Richard Zastrow (l.) und Danijel Planinic mit den Fahrradanhängern für ihre Kinder. Das Archivbild wollten die beiden eigentlich jetzt noch mal nachstellen, doch das Wetter spielte nicht mit. © Beate Rottgardt

Junge Familien

Zwei Lüner Väter in Elternzeit: Beziehung zu Kindern ist intensiver

Immer mehr Männer gehen in Elternzeit. So wie Richard Zastrow und Danijel Planinic aus Wethmar. Sie sind schon erfahrene Väter in Elternzeit und würden es jederzeit wieder so machen.

Wethmar

, 07.12.2020 / Lesedauer: 4 min

In Wethmar kennen Richard Zastrow und Danijel Planinic in der direkten Nachbarschaft noch fünf weitere Väter, die in diesem Jahr Elternzeit genommen haben, um sich intensiv um ihre Kinder zu kümmern. Für Zastrow, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lünen, war klar, dass er auch bei seinem dritten Kind wieder zwei Mal Elternzeit nehmen würde.

So wie bei seinem Sohn (6) und seiner Tochter (3) auch schon. „Als die Kinder geboren wurden, habe ich einen Monat genommen und dann ein Jahr später wieder einen Monat“, erzählt der 37-Jährige.

Unterstützung durch Kollegen

Sein gleichaltriger Nachbar hat nach den guten Erfahrungen bei seinem ersten Sohn (3) auch beim zweiten Sohn eine längere Elternzeit genommen, ist noch mittendrin. „Ich hab im Juni angefangen. Die ersten zwei Monate hatte auch meine Frau Elternzeit und jetzt bin ich noch bis Januar zuhause, wenn der Kleine ein Jahr wird“, sagt er.

Planinic arbeitet beim Autohaus Schmidt. Dort hatte man es sich „das schon gedacht, weil wir so gute Erfahrungen beim ersten Mal gemacht haben.“ Er freut sich, dass die Geschäftsführung ihn in seiner Entscheidung unterstützt hat.

Unterstützt wurde auch Zastrow durch seine Kollegen in der Gemeinde. Beim ersten Sohn hatte er die erste Elternzeit in seiner früheren Gemeinde in Dülmen genommen, dann die zweite und die Elternzeiten für die Tochter und den Jüngsten in Lünen. „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Kollegen das mitgetragen haben. Deshalb bin ich dankbar“

Corona hat für beide Familien auch die Elternzeit verändert. „Wir haben vieles kennengelernt, was wir sonst vielleicht nicht gemacht hätten“, sagt Zastrow. Im Sommer ein Kurzurlaub in Winterberg und Ausflüge in die direkte Umgebung - „unter diesen Bedingungen muss man einfallsreich sein.“ Auch Planinic war im Sommer mit Frau und Kindern viel unterwegs, sogar in Kroatien, obwohl es bei den Buchungen der Flüge viel Durcheinander gab.

Weil die Eltern die Tochter während Corona eine Zeitlang aus der Kita genommen hatten, erlebte Zastrow in seiner Elternzeit im August eine zweite Eingewöhnung mit. Und er war da, als sein Sohn in die Schule kam: „Da war es gut, dass ich in Elternzeit war, denn das war schon eine starke Veränderung, ein starker Einschnitt für unseren Ältesten. Und ich konnte es mit erleben und da sein“

Kinder empfinden Corona-Maßnahmen als normal

Beide haben die Erfahrung bei ihren älteren Kindern gemacht, dass diese Corona und die damit verbundenen Einschränkungen als normal empfinden. „Kinder arrangieren sich damit besser als Erwachsene“, meint Planinic. Maske tragen und Hände gründlich waschen sei für die Kids selbstverständlich. Zastrow: „Wenn unser Jüngster Seife oder Desinfektionsmittel sieht, dann reibt er sich immer die Hände.“

Den Kindern allerdings schwer zu vermitteln sei, dass sie nicht mit ihren Freunden spielen dürfen, wenn in deren Familie jemand Erkältungssymptome hat. Zastrow: „Das ist das Schwerste, dass wir uns dann in der Nachbarschaft aus dem Weg gehen müssen.“ Normalerweise spielen nämlich die Kinder miteinander, wenn sie draußen sind.

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Vater nahm ein ganzes Jahr Elternzeit

Auch wenn die beiden Väter von vielen Männern hören, dass es mehr Väter werden, die sich für eine Elternzeit unterscheiden, selbstverständlich wie beispielsweise in Schweden, ist das in Deutschland noch lange nicht. „Es gibt auch Väter, die beruflich Nachteile befürchten und dann nicht in Elternzeit gehen“, weiß Zastrow. So habe ein Bekannter seit eineinhalb Jahren an einem Projekt in seiner Firma gearbeitet und konnte sich nicht vorstellen, in Elternzeit zu gehen, weil dann die ganze Arbeit verloren gewesen wäre.

Planinic und Zastrow sehen dagegen die Vorteile ganz klar auf Seiten der Elternzeit für Väter. „Auch die Beziehung zu unseren beiden Älteren hat sich weiter intensiviert. Und direkt nach der Geburt war der Monat sinnvoll, weil da alles durcheinander gewirbelt wird“, sagt Zastrow. Wichtig sei es auch für die Mütter, denn so bekommen die Väter einen echten Einblick in deren Alltag und erfahren sozusagen am eigenen Leib wie anstrengend es sein kann, allen Kindern gerecht zu werden. Das fördere das Einfühlungsvermögen und den Respekt vor den Leistungen der Mütter.

Mit jedem Kind wird alles anders

Für Planinic war es beim zweiten Sohn leichter, weil er zwei Monate gemeinsam mit seiner Frau zuhause war. „Beim ersten Kind war es nur eine Woche Überschneidung.“ Mit jedem Kind mehr, so der dreifache Vater Zastrow, ist alles wieder ganz neu und ganz anders. Er kennt es aus der eigenen Kindheit gar nicht anders, als dass Kinder relativ früh in die Betreuung gehen, denn er stammt aus Potsdam und in der früheren DDR war es ganz normal, dass alle Mütter schnell wieder arbeiten gingen. Deshalb sei es gut, dass man sich heute Zeit für seine Kinder nehmen darf.

In Lünen würden sich beide Väter wünschen, dass es mehr Kindertagesplätze gebe und dass auch bei den Grundschulen auf die steigende Zahl an Kindern reagiert wird, damit es eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf geben kann. Auch flexiblere Öffnungszeiten der Kitas wären wichtig für berufstätige Eltern, sagt Planinic.

Die Entscheidung, als Vater Elternzeit zu nehmen, war für Zastrow und Planinic genau die richtige. Zastrow: „Es war immer ein Monat wertvolle Zeit, dank der ich meinen Kindern näher gekommen bin. Diese Zeit kann man nicht kaufen oder nachholen. Familienzeit ist wichtiger als beruflicher Erfolg oder Geld.“

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