Alternativen zur deutschen Küche? Gibt es beim Italiener, Griechen oder Chinesen. Aber warum nicht mal eine kulinarische Entdeckungsreise wagen? Gesagt, getan. Im „Kara Gözlüm“.
Wenn wir uns einig sind, dass es sich bei Döner-Buden nicht um türkische Restaurants handelt, dann war ich noch nie in einem. Auch in der Türkei war ich noch nicht. Das sind einerseits gute Voraussetzungen, um ein richtiges türkisches Restaurant zu checken, weil ich total neugierig bin. Andererseits aber auch schlechte Voraussetzungen, weil ich nicht weiß, wie bestimmte Gerichte schmecken sollten, wenn sie gut gemacht sind. Mir fehlt der Maßstab. Aber genug der grauen Theorie, hinein ins „Kara Gözlüm“ an der Laakstraße.
Die Atmosphäre
Der Eingang befindet sich hinter dem Haus, wo an diesem Dienstagabend im Januar gleich mehrere Überraschungen auf meine Frau und mich warten. Das Restaurant hat einen großen Außenbereich mit einer Art Wintergarten. Dort sind bei einer Außentemperatur von 2,5 Grad vier (!) Tische besetzt. Heizstrahler machen es möglich. Wer will, kann hier eine Wasserpfeife rauchen.

Der Wintergarten des Kara Gözlüm. Unter den Heizpilzen fühlen sich die Gäste auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wohl. © Peter Fiedler
War es meiner Kollegin Beate Rottgardt bei ihrem letzten Restaurant-Check etwas zu trubelig, erleben wir das Gegenteil. Innen ist kein einziger Tisch besetzt. Da fühlt man sich schon ein bisschen verloren. Später kommen noch einige Gäste.
In den Räumen dominieren die Farben Weiß und Silber, mit kleinen, lilafarbenen Akzenten. Die Stühle sind mit Hussen überzogen. Fünfarmige Kronleuchter spenden Licht. Hier und da glitzert und blinkert es.
Die Speisekarte
Vorspeisen, Suppen, Salate, Teiggerichte, Fleischgerichte und Desserts: Die Speisekarte ist umfangreich, die Auswahl groß. Wer mag, kann im „Kara Gözlüm“ sogar frühstücken. „Es ist die typisch anatolische Küche, wie man sie auf dem Land findet, nicht die türkische Großstadtküche“, sagt Inhaber Aytekin Kaya über das Konzept. Im Oktober 2018 hat der 28-Jährige das Kara Gözlüm eröffnet. Früher befand sich dort ein Bioladen. Kara Gözlüm bedeutet laut Kaya wörtlich übersetzt „das südländische Auge“. Ein Begriff, der oft in türkischen Liedern vorkommt - und dann eine schöne Frau meint.
Die Vorspeisen
Meine Frau wählt Ispanakli Cacik - Joghurt mit Spinat und Knoblauch (4,50 Euro). Ich entscheide mich für Humus - Kirchererbsenpüree mit Sesamöl und Knoblauch (5,50 Euro). Beides wird auf ovalen Tellern gereicht. Ispanakli Cacik ist die türkische Variante des griechischen Zaziki - aber mit Spinat. „Lecker“, sagt meine Frau. Da schließe ich mich an. Kichererbsenpüree haben wir noch nie gegessen. Vor allem das Öl gibt den Kichererbsen Geschmack und eine pikante Note. Beide Vorspeisen sind ein guter Start ins Menü. Nur habe ich vergessen, sie zu fotografieren.
Die Hauptspeisen
Meine Frau entscheidet sich für Adana Kebabi (Hackfleischspieße mit Reis) für 15,50 Euro. Ich bestelle Sehzade Kebabi (Auberginenkebab mit Rindfleisch) für 14,50 Euro. Die Bedienung weist auf die Schärfe der Fleischspieße hin. Egal, probieren wir.

Hauptspeise im Kara Gözlüm: Adana Kebabi. © Peter Fiedler
Die Fleischspieße werden nicht nur mit Reis, sondern auch mit Paprika, Pilzen, einem Salat sowie Granatapfelkernen und einer Gewürzpaste serviert. Und die Schärfe? Für meine Frau grenzwertig, für mich noch ok. Auf jeden Fall kein Grund, das leckere Fleisch zurückgehen zu lassen.

Hauptspeise im Kara Gözlüm: Sehzade Kebabi. © Peter Fiedler
Mein Auberginenkebab reicht die Bedienung in einer Tonschüssel. Dazu gibt es Reis mit Pilzen und Paprika, Granatapfelkerne, Rotkohl als Rohkost und zwei Löffelchen mit Gewürzpaste sowie Joghurt mit Knoblauch. Auberginen, Tomaten und Rindfleisch in der Tonschüssel sind eine prima Kombination. Das Fleisch hätte für meinen Geschmack einen Hauch zarter sein können. Die süßen Granatapfelkerne bieten einen wunderbaren Kontrast zur Würze des Auberginenkebab.
Das Dessert
Die orientalische Küche ist bekannt für ihre süßen Desserts und darauf hatten wir uns gefreut. Doch die Portion Cikolata Soslu Meyve (6,50 Euro), die wir uns teilen, kommt irgendwie so gar nicht orientalisch daher, jedenfalls nicht für uns. Bananen, Blutorangen und Ananas, bestreut mit Kokosflocken. Darüber wurde reichlich Schokolade gegossen.

Das Dessert im Kara Gözlüm: Cikolata Soslu Meyve. © Peter Fiedler
So hatten wir uns ein türkisches Dessert nicht vorgestellt. Außerdem wundert uns, dass Crêpes auf der Dessertkarte stehen. Für uns irgendwie auch nicht typisch türkisch. Restaurant-Chef Kaya sagt, er habe sich bewusst für diese Dessert-Auswahl entscheiden, „denn sonst bekommt man schon nach einem Bissen einen Zucker-Schock.“
Die Getränke
Meine Frau trinkt einen Pfefferminztee (1,50 Euro), ich trinke zwei Apfelsaftschorlen (je 2,80). Da ich mich gerade im „dry January“ (kein Alkohol im Januar) befinde, kommt mir die Getränkekarte entgegen. Darauf stehen nämlich keine alkoholischen Getränke. „Das hat keine religiösen Gründe“, sagt der Restaurant-Chef. Alkohol und Shisha (Wasserpfeife) sei aber für manche Menschen keine gute Kombination. Außerdem könne er es moralisch nicht vertreten, so Aytekin Kaya, wenn er einerseits in seinem Restaurant einen Kinderspielplatz habe und auf der anderen Seite Alkohol ausschenke. „Es gibt aber bei uns alkoholfreien Wein und alkoholfreies Bier“, betont er.
Die Preise
53,60 Euro stehen am Ende auf der Rechnung für zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen, drei Getränke und ein Dessert. Wie gesagt, wir sind im Restaurant, nicht in der Dönerbude.
Kinderfreundlichkeit
Die Kinderkarte ist eher an Burgerläden orientiert: Pommes, Nuggets, Chicken Wings. Für kleinere Kinder gibt es im Garten einen Spielplatz.

Im Garten des Restaurants Kara Gözlüm gibt es auch einen Kinderspielplatz. © Peter Fiedler
Der Service
Sehr aufmerksam und freundlich. Als wir Platz genommen haben, wird sofort angeboten, die Musik leiser zu drehen, was wir als sehr angenehm empfinden. So zuvorkommend geht es weiter. Daumen hoch!
Barrierefreiheit
Alles im Kara Gözlüm ist ebenerdig. Ein Weg mit feinem Schotter führt ins Restaurant. Die Toiletten dürften wegen der schmalen Türen für Rollstuhlfahrer nicht benutzbar sein.
Erreichbarkeit
Hinter dem Haus gibt es einige Parkplätze, in unmittelbarere Nähe befindet sich eine Bushaltestelle. Die Linie C 4 fährt zur Laakstraße.
Das sagt das Netz
Bei Google gibt es 71 Bewertungen und 4,7 von 5 Sternen. Neben dem Essen wird vor allem das Personal gelobt.
Das Fazit
Aus der Perspektive deutscher Gäste ist es ein Restaurant für Entdecker, die sich auf Neues einlassen möchten. Vor- und Hauptspeisen haben wir genossen, das Dessert war eine Enttäuschung. Inhaber Aytekin Kaya sagt, dass sich deutsche und türkische Gäste in etwa die Waage halten. Schade, dass das Restaurant bisher nur bei Facebook vertreten ist. Eine Homepage mit Speisekarte wäre schön und soll laut Aytekin Kaya bald kommen.
Alle Informationen
Café-Restaurant Kara Gözlüm, Laakstraße 91, Tel. 0177 9092327, Öffnungszeiten: freitags und samstags 9 bis 23 Uhr, sonntags, dienstags, mittwochs und donnerstags 9 bis 22 Uhr, montags Ruhetag.
www.facebook.com/KaraGoezluem.CafeRestaurant/
- Wir gehen ohne Vorankündigung in die Restaurants – als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern Menschen, die gerne an schönen Orten essen.
- Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.
- Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren für die nächsten Tage einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.
Berichtet aus Lünen über Lünen für Lünen. Jahrgang 1958, Urgestein bei Lensing Media, seit über 40 Jahren im Geschäft. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, eines nie: Die Leidenschaft für Lokaljournalismus.
