
© STEPHANIE TATENHORST
Verreisen mit Urne: Sandra Schippers Debüt-Roman ist bald erhältlich
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„Verreisen mit Urne“ ist eine nett zu lesende Geschichte mit Tiefgang. Der Roman, der am 31. Mai im Piper-Verlag erscheint, stammt von der Oberadenerin Sandra Schipper. Ein Autorendebüt.
Plötzlich war das Bild da: Ein Mann stand auf einem Schiff an der Reling, im Arm hielt er eine Urne. Woher diese Eingebung kam, weiß Sandra Schipper nicht, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich an einer anderen Geschichte schrieb. Doch das Bild ließ sie nicht mehr los. „Und da wusste ich, ich muss die passende Geschichte dazu aufschreiben.“
So schildert die Oberadenerin den Anfang ihrer ganz persönlichen Reise zum Erfolg. Denn am 31. Mai erscheint nun ihr Buch „Verreisen mit Urne“ im Piper-Verlag. Damit geht für Sandra Schipper ein Traum in Erfüllung. Schon in der Grundschule wollte sie Autorin werden. Oder Tierärztin, aber bei Letzterem hielten sie die Gedanken an Tierleid und Blut davon ab. Doch seit sie einen Stift halten konnte, schrieb sie.
Das Schreiben war lange ein Hobby
Der Traum vom professionellen Schreiben rückte allerdings einige Jahre in den Hintergrund. „Das Leben kam dazwischen“, sagt Sandra Schipper lachend, die zunächst auf solide Ausbildung, Studium und Beruf setzte. Das Schreiben holte sie dennoch immer wieder ein. Sei es als freie Mitarbeiterin für unsere Redaktion oder als selbstständige PR-Texterin. „Ich hab auch zwischendurch immer mal wieder Geschichten geschrieben, aber manche wurden nie so richtig fertig, andere waren einfach nicht zu Veröffentlichung bestimmt“, erzählt sie. Und dann kam das Bild vom Mann an der Reling.
„In der Grundschule hatten wir Besuch von Jutta Richter“, erinnert sich Sandra Schipper an die Autorin des heutigen Kinderbuchklassikers „Das Tontilon“, der 1986 auf den Markt kam. „Wir durften ihr damals ganz viele Fragen stellen und ich wollte wissen, wie man Autorin wird“, weiß Sandra Schipper noch, als wäre es gestern gewesen. Denn die Antwort ließ sie bis heute nicht los. „Man schreibt einfach“, sagt Jutta Richter nämlich - „und das hab ich dann gemacht“, sagt Sandra Schipper.

Als bekennende Plotterin gibt sich Sandra Schipper als Autorin zu erkennen, die mit Grundkonzept und System schreibt. © Stephanie Tatenhorst
Später, als der Traum der Kindheit wieder in den Fokus rückte. Vor fünf oder sechs Jahren begann die Autorin, sich mit Schreibtheorie zu befassen. „Ich wollte nicht mehr nur Kurzgeschichten schreiben oder Manuskripte haben, die auf der Festplatte versauern. Ich wollte ein Buch auch zu Ende bringen können - und las daher jeden Ratgeber, den ich darüber finden konnte“, schildert Sandra Schipper. Vor allem Stephen King half ihr sehr weiter und sie setzte das Gelernte gerade erfolgreich um, als das Bild von der Hauptfigur mit der Urne in der Hand vor ihrem geistigen Auge auftauchte.
Ein Roadtrip in die Familiengeschichte der Protagonisten
Die passende Geschichte dazu kam ihr genauso leicht: Ein älterer Herr namens Archie stirbt und hinterlässt seiner jungen Nachbarin, die sich um ihn sorgte, 100.000 Pfund. Die erhält sie aber nur, wenn sie dafür sorgt, dass Archies Sohn Rick die Bedingungen erfüllt, die der Vater für den Erhalt des Millionenerbes im Testament festgeschrieben hat. Da sich Vater und Sohn im Laufe des Lebens entfremdeten, soll der Sohn wichtige Stationen und Orte im Leben des Vaters aufsuchen und dessen Weggefährten treffen. Am Ende der Reise soll er die Asche des Vaters vor Mallorca im Meer versenken.

Zuhause entstand nur ein kleiner Teil des Buches. Den Großteil tippte die Oberadenerin im Zug auf dem Weg zur oder von der Arbeit in Münster. © Stephanie Tatenhorst
Mit Schreibsystem zum Erfolg
„Mit dem Plotsystem war die Geschichte schnell strukturiert, und dann ging es ans Schreiben“, sagt Sandra Schipper, die zu diesem Zeitpunkt als Store-Managerin in Münster arbeitete. „70 Prozent des Buches sind in der RB 50 von Preußen Bahnhof nach Münster und zurück entstanden“, sagt sie lachend. „Kaum saß ich im Zug, schaltete ich den Laptop ein und legte los - oder saß lesend davor und überlegte, wie ich weiterschreiben sollte“, gesteht sie. Denn oftmals war sie selbst von der eigenen Geschichte so gefesselt, dass die ihre eigene Dynamik bekam.
Als das Buch fertig war, schickte sie es drei ihr völlig Unbekannten, die sie in Schreibforen und Chats getroffen hatte, zum Lesen. Die Reaktionen waren mehr als positiv, sie erhielt gute Anregungen, wo das Skript zu überarbeiten sei. „Und dann richtete der Piper Digital Verlag einen Wettbewerb aus“, berichtet Sandra Schipper. Ohne große Hürden nehmen zu müssen, konnten Autoren ihre Werke einreichen. Aus den zehn besten Kurzfassungen sollte die Online-Community das Buch wählen, welches der Verlag herausbringen sollte. „Auf diese Shortlist habe ich es aber nicht geschafft“, sagt Sandra Schipper, darüber zwar einigermaßen enttäuscht, aber nicht entmutigt gewesen zu sein.
Freudige Überraschung per Email
Doch wenige Tage später erreichte sie dann eine Email des Piper-Verlags. „Man schrieb mir, dass man von meinem Werk so überzeugt gewesen sei, dass man es als gedruckten Roman herausbringen wollte und bot mir einen Vertrag an. Da hab ich dann erstmal geweint“, sagt Sandra Schipper.
Das war vor gut einem Jahr. Seither wurde das Lektorat gemacht, ein Cover entwickelt und das Buch gedruckt. „Da ist es echt schön, mit Profis zu arbeiten, die wissen, was zu tun ist“, sagt Sandra Schipper, für die Selbstpublishing nie in Frage gekommen wäre. Am 31. Mai erscheint „Verreisen mit Urne“ nun im Piper-Verlag - und ist im Buchhandel oder online erhältlich.
Jahrgang 1979, aufgewachsen und wohnhaft in Bergkamen. Magister-Studium in Münster in Soziologie, Wirtschaftspolitik und Öffentlichem Recht. Erste Sporen seit 1996 als Schülerpraktikantin und dann Schüler-Freie in der Redaktion Bergkamen verdient. Volontariat und Redakteursstellen im Sauerland sowie Oldenburger Münsterland. Seit zehn Jahren zurück in der Heimat und seit Mai 2022 fest beim Hellweger angestellt.
