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Viele Fotos: So funktioniert die „Erste Hilfe am Hund“
Angebot der Johanniter
Verletzungen, Giftköder oder Magendrehung – wenn Hunde in eine Notlage kommen, wissen viele Halter oft nicht weiter. Deshalb gab es jetzt in Lünen ein besonderes Erste-Hilfe-Seminar.
Erste-Hilfe-Kurse für Menschen sind gefragt. Nun hat die Johanniter-Unfall-Hilfe in Lünen das Seminar „Erste Hilfe am Hund“ angeboten - und auch das war schnell ausgebucht. 17 Teilnehmer (auf zwei Beinen) kamen zur kreisweit wohl ersten Veranstaltung dieser Art.
Sandra Vörde hat hingegen schon Erfahrung mit dem Thema und weiß: „Erste Hilfe beim Hund heißt immer viel zu viel Stoff in viel zu wenig Zeit.“ So beschreibt die Dozentin das umfangreiche Programm und hält ein Begleitheft hoch, das die Teilnehmer am Ende bekommen. Hinter ihr auf einer Decke liegt „Booty“, eine ehemalige Straßenhündin aus Rumänien auf drei Pfoten, die gleich zum Einsatz kommen wird.
„Ich möchte einen Blick für Notfälle bekommen“
„Was ist Ihnen als Hundebesitzer schon mal passiert?“, fragt die Ausbilderin, um die Motivation der Gäste zu erfahren. „Ich möchte einfach gewappnet sein“, sagt eine Frau und erzählt, wie ihr Mischling sich einmal beim Anblick des Postboten an einem Knochen verschluckt und schon starre Augen bekommen habe.
„Mein Pudel frisst alles, ich möchte wissen, was bei Vergiftungen zu tun ist“, so eine Halterin. „Alles Medizinische interessiert mich, ich arbeite auch im Tierschutz und möchte einen Blick für Notfälle bekommen“, beschreibt Marion Hummel aus Schwerte ihre Motivation.
Dann wird es praktisch. Sandra Vörde erklärt das Sichern der Vitalfunktionen, das absolute Priorität hat. An einer Hundepuppe und an Booty zeigt sie, wie Atmung - hierfür sollte man sich 10 Sekunden Zeit nehmen - Durchblutung und Kreislauffunktion geprüft werden. Beherzt packt sie die Puppen-Zunge und macht die Atemwege frei.
Bis zu 70 Milliliter Blut pro Kilo Körpergewicht
Dann ist Booty an der Reihe: In der Leistenbeuge tastet Vörde den Puls. „Ich vergleiche einen Hund mit einem Topf, der ist schnell voll und wieder leer“, beschreibt sie das Blutvolumen eines Hundes, das 60 bis 70 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht betrage. Vörde: „Sie sollten immer Sorge tragen, dass der Hund viel Flüssigkeit zu sich nehmen kann.“
Dann werden Herzmassage und Beatmung gezeigt und von Teilnehmern am Modell geübt. Da Hunde durch Schock oder Angst aggressiv sein könnten und die Eigensicherung Priorität hat, lernen die Teilnehmer, wie eine Maulschlinge angelegt wird.
Dann geht es um praktische Rettungsübungen, Ausrüstungen und weitere Notfälle. Am Ende erntet das Johanniter-Team Applaus und Lob. „Es sind wertvolle Tipps“, meint Iris Beige aus Lünen. Sabine Lagoda (Hamm) lobt die praxisnahen Übungen und das Eingehen auf unterschiedliche Gegebenheiten. „Sehr informativ, praktisch und gut umzusetzen, es ist auf das Wichtigste komprimiert“, so das Fazit von Marion Hummel.