„Die Schulen wurden fortlaufend über die Störung und auch über die Verschiebung informiert.“ Das schrieb das Bildungsministerium NRW am Dienstagabend (18.4.) in einer Pressemitteilung und via Twitter. Das muss bei manch einer Schule wie blanker Hohn angekommen sein.
Das Ernst-Barlach-Gymnasium in Castrop-Rauxel war ebenso wie das Adalbert-Stifter-Gymnasium und die Willy-Brandt-Gesamtschule betroffen. Die Abitur-Prüfungen am Mittwoch wurden spät abends auf Freitag verschoben. Am EBG nahmen zehn betroffene Lehrerinnen und Lehrer das lange Warten in der Schule auf den Download der Aufgaben mit Galgenhumor. Aber Schulleiter Dr. Friedrich Mayer ist doch entsetzt. Er schildert unserer Redaktion die Abläufe und kritisiert die Kommunikation des Ministeriums scharf.
Grund dafür ist eine massive technische Störung beim Download der Aufgaben. Bis zum Abend wurde an einer Lösung gearbeitet. Die Störung konnte jedoch leider nicht rechtzeitig behoben werden. Die Schulen wurden fortlaufend über die Störung & auch über die Verschiebung informiert.
— Bildungsland.NRW (@BildungslandNRW) April 18, 2023
Abitur NRW: „Nicht nachzuvollziehen“
„Die berechtigten Beschwerden und Fragen zahlreicher Schulleiter, Eltern und Schüler, warum es einer Behörde über achteinhalb Stunden nicht gelingt, einen Abi-Download, den es ja bereits seit Jahren gibt, ans Laufen zu bringen, sind ja nun hinlänglich bekannt“, antwortete Mayer am Mittwochmorgen auf eine Anfrage unserer Redaktion vom Vorabend. „Unabhängig davon ist jedoch nicht nachzuvollziehen, warum es Führungspersonen im Ministerium für Schule und Bildung und bei der Qualitäts- und Unterstützungs-Agentur, dem Landesinstitut für Schule an solch einem Tag noch nicht einmal schaffen, Kommunikationszusagen einzuhalten.“
Zum Beleg erklärt Mayer die Abläufe am Tag, an dem ab 12 Uhr der Download der Aufgaben für die Abitur-Klausuren bereitgestellt werden sollte. Sie führten dazu, dass neun Kolleginnen und Kollegen mit ihm bis zum Abend ausharren mussten.
- E-Mail um 15.31 Uhr: „Bis spätestens 17 Uhr erhalten Sie Informationen zum weiteren Verfahren“.
- E-Mail um 17.11 Uhr: „Ab ca. 17.30 Uhr sollte der Downloadserver wieder funktionieren“. Falls dem so sei, erhalte man „eine endgültige (!) Nachricht dazu bis 18 Uhr“.
- E-Mail um 18.57 Uhr: „Bis 19.30 Uhr wird eine letzte Möglichkeit zur Durchführung eines Downloads getestet.“ Bis dahin solle man sich „für den entsprechenden Arbeitsschritt bereithalten“. Sollte eine Problemlösung nicht gelingen, erhalte man „zu diesem Zeitpunkt eine Absagemail für den morgigen Prüfungstermin“.
- E-Mail um 20.32 Uhr: Die Abiturprüfungen für die NW-Fächer werden auf Freitag verschoben werden, da die Downloadprobleme nicht zu beheben sind.
Dreimal sind selbst verordnete Deadlines nicht eingehalten worden, zweimal um rund eine Stunde. „Die am EBG von dieser Situation betroffenen Lehrkräfte haben sich natürlich alle gefragt, wie man seitens der Behörde dermaßen wurstig mit der Zeit von vermutlich hunderten von Schulleitungen und Lehrkräften umgehen kann“, so Mayer.
Es sind möglicherweise noch mehr, denn allein knapp 1000 Gymnasien, Gesamtschulen und Waldorfschulen hängen jetzt nach den Osterferien an den Abiturprüfungen.
Du bist betroffen von der Verschiebung der Abitur-Prüfung und willst loswerden, was du darüber denkst? Schreib uns eine WhatsApp unter 02305/9230092 oder eine Mail an castrop@ruhrnachrichten.de.
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