Egal ob Münze oder Schein, Bargeld bekommen die meisten Einzelhändler immer seltener zu sehen. Dieser Entwicklung ist in Deutschland und ganz Europa zu beobachten. Auch die Geschäfte in der Lüner Innenstadt bestätigen die Trendwende beim Bezahlen an der Kasse.
„Zeitgemäß“ habe sich sich das Bezahlverhalten der Kunden entwickelt, sagt Marian Hofmann vom Optiker Schnurbusch in der Münsterstraße. Die Kontaktlinsen und Brillen würden nur noch die älteren Kunden vereinzelt mit Bargeld bezahlen. „95 Prozent zahlen mit der Karte, davon ungefähr jeder Fünfte mit der Kreditkarte“, schätzt der Augenoptiker.
Aber selbst die Kartenzahlung sei inzwischen überholt. Bei vielen Kunden sei es angesagter mit dem Handy, beispielsweise mit Apple Pay, zu bezahlen. Manche würden auch mit einer Smartwatch ihre Rechnung begleichen, das sei aber wesentlich seltener.
An Bezahlmöglichkeiten scheitert es bei dem Optiker also nicht. Am liebsten sieht es Marian Hofmann aber wenn die Kunden mit der EC-Karte bezahlen. Der Grund: „Bei Kreditkarten ist die Gebühr, die wir bezahlen, viel höher. Bei den EC-Karten ist es ein fixer Betrag, bei der Kreditkarte prozentual von der Kaufsumme.“
Mehr Umsatz mit Kartenzahlung
Der Trend zur Digitalisierung wird von den Zahlen bestätigt. Die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlichte im Dezember 2022 eine Pressemitteilung zum Zahlungsverhalten im Euroraum. Demnach wurden im vergangenen Jahr 59 Prozent der Käufe in bar bezahlt, 2019 waren es noch 72 Prozent. Bei Käufen an
der Ladenkasse ist der Anteil der Kartenzahlungen 2022 um neun Prozentpunkte auf 34 Prozent gestiegen.
Allerdings ist der Umsatz der Kartenzahlungen höher, da viele Kunden größere Beträge lieber mit der EC- oder Kreditkarte begleichen. 46 Prozent der Umsätze wurden mit der Karte bezahlt, 42 Prozent mit Bargeld. Weitere Zahlmöglichkeiten sind beispielsweise Gutschriften oder per Rechnung.
QR-Codes für PayPal
Tayfun Akabay, der mit seinem Schuh- und Bekleidungsgeschäft in der Lange Straße tendenziell eher einen jüngeren Kundenstamm anspricht, sagt: „Es ist eigentlich 50:50. Die Jüngeren bezahlen viel mit Karte oder Smart Watch.“ Um mehr Bezahlmöglichkeiten anzubieten, hat er sogar QR-Codes an der Kasse, mit denen die Kunden über PayPal zahlen können oder in den Online-Shop gelangen.

Auch Ellen Kulms, Inhaberin der Parfümerie Irene in der Goldstraße, sieht bei ihren Kunden eine starke Zunahme an Kartenzahlungen. „80 Prozent zahlen mit der EC- Karte. Wenige auch mit der Kreditkarte, das ist aber mehr in den Weihnachtsmonaten der Fall.“
Das Bargeld ist und bleibt aber dennoch von entscheidender Bedeutung. Laut der EZB-Studie hält mehr als die Hälfte der Befragten das Bargeld als Zahlungsoption für wichtig und schätzt unter anderem den besseren Überblick der eigenen Ausgaben.
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