99 Prominente warnen vor Kürzungen „Das Grimme-Institut ist einzigartig in Deutschland“

99 Prominente warnen vor Kürzungen: „Grimme-Institut ist einzigartig“
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Die Geldnot des Grimme-Instituts - 2024 droht ein Finanzloch von 430.000 Euro - hat prominente Fernseh-Persönlichkeiten mobilisiert. Schauspielerinnen und Moderatoren wie Hannes Jaenicke, Maren Kroymann, Carolin Kebekus, Anke Engelke, Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, Charly Hübner und Veronica Ferres warnen die Gesellschafter des Grimme-Instituts vor Kürzungen. Unter ihnen sind viele Grimme-Preisträger - und fast alle, die Rang und Namen haben im deutschen Fernsehen.

In einem offenen Brief an die Gesellschafter des Grimme-Instituts schreiben sie: „Das Grimme-Institut ist einzigartig in Deutschland und eine pluralistische Medienlandschaft ohne es schlicht undenkbar.“ Solidarisch zeigen sich auch die mit dem Oscar prämierte deutsche Filmregisseurin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“), der Schauspieler Bjarne Mädel („Der Tatortreiniger“) und Axel Milberg, bekannt als „Tatort“-Kommissar Borowski.

Flagge zeigen

Dass der Film- und Fernsehregisseur Dominik Graf (71) Flagge fürs Grimme-Institut zeigt, war schon fast zu erwarten: Zehnmal gewann er den Grimme-Preis - so häufig wie niemand sonst.

„Mit größter Sorge haben wir von der wirtschaftlichen Situation des Grimme-Instituts und den von Ihnen geplanten Personalkürzungen erfahren“, schreiben die 99 Film- und Fernsehgrößen an die Gesellschafter. Und weiter: „Insbesondere der Grimme-Preis als renommiertester unabhängiger Medienpreis hat eine enorme Bedeutung für die gesamte Medienbranche. (...) Er gibt dem Publikum seit über 50 Jahren wertvolle Orientierungshilfe. Diese traditionsreiche Medieninstanz muss geschützt werden.“ Deshalb appellieren die Prominenten an die Gesellschafter, für eine angemessene finanzielle Ausstattung des Marler Medieninstituts und seiner Preise zu sorgen.

Land und Stadt tragen die Finanzlast

Trifft dieser Appell auf offene Ohren? Am Mittwoch tagten die Gesellschafter und der Aufsichtsrat des Grimme-Instituts, um Lösungen zu finden. Doch bis zum Nachmittag wurden keine Entscheidungen bekannt. Möglicherweise fallen sie erst Mitte Dezember bei einer weiteren Sitzung.

Hauptgesellschafter ist der Deutsche Volkshochschulverband, der 40 Prozent der Anteile hält. Die anderen sechs Gesellschafter - das Land NRW, der WDR, das ZDF, die Landesmedienanstalt sowie die Medienstiftung NRW und die Stadt Marl - verfügen alle über jeweils 10 Prozent. Bei der Finanzierung des Grimme-Instituts sieht die Sache schon anders aus: Das Land NRW trägt 80 Prozent des Etats von gut drei Millionen Euro. Von der Stadt Marl erhält das Institut 165.000 Euro im Jahr. Das übrige Geld muss das Grimme-Institut über Medienbildungs- und Forschungsprojekte erwirtschaften, was immer schwieriger wird.

Direktorin Dr. Frauke Gerlach beim Festakt zum Jubiläum des Grimme-Instituts im Interview mit Moderator Jo Schück. Hier wusste sie schon von den drohenden betriebsbedingten Kündigungen. Die Anspannung ist ihr anzusehen.
Direktorin Dr. Frauke Gerlach beim Festakt zum Jubiläum des Grimme-Instituts im Interview mit Moderator Jo Schück. Hier wusste sie schon von den drohenden betriebsbedingten Kündigungen. Die Anspannung ist ihr anzusehen. © Georg Jorczyk / Grimme-Institut

Nach unseren Informationen sind sieben der aktuell 21 Vollzeitstellen gefährdet, vor allem in den Medienbildungs- und Forschungsprojekten. Niemand im Institut wollte unsere Anfragen dazu beantworten, nicht einmal die Direktorin Dr. Frauke Gerlach. Der Frankfurter Allgemeine zufolge soll sie der Belegschaft mitgeteilt haben, nicht für eine dritte Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Eine Bestätigung erhielt weder unsere Zeitung noch die FAZ.

Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, ist im Grimme-Institut groß. Nicht einmal die Freude über die Solidarität der Fernsehstars wagte jemand öffentlich zu zeigen. Eines steht immerhin fest: Am Grimme-Preis wird auch 2024 nicht gerüttelt. Das Land finanziert ihn wieder, zahlt aber nicht mehr als bisher (rund eine halbe Million Euro).

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