125 Ruhr-Kilometer: Essener paddelt für Kinderklinik
Spendenaktion
Ein Mann, sein Paddel und ein irrer Plan: Der Essener Jörn Schulz will innerhalb von 24 Stunden 125 Kilometer auf einem Stand-Up-Board die Ruhr entlang paddeln. Mit jedem zurückgelegten Kilometer will der 34-Jährige Geld für eine Kinderklinik sammeln. Wie weit er bei seinem Vorhaben kommt, entscheidet nicht nur die Muskelkraft, sondern auch sein größter Gegner.
"Der Wind wird mein größter Widersacher sein", sagt Jörn Schulz vorausblickend. Wenn der Sport- und Spanischlehrer aus Essen am 15. Juli zwischen 3 und 4 Uhr in der Frühe per Stand-up Paddling (kurz: SUP) am Bootshaus des Kanu-Club Wickede/Ruhr in die Ruhr sticht, hofft er auf eine lediglich sanfte Brise. "Gerade auf den vier Ruhrstauseen, die ich bewältigen muss, würde es bei starkem Gegenwind schwer für mich. Stehend auf dem Brett ist mein Körper ja wie ein Segel."
Bei guten Bedingungen geht es für Jörn Schulz mit sieben bis acht Stundenkilometern von Wickede (Ruhr) Richtung Westen: vorbei an Schwerte, über den Hengstey- und Harkortsee bei Herdecke, den Kemnader See südlich von Bochum, den Essener Baldeneysee, über Mülheim an der Ruhr bis nach Duisburg Ruhrort. Dorthin, wo die Ruhr in den Rhein mündet. Für jeden geschafften Kilometer können Unterstützer der Aktion einen selbst gewählten Betrag spenden.
Wassersportlicher Kraftakt
24 Stauwehre gilt es, bis zum Ziel zu umlaufen – mit einem Vier-Meter-Board und einem Paddel unter dem Arm. "Ich glaube, ich werde froh sein, wenn ich nach dem langen Stehen zwischendurch mal ein paar Schritte laufen kann", sagt Jörn Schulz, der den wassersportlichen Kraftakt mit Humor nimmt. Immer wieder wird er entlang der Strecke auf seinen Freund treffen, der ihm mit dem Auto folgt und Verpflegung bereithält.
"Ich wollte was Verrücktes", sagt Jörn Schulz, der neben seinem Lehrerberuf noch als Personal Trainer arbeitet und immer auf der Suche nach einer sportlichen Herausforderung ist. Aber auch der Wunsch, ein eigenes soziales Projekt auf die Beine zu stellen, ließ den zweifachen Familienvater nicht los. "Ich habe damals nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr in Chile verbracht und dort gesehen, wie schnell und uneigennützig die Menschen sich zusammentun, anpacken und einander helfen."
Nicht nur liken, teilen oder kommentieren
Dieser Aktionismus habe ihn als jungen Mann nachhaltig beeindruckt, sodass er nun – als glücklicher Vater zweier gesunder Mädchen – nicht mehr nur soziale Vorhaben anderer liken, teilen oder kommentieren, sondern selbst aktiv werden will. "Ich möchte anderen Menschen helfen, die nicht so viel Glück im Leben hatten wie ich", sagt Jörn Schulz.
Das Geld, das seine Spendenaktion „BeStrongForKids“ einbringt, geht an die Stiftung Universitätsmedizin Essen, die den Neubau einer Kinderklinik in Essen unterstützt. "Wir sind Herrn Schulz sehr dankbar für seinen großen Einsatz und die Aufmerksamkeit, die unserer Stiftung durch seine Aktion zugute kommt. Das ist schon ein irrer Typ!", freut sich Jorit Ness, Geschäftsführer der Stiftung. Ness erklärt, dass mit den Spenden in der neuen Klinik ein für die keinen Patienten kindgerechtes und familienfreundliches Umfeld geschaffen werden soll.
Organisationstalent war gefragt
Einen fünfstelligen Betrag an die Stiftung übergeben zu können – das ist Jörn Schulz' Wunsch. Dafür, dass die Aktion ein Erfolg wird, trainiert er seit Oktober 2016 hart. Dreimal wöchentlich paddeln, dazu Krafttraining und laufen – insgesamt sind so in den vergangenen Monaten über 1.400 Trainingskilometer zusammengekommen. "Da war mein Organisationstalent gefragt", berichtet Jörn Schulz, der oft die Schlafphasen der dreijährigen Tochter zum Trainieren nutzte. "Meine Frau war zu der Zeit noch schwanger, da hatte ich schon manchmal ein schlechtes Gewissen." Seit wenigen Tagen ist auch Nachwuchs Nummer zwei auf der Welt und die ganze Familie ist stolz auf den Papa.
"Ich hoffe sehr, der Aufwand loht sich", sagt Jörn Schulz und blickt mit Vorfreude, aber auch mit Respekt auf den 15. Juli. Hitze oder Regen werden ihn nicht aufhalten können, kündigt er an: "Mein Sportlerherz sagt, ich schaffe das!" Es ist ein großen Abenteuer, das da auf ihn wartet, aber er freut sich auch schon auf die Zeit danach. Zur Erholung steht dann Windeln wechseln auf dem Programm. Dann weht ein anderer Wind.
Auf zwei Wegen kann man die Aktion unterstützen: Möglich ist entweder eine Direktüberweisung über die Projekt-Homepage oder die Zusage, für jeden gefahrenen Kilometer einen bestimmten Betrag zu spenden – ähnlich wie bei einem Sponsorenlauf.