Plötzlich ging alles schneller als gedacht. Nachdem ein weiterer Bewerber sein Angebot zurückgezogen hatte, sind am 16. März die Arztsitze der Praxis von Dr. Siegrid Mehnert-Aner (78) im Jakob Henle Haus an der Cappenberger Straße 84-90 neu vergeben worden. Die Nachfolger der Medizinerin, die sich im November 2022 in den Ruhestand verabschiedet hatte, sind in Lünen seit Jahren bekannt: Es sind die Mediziner Dres. Schumann, Meiners, Drees, Losch und Lang des Nephrologicum MVZ Lünen an der Brechtener Straße.
Dort, wie auch im Jakob Henle Haus, gibt es jeweils um die 30 Dialyseplätze für Nierenkranke. Die Patienten der Dialyse im Jakob Henle Haus werden von den Dres. Martin Wenning und Mikail Baran medizinisch betreut. Dr. Karsten Schumann fungiert dort - wie auch an allen anderen Standorten - als Geschäftsführer.
Das Nephrologicum MVZ Lünen GmbH ist in Brambauer, am Christophorus Krankenhaus in Werne und am Klinikum Dortmund-Nord vertreten. Es gehört zur ÜBAG Nephrologicum Westfalen GbR. Zu deren acht Standorten, darunter auch in Unna und Soest, kommt jetzt der neunte an der Cappenberger Straße in Lünen dazu und firmiert unter ÜBAG Nephrologicum Westfalen GbR, MVZ Lünen GmbH, Zweigstelle Cappenberger Straße. Hinter dem ärztlich geleiteten MVZ steht der Sanecum-Konzern, an dem auch Ärzte finanziell beteiligt sind.
Die Patienten werden wenig von der Änderung merken, eines aber doch: Die Praxis an der Cappenberger Straße ist jetzt unter der Telefonnummer (0231) 95057800 und Faxnummer (0231) 950578300 zu erreichen. Der Grund ist die neue Software, die Lünen mit den anderen MVZ-Standorten digital zusammenführt. Ansonsten werde es einen gleitenden Übergang geben, sagt Dr. Franz Mehnert.
Er hatte sich über den im Mai geplanten und jetzt plötzlich vorgezogenen Übergabe-Termin etwas gewundert, „aber es muss ja mal ein Schnitt gemacht werden.“ Das bedeute momentan viel Bürokratie, schildert er. Über Emotionen könne man gar nicht nachdenken. Die schon am 15. März ausbezahlten Gehälter müssten jetzt wieder zurückgerechnet werden. Nur ein Beispiel, was alles zu regeln ist.
Erste Dialysepraxis in Lünen

Fast 40 Jahre führte Siegrid Mehnert-Aner ihre Praxis. Weil sie die erste war, die ambulante Dialyse in Lünen anbot, gilt sie als Pionierin in der Stadt. Mehnert-Aner bleibt weiterhin Eigentümerin des nach den Plänen des Dortmunder Architekten Prof. Eckhard Gerber erbauten Gebäudes, das sie nach dem bekannten Histo- und Pathologen Jakob Henle benannte. Die neuen Praxisinhaber sind dort Mieter.
Der Grund für die Bewerbung um die Übernahme liegt für MVZ-Geschäftsführer Karsten Schumann (63) auf der Hand: „Es passt räumlich und wir haben viele gemeinsamen Schnittstellen.“ Dem hat der Zulassungsausschuss der Ärzte und Krankenkassen für den Regierungsbezirk Arnsberg I am 16. März zugestimmt. Schumanns erste Amtshandlung einen Tag später sei es gewesen, sich den Mitarbeitenden an der Cappenberger Straße vorzustellen. Sie werden alle, auch die beiden dort wirkenden Ärzte, übernommen. „Ich hatte das Gefühl, mit offenen Armen empfangen worden zu sein“, so Schumann. Auch er glaubt, dass die Patienten von der Veränderung kaum etwas merken werden.
Siegrid Mehnert-Aner führte die Nephrologie mit einer diabetologischen Schwerpunktpraxis. Ob auch eine Schwerpunktpraxis von den neuen Betreibern beantragt werde, sei nicht auszuschließen. „Darum bemühen wir uns, aber es ist noch nicht final“, erklärt Schumann. Jetzt gebe es zunächst andere Dinge zu klären. Geplant sei, die vorhandene diabetologische Schwerpunktpraxis in Brambauer noch auszuweiten.
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