
Immer weniger Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung. © picture alliance / dpa
Zu wenig Azubis: Gebt den jungen Leuten Zeit, sich auszuprobieren
Meinung
Nur wer seine Fähigkeiten kennt, kann sich früh entscheiden, welchen beruflichen Weg er einschlagen will. Und diese Zeit sollte man jungen Menschen geben, meint unsere Autorin.
Die duale Ausbildung wird immer unbeliebter, jedes Jahr bemühen sich weniger junge Menschen um einen Ausbildungsplatz. Für die Betriebe und die Fachkräfte-Lage auf dem Arbeitsmarkt ist das fatal. Doch für mich ist diese Entwicklung nachvollziehbar.
Wer mit 16 seinen Realschulabschluss macht, soll schnell auf den Arbeitsmarkt. Doch viele können sich nicht damit anfreunden, so früh in den Ernst des Lebens zu starten. Einige wissen auch mitten in ihrer Jugend noch nicht, was sie beruflich machen wollen, wo ihre Stärken und Fähigkeiten liegen. Machen sie dann ihr Abitur, um Zeit zu gewinnen, heißt es schnell, sie würden wertvolle Jahre verplempern. Doch so einfach ist es nicht.
Stärken kennenlernen
Hier sind Schulen und Unternehmen gleichermaßen gefragt: Es braucht eine Zeit zum Kennenlernen, die fest im Schulsystem verankert ist. Ein Jahr nach der 10. Klasse beispielsweise, in der sich die Mädchen und Jungen nach ihren Interessen in verschiedenen Jobs ausprobieren und herausfinden können, welche handwerklichen oder kaufmännischen Jobs zu ihnen und ihren Wünschen passen.
Damit wäre sicher vielen jungen Leuten bei der Entscheidungsfindung geholfen und sie könnten schneller in eine Ausbildung zur Fachkraft einsteigen. Und es wäre auch dem Trend entgegengewirkt, dass zu viele Abiturienten den Realschülern die Ausbildungsplätze vor der Nase wegschnappen.
Sophie Schober, aufgewachsen im Erzgebirge, wusste schon während des Soziologie-Studiums in Bamberg genau, dass sie im Lokaljournalismus landen will. Nach etlichen Praktika und Volontariat bei der Freien Presse verschlug es sie von Chemnitz ins beschauliche Cappenberg. Wenn sie nicht in der Redaktion sitzt, ist sie mit ihrem Hund im Cappenberger Wald unterwegs.
