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Wohnzimmer-Konzerte auf Arte mit Christoph Israel und Max Raabe
Corona-Krise
Es sind keine einfachen Zeiten, auch nicht für Künstler. Einige von ihnen haben sich zusammengetan, um möglichst vielen Menschen Hoffnung zu schenken. Darunter auch zwei bekannte Lüner.
So schnell musste Christoph Israel noch nie Musikstücke einstudieren. Der bekannte Komponist und Pianist aus Lünen, seit vielen Jahren Wahl-Berliner, war an 14 besonderen Konzerten beteiligt.
Die Konzerte fanden im Wohnzimmer von Violinist Daniel Hope statt. Der seinem Namen Hope (Hoffnung) alle Ehre machte und die Idee hatte, mit Kollegen jeden Abend eine halbe Stunde im Wohnzimmer zu musizieren und das Ganze auf dem Onlineportal des deutsch-französischen Senders Arte zu übertragen.
Um mit Musik und Gesprächen Hoffnung zu vermitteln, dass wir alle gemeinsam diese Situation überstehen. Hope wollte - zusammen mit vielen Kollegen aus dem Musik- und Theaterleben - einen ganz eigenen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten.

Daniel Hope hatte die Idee zu den Arte-Wohnzimmerkonzerten, die weltweit so gut ankommen, dass weitere produziert werden. © pa/obs ARTE G.E.I.E./Daniel Waldhecker
14 Folgen gab es bereits, 14 weitere wird es noch geben - wegen der großen Resonanz. „Die Konzerte wurden über eine halbe Million Mal gestreamt, von Menschen aus aller Welt. Uns erreichen Mails von Menschen aus Kanada, Singapur oder Mexiko, die die Konzerte verfolgen“, freut sich Israel.
Der 56-Jährige war sofort dabei, als ihn Daniel Hope fragte, ob er den Klavierpart der Konzerte übernehmen würde. Jeden Abend von 18 bis 18.30 Uhr wurde ein abwechslungsreiches Programm gespielt.
Max Raabe textete Lied wegen Hamsterkäufen um
Die Konzerte sollen noch drei Monate lang in der Mediathek von Arte abrufbar bleiben. Auch das zweite der 14 Konzerte, bei dem ein weiterer bekannter Lüner mit dabei war. Sänger Max Raabe, mit dem Israel seit vielen Jahren beruflich und freundschaftlich verbunden ist, sang mehrere Lieder.
Darunter auch den extra für das Hamsterphänomen der Corona-Krise umgetextete Lied „Der perfekte Moment“. Die drei Musiker achteten natürlich beim Konzert in Hopes Wohnzimmer auf den gebührenden Abstand.
Raabe sang außerdem „Küssen kann man nicht alleine“, „Ich küsse Ihre Hand, Madame“, „Fahrradfahren“ und das anrührende „Irgendwo auf der Welt“ zum Schluss des Konzerts. Eine Mischung aus Titeln, die aus Raabes eigener Feder stammen und von Titeln aus den 20er- und 30er-Jahren.
Außer Raabe waren in den Konzerten noch weitere bekannte Gäste zu hören und zu sehen. So beispielsweise Schauspielerin Katja Riemann oder der Keyboarder der Band „Rammstein“ Flake Lorenz und Trompeten-Könner Till Brönner.
„Es ist ein sehr ungewöhnliches Format, aber so eine Krise hat ja auch keiner von uns vorher erlebt“, sagt Israel. Normalerweise würde man als Berufsmusiker wohl keine Kompositionen spielen, die man erst am Tag vorher gelernt habe.
Ab Ostermontag (13.4.) geht es für Israel weiter. Dann wird er noch zwölf Mal zusammen mit Daniel Hope in dessen Wohnzimmer Konzerte mit Gästen geben. Zwei weitere entstehen schon vorher.
Theaterversion eines Agatha-Christie-Krimis
Mit Max Raabe wird Israel im Frühherbst wieder Konzerte geben. „Ich hoffe, dass dann im September auch alles wieder so läuft wie geplant.“ Eigentlich hatte er gerade Musik für eine Theaterversion von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ fertig.
Schauspielerin Katharina Thalbach sollte nicht nur die Hauptrolle des Hercule Poirot spielen, sondern auch Regie im Berliner Schillertheater führen. Wegen Corona liegt das Projekt auf Eis.
„Zwei Tage nach der Premiere hätte ich in die USA zu Konzerten fliegen sollen“, so Israel. Die wurden auch abgesagt. Aber drei Tage später kam dann die Anfrage von Daniel Hope.
Neues Album von Götz Alsmann geplant
Als nächstes Projekt hätte für Israel die Produktion des neuen Albums von Götz Alsmann auf dem Programm gestanden. „Das sollte eine Woche nach Ostern starten, wurde aber verschoben. Allerdings erstmal nur in den Mai. Mal sehen, ob das dann so klappt wie geplant.“
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
