
© Goldstein
Trotz Lockerung: Günther Goldstein kann seine Mutter nicht besuchen
Muttertag
Passend zum Muttertag sind ab Sonntag Altenheim-Besuche in NRW erlaubt. Nach langer Isolation dürfen Familien sich wieder sehen. Günther Goldstein (73) aber kann das nicht nutzen.
Eine emotionale Situation: Die betagte Mutter lebt im Altenheim, wo es wegen Corona seit Wochen ein Besuchsverbot gibt. Nun könnte der Sohn seine Mama endlich wieder besuchen, denn ab Muttertag (10.5.) ist das unter Auflagen wieder möglich.
Doch das Schicksal will es anders. Der Sohn liegt im Krankenhaus, kann seine Mutter nicht besuchen, obwohl Muttertag ist, obwohl sie einen Tag später ihren 99. Geburtstag feiert.
Sohn liegt im Krankenhaus
Günther Goldstein aus Lünen muss weiter auf ein Wiedersehen mit seiner Mutter warten. Der langjährige Ruhr-Nachrichten-Fotograf liegt im Krankenhaus und hat nach einer Operation auch noch mit einer Lungenembolie zu kämpfen.
Gerade erst musste er seinen eigenen Geburtstag im Krankenhaus verbringen.
Und jetzt kann der 73-Jährige seiner Mutter Elfriede Goldstein, die im Caritas-Altenzentrum St. Norbert lebt, nicht persönlich zum Muttertag und einen Tag später zu ihrem 99. Geburtstag gratulieren.
Tochter und Enkel kommen zum Geburtstag
„Im vergangenen Jahr habe ich ihr noch ein digitales Fotoalbum geschenkt und wir haben zusammen gekegelt. Das ist bei uns Tradition zum Geburtstag“, erinnert sich der Fotograf. Aber auch wenn der älteste Sohn nicht da sein kann, wird Elfriede Goldstein an ihrem Geburtstag nicht allein sein. Denn ihre Tochter Ursula Stitz plant mit ihren Söhnen und der Cousine vor das Heim an der Laakstraße zu kommen und der Mutter durch eine Glastür zu gratulieren. Dann will die Familie auch den Muttertag nachfeiern. An beiden Tagen zu kommen, wäre zu viel. Denn vermutlich werden am Muttertag viele Besucher ins Altenzentrum kommen wollen.
Am Montag soll es Sekt geben, auf den 99. Geburtstag angestoßen werden. „Für meine Mutter wird es aber das größte Geschenk sein, dass wir da sind“, sagt die 68-jährige Tochter.
Vor dem Verbot zwei Besuche in der Woche
Die Vorfreude ist groß. Denn Elfriede Goldstein hat ihre Familie seit Wochen nicht mehr gesehen. Vor dem Besuchsverbot wegen Corona haben Sohn und Tochter ihre Mutter etwa zwei Mal in der Woche besucht. Das Besuchsverbot sei für die Familie überraschend gekommen, so Goldstein. Wirklich realisiert habe er die Bedeutung aber erst, als er vergeblich zum Altenheim gekommen und wieder nach Hause geschickt worden sei.
„Zuerst war ich schockiert, aber dann konnte ich es gut nachvollziehen“, sagt er. Der Schutz der Risikogruppen stehe an erster Stelle. Obwohl die Zeit ohne seine Mutter für ihn kaum zu ertragen sei. In der ganzen Zeit habe er nur zwei Mal über das Altenheim mit ihr telefonieren können. Der Versuch, sie über ein Handy zu erreichen, schlug fehl. Sie könne damit nicht umgehen. Deshalb fand Ursula Stitz eine Lösung: Sie schrieb ihrer Mutter regelmäßig Briefe.
Angehende Journalistin und Studentin des wirtschaftspolitischen Journalismus an der Technischen Universität in Dortmund. Seit sechs Jahren schreibt sie frei für Tageszeitungen mit.