Ab in die Kiste: Wozu Hochbeete alles gut sind

Garten-Trend

Der Trend geht zum Beet in der Kiste. Blumen und Pflanzen in Hochbeeten lassen Schnecken blass werden, sind rückenfreundlich und haben noch viele andere Vorteile. So überdecken sie zum Beispiel auch kahle Stellen und schaffen für Lieblingspflanzen das ideale Umfeld. Wir erklären, worauf man beim Beet in der Kiste achten muss und geben Tipps zur Anlage.

DORTMUND

, 03.06.2017, 06:23 Uhr / Lesedauer: 4 min
In Kisten sehen nicht nur Zierpflanzen gut aus, sondern auch Kräuter, Obst und Gemüse.

In Kisten sehen nicht nur Zierpflanzen gut aus, sondern auch Kräuter, Obst und Gemüse.

Es ist die elegante Variante der Gartenarbeit: Blumen und Pflanzen in der Kiste. Auf Wunsch auch bequem in Arbeitshöhe. Bei Hochbeeten haben die Schnecken weite und der Rücken angenehm kurze Wege. Und schön sehen sie außerdem noch aus. Wohl aus diesen Gründen wachsen die Beete in Kistenform in vielen Gärten mittlerweile in die Höhe.

Der Boden ist so verdichtet und lehmhaltig, dass eigentlich ein Bohrer ein Loch in den Boden fräsen müsste, um Lupine, Rittersporn und Eisenhut ein kleines Plätzchen in ihrem neuen Zuhause zu verschaffen. Sollte der Topfumfang gar etwas größer geraten sein, wird Gartenarbeit ganz schnell zur Schwerstarbeit.

Blumen in Hochbeeten ist es dagegen reichlich egal, ob die Erde im Boden zu nass, zu trocken oder wenige Nährstoffe hat. Sie thront in ihrem optimal auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Kasten. Und weil wir im Vorbeigehen, ganz ohne Bücken, das Unkraut zupfen können, hat es wenig Chance auf Vermehrung. Alle Blumen, alles Obst und Gemüse ist den Händen, der Nase und den Augen näher.

Kahle Stellen können überdeckt werden

„Außerdem lassen die Pflanzen in den Beeten das dahinter liegende kahle Mauerwerk schnell verschwinden“, erklärt Heidi Lorey. „Und da, wo Gartengelände terrassiert werden soll, können Hochbeete eine gute Alternative für Trockenmauern sein und das Gelände kann optimal genutzt werden.“ Gemeinsam mit Victoria Wegner gibt die promovierte Gartenbauingenieurin in ihrem Buch „Gartengestaltung mit Hochbeet“ eine Anleitung, wie die Blumen schnell in die Höhe wachsen können.

So können die Beete auf Stelzen ganz unabhängig von den Bodenverhältnissen dem Garten Struktur geben. Haben die neuen Behausungen der Blumen eine ovale Form, eignen sie sich beispielsweise prima, um verschiedene Gartenbereiche miteinander zu verbinden. Und wenn der Nachbar mehr Einblicke bekommt, als einem lieb ist, helfen die Hochbeete, um einen schönen Sichtschutz in kurzer Zeit hinzubekommen.

Als Material für die Ummantelung kann alles mögliche herhalten. Stein, Beton, Gittergestelle mit Steinfüllung, Metall, Stahl, Kunststoff und natürlich Holz. Gerade dieses Material eignet sich bestens dafür, wenn der Gärtner die Kästen in Eigenregie bauen möchte. Außerdem sind viele Elemente im Garten aus Holz, damit wirkt das Erscheinungsbild stimmig und harmonisch.

Erst die Pflanzen, dann das Beet

Steht die äußere Form, kann es ans Innenleben gehen. Anders als im Garten kann sich bei Hochbeeten der Gärtner erst die Pflanzen aussuchen und ihnen dann die richtigen Bedingungen schaffen. „Für Hochbeete mit südländischen Kräutern wählt man eine magere, durchlässige Erde, für Hortensien eine eher saure, humose und für Gemüsebeete eine nährstoffreiche Erde“, erklärt die Gartenbauingenieurin.

Aber bis die Erde rein darf, muss erst der Untergrund geschaffen werden – und zwar Schicht für Schicht. Wenn die Blumenbehausung aus Holz besteht, sollte es mit einer Noppenbahn oder einer Folie an der Innenseite vor der Erde geschützt werden. Sonst gammelt das Material ziemlich schnell. Ganz nach unten in den Kasten kommt eine Dränageschicht von 20 bis 30 Zentimetern aus groben Ästen und Schnittgut. Die nächste Schicht ist ebenfalls 20 bis 30 Zentimeter hoch und besteht aus Laub und Grasschnitt. Mit der nächsten Fuhre nähern sich die Gärtner der Oberschicht an: Grober Kompost ist jetzt an der Reihe. On top kommt die Erde – allerdings sollte sie ein bisschen feinen Kompost untergemischt bekommen.

Die Vorbereitungen sind getroffen. Jetzt geht es an die Optik: Wer sich für Gärtnern in der Kiste entscheidet, muss sich nicht von der Vorstellung verabschieden, dass in seinem Garten Bäume wachsen. Denn trotz des vorgegebenen Rahmens gibt es eine Auswahl an kleinen Bäumen und Sträuchern, die wie gemacht sind für die Hochland-Haltung. „Für die Auswahl eines Gehölz sollte man sich Zeit nehmen. Es prägt für viele Jahre den Gartenstil“, sagt Heidi Lorey. „Der ausgewählte Strauch sollte das ganze Jahr über ein Hingucker sein und seine Reize nicht nur durch eine kurze Blütezeit ausspielen.“

Kupferfarbene Blätter im Frühling

Die Felsenbirne würde etwa diesen Anforderungen gerecht werden. Wenn sie im Frühjahr ihre Blätter nach draußen schickt, sind sie kupferfarben. Im Mai bringt ihre Blüte Weiß ins Beet. Im Sommer reifen ihre schwarzroten Früchte und im Herbst verabschieden sich die Blätter mit einem orangeroten Farbspektakel. Selbst im Winter bildet ihr feines Astgerüst noch eine interessante Kulisse.

Der obere Teil der Pflanze mit seinen Blüten und Blättern ist maßgeblich dafür entscheidend, ob wir sie mit nach Hause nehmen möchten. Allerdings ist bei der Wahl auch nicht ganz unerheblich, was unterhalb der Erdoberfläche passiert. „Sträucher, die flach wurzeln und ein dichtes Wurzelgeflecht ausbilden, sind nur schwer mit Stauden zu unterpflanzen“, gibt Heidi Lorey zu bedenken.

Immergrünen Gehölzen wie Buchsbaum oder Eibe würde die Autorin bei Atrium- und Innenhofgärten immer den Vortritt lassen. In unseren Breiten tragen die Bäume fast sechs Monate keine Blätter. Da kann der Blick nach draußen ganz schön trist werden.

Essen aus eigenem Garten

Die Hochbeete können aber nicht nur den Rahmen für die Schönen unter den Pflanzen geben, sondern auch für die nützlichen. In den Kisten lässt sich wunderbar ein Gemüse- und Obstgarten anbauen. Denn immer mehr hegen den Wunsch, das Essen aus ihrem eigenen Garten zu ernten. Wer diese Art der Selbstversorgung kultivieren möchte, kann sich an Dorothea Baumjohann halten. Sie hat in „Kisten-Gärtner“ alles zusammengetragen, was man wissen muss.

Das mobile Gärtnern hat viele Vorteile. Einer davon ist die gute Quote bei der Ernte: „Die spezielle Füllung aus geschichteten organischen Materialen wird von Bodenlebewesen zersetzt. Dadurch entstehen Wärme und Nährstoffe, die den Pflanzen kontinuierlich zur Verfügung stehen“, erklärt Dorothea Baumjohann. „Das Gemüse ist somit immer gut versorgt und bringt mehr Ertrag, als in einem gleich großen Beet.“

Auch Hochbeete für die eigene kleine Landwirtschaft lassen sich nach genauer Anleitung selbst zimmern – die handwerklich Unversierten können es sich aber auch einfach machen und Bäckerkisten verwenden. Wenn die Kisten – die im Fachjargon „Eurobehälter, durchbrochen“ heißen – dann auch noch verschieden hoch gestapelt und die bunten Varianten verwendet werden, bringt das zudem etwas Spannung in die Gestaltung. Aber auch Pflanztaschen eignen sich für den portablen Gemüsegarten. Manche Exemplare haben an den Seiten Schlaufen, die Stöcken Halt bieten. Das ist beispielsweise ein perfekter Ort, um Tomaten zu züchten. Und wie es der Zufall will, wäre jetzt gerade noch ein guter Zeitpunkt, Tomatenpflanzen in die Erde zu bringen. Auch Snackpaprika und Fenchel ließen sich gut einerden.