Die Angehörigen der Bewohner im evangelischen Altenzentrum werden per Brief informiert, wie Besuche ab kommender Woche ablaufen werden.

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Viele Auflagen für Besuche von Angehörigen in Altenheimen in Lünen

rnCorona-Krise

Ab Muttertag (10.5.) können Altenheime - unter Auflagen - wieder Besucher zulassen. Soweit die Entscheidung der Politik. Umsetzen müssen das nun die Altenheime - mit Blick auf Sicherheit.

Lünen

, 07.05.2020, 20:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Dirk Kreimeyer schreibt Briefe an die Angehörigen der 80 Bewohner und zehn Kurzzeitpflege-Gäste des evangelischen Altenzentrums. Nach der Entscheidung von Bund und Land, dass Besuche in Altenheimen ab Sonntag (10. Mai) wieder möglich sind, teilt der Leiter des Altenzentrums an der Bebelstraße den Angehörigen mit, dass sie wohl erst ab Mitte kommender Woche wieder zu Besuch kommen dürfen.

„Wir müssen sicherstellen, dass wir die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts mit den personellen Ressourcen erfüllen können, die wir haben“, sagt Kreimeyer.

Er und sein Team haben entschieden, dass sie das ev. Altenzentrum erst dann für Besucher öffnen, wenn alle Auflagen aus der aktuellen Corona-Schutzverordnung auch erfüllt werden können. „Ich bin für die Bewohner und meine Mitarbeiter verantwortlich. Wir müssen alles tun, damit das Corona-Virus nicht ins Heim eingeschleppt wird“, sagt der erfahrene Leiter, der auch ein Altenzentrum in Dortmund leitet.

Weil die Besucher und die Bewohner sich nicht berühren dürfen, hat er Plexiglas bestellt, um entsprechend den Raum auszustatten, in dem die Besuche stattfinden sollen. Weil das Personal verpflichtet ist, zu kontrollieren, ob die Hygienemaßnahmen eingehalten werden, muss auch der Dienstplan entsprechend angepasst werden. Kreimeyer hat die Heimaufsicht über seine Entscheidung informiert.

Dirk Kreimeyer leitet das evangelische Altenzentrum an der Bebelstraße 200. Hier werden Besuche erst ab Mitte kommender Woche möglich sein.

Dirk Kreimeyer leitet das evangelische Altenzentrum an der Bebelstraße 200. Hier werden Besuche erst ab Mitte kommender Woche möglich sein. © Niehaus (A)

In dem Brief an die Angehörigen stellt er klar, dass er sich natürlich für die Bewohner und Angehörigen über die Lockerungen freut, aber das Altenzentrum derzeit kein offenes Haus sein, es weiter keinen unkontrollierten Zugang geben wird und sich die Besucher registrieren lassen müssen. Damit im schlimmsten Fall einer Infektion die Infektionskette nachvollzogen werden kann.

Die Besuchszeit wird auf maximal 30 Minuten beschränkt und auf Zeitkorridore vor- und nachmittags verteilt werden. Mit den Angehörigen sollen dann Zeiten vereinbart werden.

Festsaal wird in zwei Bereiche eingeteilt

Briefe an die Angehörigen schrieb am Donnerstag (7.5.) auch der neue Einrichtungsleiter des AWO-Seniorenzentrums Minister Achenbach, Matthias Zilkowski. Denn sie können sich am Freitag (8.5.) und Samstag (9.5.) für Besuche am Muttertag anmelden. „Wir nutzen den Festsaal dazu, den wir in zwei Bereiche einteilen können. Beide haben jeweils einen Zugang für die Bewohner vom Haus aus und einen für die Angehörigen von draußen. So können zeitgleich zwei Bewohner Besuch bekommen“, so Zilkowski, der am 1. Mai die Leitung des 126-Betten-Hauses übernommen hat.

Damit möglichst viele Bewohner Besuch bekommen können, ist die Zeit auf 15 bis 30 Minuten beschränkt. Damit die Infektionsgefahr gebannt wird, hat man zwei Kabinen mit Folie gebaut.

Zilkowskis Kollegin vom AWO-Seniorenzentrum „An der alten Gärtnerei“, Karin Zielewski-Glietz, hat am Mittwoch zwei Pagoden-Zelte mit jeweils zwei Zugängen im Garten aufstellen lassen. „Es wird der Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten, eine Plexiglasscheibe sorgt für zusätzliche Sicherheit, die Besucher desinfizieren sich vor und nach dem Besuch die Hände und tragen einen Mundschutz. Wenn die Bewohner es tolerieren, tragen auch diese einen Mundschutz,“ sagt die Einrichtungsleiterin.

Telefonate mit Angehörigen

Schon am Donnerstag gab es viele Telefonate mit Angehörigen. „Fast alle zeigten Verständnis dafür, dass wir am ersten Öffnungstag nicht Besuche aller Bewohner umgesetzt bekommen“, sagt sie. Am Muttertag sei es möglich, dass die Hälfte der Bewohner Besuch bekommt. Dies funktioniert allerdings nur, weil die Besuchszeit vorerst auf eine halbe Stunde beschränkt wird.

Möglich ist das alles mit „sehr hohem Personalaufwand“, denn die Daten der Besucher werden erfasst und mögliche Kontakte zu Infizierten abgefragt. Ein zweiter Mitarbeiter bringt die Besucher zu den Zelten. Nach dem Besuch müssen Flächen im Zelt desinfiziert werden. Doch der ganze Aufwand lohnt sich, denn „viele Bewohner haben ein Strahlen in den Augen, weil sie endlich wieder ihren liebsten Menschen gegenüber sitzen dürfen.“

Dass nun wieder Besuche von Angehörigen in Altenheimen möglich sind, sieht Annette Goebel, Koordinatorin für Altenarbeit der Stadt Lünen, als „Riesengewinn für alle, aber auch als echte Herausforderung für die Altenheime“. Denn es müssen Auflagen erfüllt werden. Allerdings, so Goebel, wäre die Isolation wohl nicht noch wochenlang zu realisieren gewesen: „Isolation macht auch krank.“

Besuche im neuen Caritas-Seniorenzentrum in der Mersch und im Caritas-Altenzentrum St. Norbert werden ausschließlich im Außenbereich stattfinden.

Besuche im neuen Caritas-Seniorenzentrum in der Mersch und im Caritas-Altenzentrum St. Norbert werden ausschließlich im Außenbereich stattfinden. © Beate Rottgardt (A)

Bei den beiden Altenheimen des Caritasverbandes werden die Treffen mit den Bewohnern ausschließlich im Außenbereich der Einrichtungen in eigens dafür errichteten Zelten stattfinden. Erlaubt ist ein Besuch von maximal zwei Personen pro Bewohner für höchstens eine Stunde pro Tag. Natürlich besteht für alle Beteiligten die Maskenpflicht.

Besucher müssen Meldebogen ausfüllen

Bei jedem Besucher wird per Infrarot die Körpertemperatur gemessen. Zudem ist ein Meldebogen auszufüllen und zu unterschreiben. Hierin bestätigen die Besucher u.a., dass sie keine Corona typischen Symptome aufweisen oder Kontakt zu einer infizierten Person hatten.

„Wir bemühen uns, alle Besuchswünsche zu erfüllen“, so Caritasvorstand Hans-Peter Benstein. „Gerade am Muttertag können wir das aber nicht versprechen.“ Am kommenden Sonntag (10.05.) ist die Dauer der Zusammenkünfte aufgrund der zu erwartenden Anfragen daher auf eine halbe Stunde beschränkt.

Die anderen Lüner Altenheime haben sich auf unsere Anfrage leider nicht gemeldet.