Regeln häufig am Vorabend des Inkrafttretens verkündet, ohne zu bedenken, dass die Schulen die neuen Vorschriften umsetzen und Eltern, Schülern und Lehrern mitteilen müssen.
Egal, wer an der Spitze steht
Das gleiche Spiel in Grün hatten wir gestern wieder. Anstatt die Reißleine schon beispielsweise um 18 Uhr zu ziehen, verkündete man erst, eine Entscheidung werde allerspätestens um 19.30 Uhr fallen – und riss diesen ohnehin späten Termin dann noch um mehr als eine Stunde.
Dass es seit der Corona-Pandemie einen Wechsel auf dem Ministerin-Sessel gegeben hat, sollte uns zusätzlich beunruhigen. In dieser Behörde ist es offenbar egal, wer an der Spitze steht. In Krisen versagt das Schulministerium. Deshalb sind Rücktrittsforderungen an die Ministerin allzu billig. Aber Dorothee Feller muss sich dringend Gedanken machen, mit welchem Personal sie sich in Düsseldorf umgibt.

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