Sonnenschein, Bollerwagen mit Bier sowie Essen darin und mit Freunden wandern: So sieht für viele Menschen der 1. Mai aus. In Lünen wird traditionell zum Cappenberger See im Norden der Stadt gewandert, die meisten starten mit ihrer Wanderung am Kriegerdenkmal. Wann zum ersten Mal in Lünen gewandert wurde, lässt sich nicht genau beziffern. „Das lässt sich aufgrund des Wachstums des Treffs im Laufe der Zeit nicht sagen. Er wird bis heute nicht von der Stadt Lünen oder von anderer Stelle organisiert, sondern nur geduldet“, erklärt Daniel Claeßen, Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage der Redaktion.
Vermutlich fanden die ersten gezielten Wanderungen Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahren statt. „In einer Akte zur Maiwanderung vom 5. Oktober 2005 wurde erwähnt, dass sich seit 'weit über 10 Jahren' im Bereich der ehemaligen Grillhütte am Cappenberger See am Maifeiertag Jugendliche treffen“, so der Stadtsprecher. Diese Grillhütte und die Wiese am Cappenberger See seien schon immer das Ziel dieser Wanderungen gewesen. Warum in Lünen gewandert wurde, sei aus den Akten nicht ersichtlich.
Treffpunkt der Lüner Schüler
Wahrscheinlich ist dort ein Treffpunkt älterer Schüler aus den beiden Lüner Gymnasien gewesen, „der sich im Laufe der Jahre zu einem überdimensionalen, unorganisierten Treff entwickelt habe“, erklärt Claeßen. Es ist ebenfalls nicht überliefert, woher allgemein die Tradition der Wanderungen am 1. Mai stammt. Vermutlich hat sich diese Tradition aus den sogenannten „Mai-Spaziergängen“ entwickelt. Denn der 1. Mai ist offiziell der Tag der Arbeit. 1890 fanden an diesem Tag in Deutschland zum ersten Mal Demonstrationen und Kundgebungen statt, um für bessere Arbeitsbedingungen zu protestieren. Dort ging man zu Fuß hin. Schätzungsweise 100.000 Menschen nahmen an diesen Demonstrationen teil.

Tag der Arbeiterbewegung
Auch heute noch wird der Tag von Gewerkschaften genutzt, um solche Kundgebungen abzuhalten. Beispielsweise in Dortmund, wo Verdi demonstrieren wird. Offiziell erklärte die SPD im Oktober 1890 den 1. Mai zum „Tag der Arbeiterbewegung“. Ihren Ursprung hatten diese Demonstrationen in den USA. Dort fanden 1886 mehrere Demonstrationen der Arbeiter statt, die die Einführung des Acht-Stunden-Tags einforderten. Rund 400.000 Menschen gingen auf die Straße, beim sogenannten „Haymarket Riot“ in Chicago am 3. und 4. Mai sterben einige Demonstranten. Um diesen Opfern zu gedenken, beschlossen die Gewerkschaften und Arbeiterparteien auf dem Zweiten internationalen Arbeiterkongress in Paris 1889, ebenfalls zu Demonstrationen aufzurufen.
Neben der Maiwanderung gibt es noch eine zweite Tradition in Lünen: den Tanz in den Mai. Was jährlich im Lükaz gefeiert wird, geht auf den heidnischen Glauben des Mittelalters zurück. Denn früher war die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als Walpurgisnacht bekannt. Mittlerweile wird mit dem Tanz in den Mai der Beginn der warmen Jahreszeit gefeiert.
So wie in den letzten Jahren wird auch 2025 in Lünen wieder an den Cappenberger See gewandert. Waren es im vergangenen Jahr rund 4000 Menschen, die gemeinsam gelaufen sind und gefeiert haben, rechnen Daniel Claeßen und die Stadt in diesem Jahr „mit einem Besucheraufkommen von ungefähr 3000 bis 7000 Menschen“. Doch nicht nur im Norden von Lünen wird der Tag der Arbeit gefeiert. Am Seepark im südlichen Teil der Lippestadt werden seit der Landesgartenschau 1996 von dem DGB und dem Kulturbüro der Stadt Lünen Maikundgebungen mit anschließendem Familienfest organisiert.
