Das Internationale Frauen Film Fest Dortmund/Köln (IFFF) zeigt Stärke Frauen können kämpfen

Von Kai-Uwe Brinkmann
Das Internationale Frauen Film Fest Dortmund/Köln (IFFF) zeigt Stärke
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Dass ein Frauen-Filmfestival Arbeiten präsentiert, die über Welt und Frau nachdenken, liegt auf der Hand und ist gute Tradition beim IFFF. Im Programm des Internationalen Frauen Film Festes 2023 (18.-24. 4.) finden sich diverse Werke über Kämpferinnen, die gegen alle Widerstände ihr Leben in die Hand nehmen und nicht erdulden, was Traditionen ihnen vorschreiben wollen.

Gleich der Eröffnungsfilm (18.4., 19 Uhr, Cinestar) porträtiert eine aufmüpfige Vorkämpferin für die Sache der Frauen: „Angry Annie“ (Regie: Blandine Lenoir) spielt 1974 und erzählt wie Annie (Laure Calamy) sich und andere mobilisiert.

Keinerlei Hilfe vom Staat

Aus Betroffenheit – Annie ist schwanger und möchte abtreiben – macht sie die Erfahrung, dass der Staat Frauen im Stich lässt. Es gibt kein Angebot zum sicheren Abort, kaum Aufklärung zur Verhütung.

Nur ein Kreis von Aktivisten hält Kontakt zu hilfsbereiten Medizinern, was illegal ist. Annie schließt sich ihnen an und findet im Engagement ihre Bestimmung. Mitunter knipst der Film für Annie didaktisch den Glorienschein an. Er ist aber Zeugnis einer Ära, die man getrost emanzipatorische Steinzeit nennen darf, wenigstens in der französischen Provinz.

„Before Now And Then“
„Before Now And Then“ aus Indonesien © Fourcolors

Zukunft der Filmproduktion

In Specials und Sonderprogrammen blicke man auf die feministische Kinohistorie und auf Gegenwart und Zukunft der Filmproduktion von Frauen, so Festivalleiterin Max Zoller. Herz des Festivals ist der Internationale Spielfilmwettbewerb, der den Blick weitet über Europa hinaus.

Aus Indonesien kommt Kamila Andinis „Before Now And Then“ (21.4., 18 Uhr, Schauburg), ein Melodram über eine Frau im goldenen Käfig. Nana ist unglücklich mit einem Älteren verheiratet, lebt im Luxus, hofft auf einen Befreiungsschlag. Als Drama wattiert und getragen, als Sittenbild der 1960er-Jahre interessanter.

Alltag auf dem Lande

In Mexiko spielt Claudia Sainte-Luces „The Realm Of God“ (22.4., 18 Uhr, Schauburg), der durch die Augen des kleinen Neimar den Alltag auf dem Lande einfängt.

Es hat eine semi-dokumentarische Anmutung, wie der Junge Kühe hütet, mit den Alten zum Pferderennen fährt, im Kommunionsunterricht hockt, mit der Schwester TikTok-Videos dreht. So fühlt Leben sich an, wenn man Steppke und mexikanisches Landei ist.

Maria Furtwängler
Maria Furtwängler (Foto), Helke Sander und Sara Fazilat sind Jurorinnen des Spielfilm-Wettbewerbs. © IFFF 2023

Pure Realität abgebildet

Simone (stark: Sol Miranda) lebt in Brasilien, wo sie Jura-Seminare besucht, um Strafverteidigerin zu werden. In ihrer Freizeit macht sie Webcam-Pornos für zahlende Kunden, die Extremes von ihr sehen wollen. „Rule 34“ (19.4., 20 Uhr, Schauburg) heißt der Film von Julia Murat, der das gewagte Doppelleben einer smarten Exzentrikerin beleuchtet.

Rose, die Heldin in „Mother and Son“ (20.4., 18 Uhr, Schauburg) will nichts Extremes, bloß Normalität für sich und ihre Söhne, mit denen sie aus Afrika nach Paris kam. Lénor Serraille folgt ihnen über Jahrzehnte, ihr Film bildet Realität pur ab: Arbeit, Schule, Wohnen für Zugewanderte. Starker Film mit der starken Annabelle Lengronne als Rose.

Ödipus-Sage

Angela Schanelecs Wirklichkeit ist die einer träumerischen Vision, der sie filmisch lange schon nachspürt. „Music“ (23.4., 13.45 Uhr, Schauburg) mag vage an die Ödipus-Sage anknüpfen, letztlich ist es Kunst an der Schwelle zur Künstlichkeit. Meditativ, verrätselt und selbstverliebt.

Maria Furtwängler (Foto), Helke Sander und Sara Fazilat sind Jurorinnen des Spielfilm-Wettbewerbs. Im Kino Sweetsixteen (23.4., 14 Uhr) sprechen sie über „Hürdenläuferinnen“, 50 Jahre feministische Filmarbeit.

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