Was genau die IGA 2027 für Lünen bedeutet - und was sie kosten könnte

Neues Millionenprojekt

Der Stadtrat hat die Teilnahme an der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 beschlossen. Damit geht Lünen millionenschwere Verpflichtungen ein - nutzt aber auch eine einmalige Chance.

Lünen

, 20.10.2018, 16:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Victoriabrache soll nicht nur die Forensik beherbergen, sondern auch Teil eines neuen Landschaftsparks sein.

Die Victoriabrache soll nicht nur die Forensik beherbergen, sondern auch Teil eines neuen Landschaftsparks sein. © Goldstein

Bis zur Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung (IGA) im Jahr 2027 ist es noch etwas hin. Allerdings warnte Horst Fischer vom Regionalverband Ruhr (RVR) den Lüner Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung (11. Oktober) davor, die Sache allzu entspannt anzugehen: „Für die IGA sollen diverse Großprojekte realisiert werden, und das braucht Zeit.“

Wie man nicht erst seit dem Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) weiß, stellen Großprojekte ihre Macher vor allem vor große Probleme. Damit das in Lünen nicht passiert, will man so schnell wie möglich mit der Planung beginnen - und diese auf finanziell möglichst solide Füße stellen. „Wir müssen die Folgekosten im Hinterkopf behalten“, mahnte der Technische Beigeordnete Arnold Reeker im Rat an. Die Investitionskosten hingegen konnte Horst Fischer schon ziemlich genau beziffern.

Brücke zwischen Victoria und Schwansbell

Konkret geht es um das Projekt „Landschaft in Bewegung“, das die Städte Lünen und Bergkamen gemeinsam bis 2027 auf die Beine stellen wollen. Die Gesamtkosten für die reine Investition belaufen sich auf 22,4 Millionen Euro, von denen nach aktuellen Schätzungen rund 12,27 Millionen Euro auf Lünen entfallen. Das Geld soll größtenteils in die Neugestaltung der Victoriabrache zwischen Lippe und Westfaliastraße fließen. Unter anderem soll eine neue Fußgängerbrücke über die Lippe den neuen Landschaftspark mit dem Schlosspark Schwansbell und dem Seepark in Horstmar verbinden.

Horst Fischer schlüsselte auf, wie genau die Kosten sich verteilen könnten - natürlich stets unter Vorbehalt, da derartige Planungen unsicheren Faktoren wie Baukosten oder, im Fall der Victoriabrache, unklaren Entsorgungskosten unterliegen. Veränderungen in der Victoriasiedlung könnten demnach mit rund 200.000 Euro vergleichsweite günstig ausfallen, während der Landschaftspark selbst mit 3,8 Millionen Euro veranschlagt ist.

Die Lippequerungen stehen mit 2,42 Millionen Euro in den Planungen, ein neuer Grünzug zwischen Schwansbell und Seepark kostet 2,2 Millionen Euro. Die Wegevernetzung zwischen den Zukunftsgärten Lünen und Bergkamen wäre für 2,05 Millionen Euro zu machen. Unklar sind noch die Kosten für mögliche Veränderungen im Preußenhafen.

Chance für die Problemfläche

Die Gesamtkosten für die Investitionen muss Lünen natürlich nicht alleine stemmen - und genau hier liegt die einmalige Chance, die die IGA für die Lippestadt bietet: Für einen Eigenanteil von „nur“ 2,54 Millionen Euro könnte Lünen eine der größten Problemflächen im Stadtgebiet derart umgestalten, dass daraus sogar ein Touristenmagnet entsteht.

Auch wenn es noch viele Unwägbarkeiten gibt, war allen Politikern im Rat klar, dass man diese Chance nutzen muss. Daran änderten auch die Folgekosten nichts, die Lünen nach der IGA 2027 zu tragen hat - auch das ist Teil der Vereinbarung zur IGA. Horst Fischer präsentierte eine Kalkulation der jährlichen Belastungen, die sich auf rund 500.000 Euro beläuft.

IGA als Jobmotor?

Im Gegenzug geht der RVR allerdings auch davon aus, dass die IGA „positive Impulse für die gesamt- und regionalwirtschaftliche Entwicklung“ bringen wird. Dabei beruft sich der Verband auf eine Studie aus dem Juni 2018, die der Wirtschaft im Ruhrgebiet einen durch die IGA gesteigerten Produktionswert von insgesamt 800 Millionen Euro voraussagt.

Zudem gebe es Erkenntnisse der Bundesgartenschau in Koblenz, wonach ein öffentlich in dieses Projekt investierter Euro weitere sechs Euro an privaten Investitionen nach sich gezogen hat - sprich: Die Unternehmen der Region würden von der IGA profitieren. So sollen auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und Fachkräfte in der Region gehalten werden. Bleibt der „BER-Effekt“ aus, wäre das sogar realistisch.

  • Die Internationale Gartenausstellung (IGA) findet alle zehn Jahre statt, zuletzt in Berlin.
  • Die reine Durchführung der IGA „Metropole Ruhr 2027“ soll den RVR insgesamt 85 Millionen Euro kosten. 46 Millionen Euro sollen - konservativ gerechnet - durch Eintrittpreise, Mieten und Sponsoring eingenommen werden.
  • Der verbleibende Zuschussbedarf verteilt sich auf den RVR (10 Millionen Euro), ergänzende Finanzierung (4 Millionen Euro) und eine Umlage auf die RVR-Mitglieder (25 Millionen Euro).