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WBG Lünen als erster fahrradfreundlicher Arbeitgeber im Kreis ausgezeichnet
Mobilität
Immer mehr WBG-Mitarbeiter kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Genossenschaft unterstützt und fördert die interne Mobilitätswende, auch mit viel Geld. Der ADFC zeichnet das Projekt jetzt aus.
„Wir können nicht immer nur verlangen, dass alle sich mehr Mühe beim Klimaschutz und der Mobilitätswende geben. Man muss auch mal was machen“, sagt Rainer Heubrock, Geschäftsführer der der Wohnungbaugenossenschaft (WBG) Lünen. Konkret heißt das bei der WBG, dass nicht nur der Fuhrpark von Dienstwagen auf Elektroautos umgestellt wird, die mittels Solarstrom von der eigenen Anlage auf dem Dach geladen werden.
Immer mehr Mitarbeiter der WBG steigen bei Arbeits- und (sofern möglich) Dienstwagen aufs Fahrrad anstatt ins Auto. Dazu gehören Leasingangebote für Dienstfahrräder, aber eben auch eine entsprechende Infrastruktur. So steht den Mitarbeitern an der Kurt-Schumacher-Straße 11 eine eigene Fahrradgarage mit rund 50 Stellplätzen zur Verfügung, nebst einer anliegenden Werkstatt mit Werkzeug, Fahrradständer, Ladestationen für E-Bikes (Pedelec) und Umkleideräumen.
Erste Auszeichnung im Kreis Unna
Denn die Fahrräder, geleast oder nicht, kosten oft 2500 Euro und mehr. „Das will man ja nicht einfach an die nächste Hauswand stellen“, sagt Andreas Bittner vom Bundesverband des ADFC dazu am Montag (14.6.) vor Ort. Mit dabei hat Bittner die Auszeichnung als fahrradfreundlicher Arbeitgeber in „Gold“, die der WBG nun als erstem Unternehmen in Lünen und im Kreis Unna verliehen wird. Dafür gibt es einen ganzen Katalog an Voraussetzungen.

Nach rund einem Jahr Vorbereitung wird die WBG Lünen als erstes Unternehmen im Kreis Unna als fahrradfreundlicher Arbeitgeber vom ADFC ausgezeichnet. Darüber freuen sich Fahrradkoordinatorin Katharina Weber von der WBG, Andreas Bittner vom ADFC und WBG-Geschäftsführer Rainer Heubrock. © Matthias Stachelhaus
„Die Umkleiden und Unterstellplätze gehören zum Beispiel dazu“, erklärt Bittner. Die Werkstatt natürlich auch, aber der hauseigene Fahrradmontageständer gehöre schon nicht mehr zum Standard. In ganz NRW erfüllen bislang sechs Unternehmen die Voraussetzung als fahrradfreundlicher Arbeitgeber in „Gold“.
Bis alle nötigen Voraussetzungen von der WBG erfüllt wurden, hat es rund ein Jahr gedauert, schätzt Heubrock. „Es reicht auch nicht, wenn der Chef sagt: ‚Mach mal‘.“ Obwohl auch einiges an Geld in dem Projekt steckt. So gibt es für die Mitarbeiter mit Dienstrad einen monatlichen Bonus von der WBG und auch intern wird der Fuhrpark für Zweiräder erweitert. Neuester Zuwachs: Ein elektrogestütztes Lastenfahrrad, das künftig für kleinere Transporte eingesetzt werden kann. Die WBG kann sich vorstellen in Zukunft auch bei der Gebäudeinstandhaltung (Facility-Management) in der Innenstadt auf Lastenräder zu setzen.
Vorteile für Mitarbeiter und Unternehmen
Aber auch die Mitarbeiter selbst müssen mitziehen, wie Katharina Weber weiß, die neben ihrem normalen Job bei der WBG auch Radverkehrskoordinatorin ist. Was eigentlich zuerst da war, der Bedarf oder das Angebot, ließe sich schwer sagen meint Weber. „Aber es wird gut angenommen und macht auch noch Spaß.“ Etwa ein Drittel der 65 Mitarbeiter bei der WBG greifen bereits auf ein Dienstrad zurück. Auch Weber selbst fährt die rund neun Kilometer bis zu ihrem Arbeitsplatz regelmäßig mit dem Fahrrad.

Auch eine eigene Umkleide und Duschräume für Mitarbeiter die mit dem Fahrrad anreisen gehören auf dem Firmengelände der WBG mit zur Ausstattung. © Matthias Stachelhaus
Trotz vieler Investitionen: Die Förderung des Radverkehrs biete auch für Unternehmen viele Vorteile. So löse gemeinsames Radfahren (oder gemeinsames Schrauben daran) löse Hierarchien auf. „Es ist auch ein wichtiges Signal für das Employer-Branding (Anm. d. Red.: englisch für Mitarbeiter-Bindung, bzw. Unternehmenswerbung als attraktiver Arbeitgeber.)“, so Bittner weiter. Mehr Bewegung auf dem Fahrrad sei, auch laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation, natürlich auch gesünder. 150 Minuten Bewegung in der Woche führten im Schnitt zu 30 Prozent weniger Krankheitsfällen, die den Arbeitgeber auch Geld kosten würden.
Und nicht nur als Arbeitgeber sei die WBG ein guter Botschafter für nachhaltige Mobilität, heißt es in der Evaluierung des ADFC dazu. Auch im Kundenkontakt könne die Genossenschaft viele Menschen erreichen. „Bei Neubauten denken wir das schon mit“, meint Heubrock. In Bestandswohnungen suche die WBG dringend nach guten Konzepten.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
