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Zukunftsheizung Wärmepumpe? Lüner Unternehmer zeigt Vor- und Nachteile
Service: Energiewende
Wärmepumpen arbeiten zum Heizen mit regenerativer Energie. Sind sie deshalb die Heizungen der Zukunft? Der Lüner Sanitär- und Heizungs-Unternehmer Christian Degner ordnet ein.
Am 2. Februar hat das Bundeskabinett einen Heizkostenzuschuss für Studierende und Auszubildende beschlossen. Ausdruck dafür, dass die Preise für Energie auf dem Weltmarkt und dementsprechend auch die Heizkosten extrem gestiegen sind. Vor allem Heizungen, die mit Erdgas oder -öl funktionieren, fallen finanziell ins Gewicht.
Eine Lösung dafür könnte die Wärmepumpe als neue Art der Heizung sein. Denn sie bezieht ihre Wärme nicht aus Brennstoffen, sondern sie entzieht ihrer Umwelt die nötige Wärmeenergie: Der Luft, dem Grundwasser oder dem Erdreich. Mittels Kältemittel, einem Kompressor und ein wenig Strom kann dann geheizt werden.
Eine der Koalitionsvereinbarungen der Ampel-Regierung ist, ab 2025 nur noch Heizungen zu verbauen, die zu 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Die Wärmepumpe kann das. Außerdem wird eine Anschaffung von bis zu 40 Prozent von der Regierung bezuschusst, wenn ein Gaskessel ersetzt wird. Bei einem Ölkessel sind es sogar bis zu 50 Prozent.
Hat eine solche Wärmepumpe also lediglich Vorteile und bietet die Lösung für alle Energie-Probleme? Christian Degner, Geschäftsführer der Lüner Firma Kastner Haustechnik, ordnet ein. In Lünen, sagt er, gebe es aufgrund der hohen Energiepreise eine wesentlich höhere Nachfrage als sonst. Im Neubaubereich stünden sie an erster Stelle. Trotzdem empfiehlt er sie nicht uneingeschränkt.
Welche Vorteile hat eine Wärmepumpe gegenüber Öl- oder Gasheizungen?
„Die Wärmepumpe ist der einzige Wärmeerzeuger, der mehr Energie erzeugen kann, als reingesteckt wird. Ein Viertel Energie, also Strom, bringt 100 Prozent Wärme. Bei einer Ölheizung ist das Verhältnis zum Beispiel eins zu eins.
Außerdem gibt es nur eine geringe CO2-Emission. Die entsteht, weil der gelieferte Strom nicht zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen stammt. Die Wärmepumpe selbst verursacht aber keine Emission. Die Technik der Wärmepumpe hat sich in den letzten Jahren auch stark weiterentwickelt: Die Geräte haben eine immer längere Lebensdauer und werden leistungsfähiger.
Bei einem Neubau spart man sich die Kosten für Gasanschluss und Kamin. Und wenn man umsteigt, gibt es sehr hohe Fördersummen. Die richten sich nach der alten, der vorhandenen Technik. Es kommt auf das Alter der Heizung an, die ausgetauscht werden soll. Und der Umbau der Heizflächen, also die Heizkörper etc. wird ebenfalls gefördert. Günstiger kann man nie wieder neue Heizkörper kaufen.“
Gibt es bei all den Vorteilen denn auch Nachteile?
„Ja. Die Installation ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Eine Wärmepumpe benötigt innen und außen Platz. Und bei Altbauten müssen die Heizkörper häufig ausgetauscht werden. Darüber hinaus ist sie nicht bei jedem Gebäude einsetzbar: Das Gebäude und die Heizflächen müssen zu der Wärmepumpe passen, da diese nur bei einer geringen Vorlauftemperatur, am besten bei 35 Grad, optimal heizen kann. Für Heizkörper sind 35 Grad wenig, meist werden sie doppelt so warm.
Wenn die Vorlauftemperatur höher ist, steigt der Stromverbrauch und dann ist eine solche Wärmepumpe nicht mehr günstiger. Außerdem sind die Anschaffungskosten sehr hoch.“
Welche Unterschiede gibt es unter den Wärmepumpen?
„Wir verwenden Luft-Wasser-Wärmepumpen oder Sole-Wasser-Wärmepumpen. Die Luft-Wasser-Pumpen sind am flexibelsten im Einbau, werden deswegen vor allem im Renovierungsbereich verwendet, sind aber abhängig von der Außentemperatur.
Die Sole-Wasser-Wärmepumpen sind zwar unabhängig von der Witterung, für ihre konstante Leistung ist aber eine Tiefenbohrung erforderlich. Deswegen setzen wir sie bei Neubauten ein. Sonst wird der Vorgarten zu sehr in Mitleidenschaft gezogen.
Dann gibt es noch Wasser-Wasser- und Luft-Wasser-Wärmepumpen. Für die Wasser-Wasser-Pumpe wird Grundwasser verwendet. Da ist der Genehmigungsaufwand sehr hoch. Beide sind bei uns in der Region eher selten.“
Wie hoch ist die Nachfrage unter Lünern aktuell?
„Bei Neubauten werden Luft-Wasser- oder Sole-Wasser-Pumpen sehr oft eingebaut. Bei Sanierungen wird meist noch eine Gasheizung eingebaut. Nicht alle alten Gebäude haben den erforderlichen Standard oder auch den Platz zum Einbau einer Wärmepumpe. Um die Heizflächen, also Heizkörper oder Fußbodenheizung anzupassen, sind häufig größere Umbaumaßnahmen nötig, die aktuell oft noch vermieden werden. Aber die Nachfrage steigt.
Man merkt aber schon, dass es da eine Trendwende gibt, auch bei Eigenheimbesitzern. Ich würde sagen: Jede 10. Anfrage ist eine nach einer Wärmepumpe.
Allerdings: Die Nachfrage ist zwar hoch, aber an der Umsetzung hapert es oft. Viele schauen dann doch auf die Investitionskosten und den Aufwand. Aber weil die Energiepreise immer weiter steigen, glaube ich, dass sich das ändern wird."
Woher weiß ich denn nun, ob eine Wärmepumpe für mich geeignet ist?
„Das A und O ist das Gebäude. Das muss dafür geeignet sein. Ich empfehle immer, möglichst im Winter einen einfachen Test zu machen: Wenn Kunden bei der bestehenden Heizungsanlage mit einer Vorlauftemperatur von 45 bis 50 Grad eine angenehme Raumtemperatur von 20 bis 21 Grad erzielen, spricht es schon dafür, dass bei ihrem Objekt eine Wärmepumpe eingesetzt werden kann."
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
