Die Lange Straße wird wieder Sternengasse - trotz Corona. Und auch der 5. Dezember soll verkaufsoffen sein.

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Verkaufsoffener Sonntag trotz RKI-Warnung? Lüner Rat fällt Entscheidung

rnCorona und Wirtschaft

Das Robert-Koch-Institut rät dazu, wegen der Corona-Lage Großveranstaltungen abzusagen. Sollte das auch für den verkaufsoffenen Sonntag in Lünen gelten? Der Stadtrat war sich nicht einig.

Lünen

, 13.11.2021, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Rat von Lothar Wieler, dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, ist eindeutig: „Am besten wäre es, wenn man bestimmte Großveranstaltungen absagen würde“, sagte er am Freitagmittag (12.11.) während der Bundespressekonferenz. Etwas mehr als zwölf Stunden zuvor hatte sich der Lüner Stadtrat dafür ausgesprochen, an einer Großveranstaltung festzuhalten - trotz rasant steigender Infektionszahlen.

3500 Kundinnen und Kunden erwartet

Die Diskussion über Sinn oder Unsinn eines verkaufsoffenen Sonntags mitten in der vierten Welle der Pandemie hatte Christoph Tölle angestoßen, der Fraktionschef der CDU. Ihm gehe es um den Meinungsaustausch, sagte er am Donnerstagabend während der Ratssitzung im Erlebnisreich-Campus der ehemaligen Westfalia. „Ist es sinnvoll, daran festzuhalten angesichts der aktuellen Situation“, fragte er. Schließlich handele es sich um einen Publikumsmagnete. Zu normalen Werktagen seien zwischen 13 und 18 Uhr „nicht mehr als 1000 Kunden“ im Bereich der Fußgängerzone unterwegs. Am verkaufsoffenen Sonntag werden 3500 erwartet.

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Die Meinung von Tölles eigenen Partei war dabei eindeutig: an dem verkaufsoffenen Sonntag am 5. Dezember festhalten. Das sah auch Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns so: „Ich halte es für vertretbar, den Kaufleuten die Option einzuräumen“, sagte er. Es bestehe für die Menschen „ja keine Verpflichtung, dort auch hinzugehen“.

Gefromm: „Hygienekonzept gilt an jedem Wochentag“

Das unterstützte auch Karsten Niehues für die FDP: „Wir tun unserer Stadt einen Gefallen.“ Günther Koch (CDU) sah die einzelnen Kundinnen und Kunden sowie die Kaufleute in der Verantwortung, sich und andere zu schützen: „Eine Verantwortung, der sie auch gerecht werden.“ Schließlich habe jedes Geschäft ein Hygienekonzept erarbeitet und mit dem Ordnungsamt abgestimmt, bestätigte Jochen Gefromm (CDU), „und das gilt genauso sonntags wie an jedem anderen Tag auch“. Mustafa Kurt (Die Linke) sprach sich dafür aus, „dass Familien gemeinsam bummeln gehen und nicht alles im Internet bestellen“.

Es gab auch auch kritische Stimmen. Andreas Dahlke verwies für die GFL auf die hohe Zahl der Impfdurchbrüche. Solange das Boostern nicht ausreichend an Fahrt aufgenommen habe, sei eine solche Veranstaltung nicht ratsam: Bedenken, die auch fraktionsübergreifend andere Politikerinnen und Politiker teilten.

19 von 53 Ratsmitglieder stimmen gegen Sonntagsöffnung

19 von 53 Ratsmitglieder stimmten gegen den verkaufsoffenen Sonntag, drei enthielten sich. Damit werden die Geschäfte im Bereich der Fußgängerzone öffnen können am 5. Dezember. Vorausgesetzt, es muss nicht doch noch unerwartet zu einer Absage kommen aufgrund der Intervention von Land oder Bund - etwa in Folge der Ministerpräsidentenkonferenz, die auf Drängen von Noch-Kanzlerin Angela Merkel in der nächsten Woche stattfinden soll. Ob dann Händlerinnen und Händler Schadensersatz fordern könnten von der Stadt Lünen, wollte der fraktionslose Andreas Mildner im Rat wissen. Die Antwort von Bürgermeister Kleine-Frauns war eindeutig: Nein. Eine verschärfte Corona-Lage wäre „höhere Gewalt“.

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Der verkaufsoffene Sonntag parallel zum Weihnachtsmarkt hat in Lünen Tradition. Eigentlich finden an diesem Tag auch noch immer das sogenannte Weihnachtsfackelschwimmen in der Lippe statt. Doch wie bereits 2020 fällt diese Veranstaltung aus - anders als der Weihnachtsmarkt selbst. Er soll wie geplant am 18. November öffnen und bis zum 23. Dezember dauern. Ob ihn nur Menschen besuchen können, die geimpft oder genesen sind (2G) oder auch Getestete, prüft die Stadtverwaltung noch. Die ersten Weihnachtsmarkthütten stehen bereits in der Fußgängerzone zwischen den Weihnachtsbäumen und unter den großen Herrnhuter Sternen.