Wenn das sechsjährige Mädchen auf dem Wasserbett liegt und mit ihrer geliebten Knisterfolie spielt, dann wird sie aktiv und lacht viel. Beim Gedanken an solche Momente kommen Manuela Wiemers unweigerlich die Tränen. „Wenn ich sehe, dass das Kind Freude hat, dann berührt mich das sehr. Diese Momente sind der Grund, warum ich das mache“, erzählt sie. „Man bekommt so viel zurück.“
Wiemers arbeitet ehrenamtlich für den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Kreis Unna. Am 10. Februar, dem Tag der Kinderhospizarbeit, möchte sich der Dienst – der größte im Deutschen Kinderhospizverein – mit den Familien solidarisieren und auf die Arbeit aufmerksam machen. Grüne Bänder erinnern an diesem Freitag in Unna an den bedeutsamen Tag.
Was die Arbeit ausmacht, können Begleiter wie Manuela Wiemers und Sabine Robakoswki erzählen. Beide haben 2020 einen gemeinsamen Kurs beim Hospizdienst gemacht und treffen wöchentlich ein Kind, das sie persönlich begleiten.
Manuela Wiemers hat ihre Mutter auf ihrem letzten Weg begleitet und ist so mit der Hospizarbeit in Berührung gekommen. Bei dem Besuch in einem Hospiz hat sie die herzliche Atmosphäre begeistert. „Es wurde viel gelacht, alle waren freundlich. Der Umgang miteinander war respektvoll und voller Wertschätzung. Ich wollte ein Teil davon sein.“

„Es hat gedauert, sich aufeinander einzustellen“
Die Erzieherin wollte mit Kindern zusammenarbeiten und entschied sich für die Arbeit beim Unnaer Kinderhospizdienst. „Ich wusste nicht, ob ich das schaffen werde. Aber sonst hätte ich die Arbeit anders unterstützt. Zum Beispiel im Büro“, erklärt sie. Doch seit Anfang Oktober 2021 begleitet sie nun schon „ihr“ Mädchen und geht in der Aufgabe auf. Auch, wenn es nicht nur gute Tage mit der Schwerkrankten gibt, die sich nicht mehr verständigen kann.
Ganz ähnlich ist die Geschichte von Sabine Robakowski. Mit dem Eintritt in die Rente wollte die gelernte Kinderkrankenschwester, die zuletzt als Pflegedienstleiterin tätig war, eine neue Aufgabe annehmen. Auch sie hegte anfangs Zweifel.
Dass der junge Mann, den sie begleitet, weder sehen, sprechen noch hören kann, machte ihr den Anfang nicht gerade leicht. „Es war schwer für mich zu lesen, was er möchte“, sagt sie über die ersten Treffen. Sie erinnert sich noch gut daran, wie sie sich und dem Jugendlichen eine Kugel Eis gekauft hat und ihm die Kugel vorsichtig an die Lippen setzte. „Das hat ihm gar nicht gefallen“, erzählt Sabine Robakowski.
„Es hat gedauert, sich aufeinander einzustellen.“ Doch sie hat trotz mancher schwerer Tage nicht aufgegeben und weiter Zeit mit dem Jugendlichen verbracht. „Den Park findet er toll“, weiß sie heute. „Und die Stellen, an denen die Gehwege von den Baumwurzeln hochgedrückt wurden.“
So schwer der Anfang auch war, freut sich Robakowski nun jedes Mal auf die Zeit mit ihm. Genau wie er: „Bei einer Handmassage hat er irgendwann meine Hand festgehalten. In diesem Moment wusste ich, er wartet auf mich.“
Ehrenamtliche sind füreinander da
Eine Unsicherheit, wie sie die beiden zunächst verspürt haben, sei am Anfang ganz normal, erklärt Andrea Welsch, Koordinationsfachkraft im Hospizdienst. Deshalb nehmen alle Ehrenamtlichen im Vorfeld an einem Kurs für Begleitungen teil. Außerdem treffen sie sich jeden Monat, um sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Die Treffen und die Atmosphäre im Team seien sehr wertvoll, berichten Sabine Robakowski und Manuela Wiemers.
Füreinander da sein, Dankbarkeit und Wertschätzung erfahren – das macht die Kinderhospizarbeit aus – und es macht sie besonders. Dass sich für die Menschen so viel Zeit genommen wird, gefällt Robakowski sehr. Zwei Stunden für den Jungen da zu sein, die Dankbarkeit zurückzubekommen und zu genießen – das hat Robakowski in der Pflege lange nicht erlebt. Die Ehrenamtlichen genießen diese Dankbarkeit und nehmen aus der Arbeit auch etwas für das eigene Leben mit. „Man wird geerdet, die eigenen Probleme erscheinen nichtig.“
Der Kinder- und Jugendhospizdienst in Unna freut sich über ehrenamtliche Helfer. Wer Interesse an der Arbeit hat, kann jederzeit Kontakt aufnehmen. Möglichkeiten für ein Kennenlernen sind außerdem der Tag der offenen Tür am 13. Mai und die Ehrenamtsbörse der Stadt Unna am 25. März.
Der Dienst kann auch anders unterstützt werden: An den Wertstoffhöfen werden zum Beispiel Kronkorken gesammelt. Weitere Infos unter unna@deutscher-kinderhospizverein.de und Tel. (02303) 942490.
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