Verwaiste Kaufhäuser und um sich greifender Leerstand: Viele Innenstädte kämpfen gegen die Verödung. Die Probleme sind überall ähnlich. Der stationäre Einzelhandel hat es schwer. Nicht nur der Online-Handel setzt ihm zu, es sind vielfach auch die hohen Mieten. Nachdem die Wochenzeitung „Die Zeit“ im Dezember vergangenen Jahres in ihrem Titelthema die Lüner Innenstadtentwicklung als Positiv-Beispiel darstellte, hat jetzt auch die Wirtschaftszeitschrift „brand eins“ in ihrer aktuellen Ausgabe die Lüner City hervorgehoben.
Unter der Überschrift „Und es geht doch!“ bescheinigt das monatlich erscheinende Medium der Lippestadt: „Anders als Bergheim hat Lünen die Trendwende geschafft“. Die Zeitschrift stellt die Innenstadt-Entwicklung der 62.000 Einwohner zählende Stadt Bergheim zwischen Köln und Aachen mit der in Lünen gegenüber. Zu Bergheim heißt es: „Man war stets bemüht“ und weiter „Im rheinischen Bergheim versuchen die Verantwortlichen seit fast fünf Jahrzehnten, ihrer Innenstadt mit immer neuen Konsumtempeln Leben einzuhauchen.“
Erfolgreicher Hertie-Umbau
Dass Lünen anders unterwegs ist, macht Autor Joshua Kocher vor allem an dem Hertie-Umbau fest. Der beendete die Jahre der Tristesse im Herzen der City nach der Kaufhaus-Schließung 2009. Kocher hebt aber auch den Einsatz von Astrid Linn, heute Fachbereichsleitung innovative Stadt, hervor. Schon früh habe sie die Innenstadt nicht nur als Möglichkeit zum Einkaufen gesehen, sondern als Ort zum Wohnen und Arbeiten, für Freizeit und Kultur.
Dieser Ansatz kam zum Tragen, als der Bauverein 14 Millionen Euro in die Umgestaltung der Hertie-Immobilie investierte. Das Gebäude war kein Einkaufstempel mehr, sondern gab architektonisch neu gestaltet einem Mix aus Wohnen, Geschäften, Gastronomie und Arztpraxen Raum. „Heute sehen das viele so, doch als Astrid Linn ihre Arbeit begann, war das Konzept neu“, bescheinigt Kocher der Planerin den passenden Weitblick.
Rückschlag durch Gerry Weber

Mit der Schließung der Filiale von Gerry Weber Ende September muss Lünen einen neuen Rückschlag verkraften. Der Modehersteller zieht sich nach 15 Jahren aus dem Gebäude, in dem einst Lünens erstes Kaufhaus eröffnete, zurück. Er sehe perspektivisch keine Chance, hier profitabel zu wirtschaften, heißt es.
Als der Autor des Wirtschaftsmagazins Lünen besuchte, war die Schließung noch nicht bekannt. Dennoch liegt die Leerstandsquote von Lünen bei vier Prozent, die in Citylagen von Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln und München bei durchschnittlich 7,4 Prozent. Ein Drittel der Geschäfte in Lünen sind inhabergeführt.
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